Rezensionen

Abersen 3 & 4

 Es ist bereits fünf Jahre her, dass der Carlsen Verlag mit Abersen eine der vielleicht ungewöhnlichsten Fantasyserien startete. Aber nicht zuletzt die verworrene und fordernde Handlung dürfte dafür gesorgt haben, dass Abersen bereits nach zwei Alben ein vorzeitiges Ende beschert war.

Jetzt haben sich die Jungs von Finix Comics ein Herz gefasst und dem außergewöhnlichen Comic endlich ein Ende gegönnt. Finix ist ein Club, der sich darauf spezialisiert hat, Albenreihen, die bei anderen Verlagen, oftmals kurz vor Vollendung der Serie oder eines Zyklus, abgebrochen wurden, zu einem würdigen Abschluss zu verhelfen. Mit den jüngst erschienenen Bänden 3 und 4 von Abersen ist ihnen dies wieder einmal gelungen und Sammler können sich die komplette vierteilige Saga von Zeichner und Szenarist Marc N`Guessan in einheitlicher Aufmachung ins Regal stellen.

 Der Verdienst von Finix als vorbildliche „Lückenfüller“ des deutschen Comicmarktes und ihre professionelle Arbeit für Komplettisten und Leser, die wissen wollen, wie eine Geschichte ohne das Fallenlassen anderer Verlage bis zum vorgesehenen Ende ausgesehen hätte, ist in diesem Zusammenhang nicht hoch genug einzuschätzen. Größere Probleme gibt es da schon eher für potentielle Quereinsteiger wie mich, die die ersten beiden Carlsen-Nummern nicht kennen und mit der ersten Finix-Ausgabe, also Ausgabe 3 von Abersen, gestartet sind. Dabei wird vor allem eines deutlich: Abersen ist ein zu komplexer Comic, als dass man ihn ohne Vorkenntnisse der Carlsen-Alben vollends erfassen und verstehen könnte (und auch dann dürfte es noch schwer genug sein). Es ist aber auch ein viel zu schönes Comicerlebnis, als dass man darauf verzichten möchte, irgendwann nochmals alle vier Alben an einem Stück lesen zu wollen.

Seite aus Abersen 4Abersen ist sicherlich eine der Comicreihen, die damals nicht aufgrund ihrer mangelnden Qualität eingestellt wurden, sondern wohl u.a. auch deswegen, weil die Leserschaft sich nicht in ausreichender Zahl auf die Story einlassen wollte. Marc N'Guessan, der kreative Kopf hinter Abersen, macht es einem aber auch wahrlich nicht leicht. Sein Werk ist nicht als klassischer Fantasystoff einzustufen. Vielmehr handelt es sich um ein hintergründiges und vielschichtiges Verwirrspiel, in welchem eine Gruppe vermenschlichter Tiere agieren, darunter der vermeintlich auserwählte Bär Hotis, der sich zusammen mit seinen Kumpanen in einer abenteuerlichen wie gefährlichen Welt fortbewegt und zwischen Traum, Tod und Realität wandelt. Dementsprechend verbindet N'Guessan jene Motive und gestaltet sie in ausschweifenden Bildern ansprechend aus, besonders die unwirklichen Unterwasser-Visionen, in denen unheimliche Kreaturen hausen und immer wieder die Erdbewohner heimsuchen.

Die monströse Bedrohung wird zur allgegenwärtigen, unbekannten Gefahr, der sich die Weggefährten stellen müssen. Zwischen Hotis' sich erfüllendem Schicksal und erkennbarer Zeitparadoxien ist Abersen ein nicht einfach zu goutierender Comic, der aber umso mehr dazu einlädt, einen zweiten oder dritten Blick zu riskieren. Bereuen wird man diesen sicher nicht.

 

Abersen
Finix Comics
Text und Zeichnungen: Marc N'Guessan

Fantasycomic mit Tiefgang

Band 3: Jenseits der trockenen Meere
Softcover; farbig; 48 Seiten; 11,80€
ISBN: 9783941236011

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Band 4: Über die Zeiten hinweg
Softcover; farbig;
64 Seiten; 13,80€
ISBN: 9783941236035

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe Finix Comics