Autor: Benjamin Vogt

Hack/Slash 3

Cassie Hack ist zurück. Zusammen mit ihrem furchterregenden Kompagnon Vlad begibt sich die Slasher-Jägerin auch weiterhin auf die Suche nach übersinnlichen Horrorwesen. Und so zurückhaltend mein Urteil über die bisherigen Geschichten (Band 1, Band 2) war, so überrascht muss ich mich doch von der Qualität des dritten Bandes zeigen. Autor Tim Seeley scheint es jetzt besser als noch zuvor zu gelingen, dass es eine stringente Handlung gibt, bei der mehr Wert auf Details gelegt wird. So beginnt „Freitag der 31.“ Mit einem Crossover zwischen Hack/Slash und Chucky, der aus diversen Filmen bekannten Killerpuppe. Dieses ist makaber und witzig zugleich und macht einfach nur Spaß. Zudem ist diese Story sehr gut von Matt Merhoff illustriert worden, der im Gegensatz zu Stammzeichnerin Emily Stone auf klarere Kontraste und dünnere Striche setzt. Der Rest des Bandes folgt eher dem Schema der vorherigen Episoden, es geht u.a. um eine Rockband, die Groupies in die Hölle schickt. Von solch absurder Natur waren die Hack/Slash-Erzählungen zwar immer schon, aber so richtig Gefallen kann ich an dem Konzept erst jetzt finden. Trotzdem, …

el Niño 1+2

 Vera Michailov kommt viel herum. Die junge Frau reist nämlich als Freiwillige des Roten Kreuzes in fremde Länder, um humanitäre Hilfe zu leisten. Dass das nicht ungefährlich ist, zeigt sich auch während ihres Aufenthaltes auf dem afrikanischen Kontinent, bei dem sie die Nachwehen einer Dorfplünderung hautnah miterleben muss. Zurück in Frankreich begegnet sie vor dem Grab ihres kürzlich verstorbenen Vaters einer Gruppe Zigeuner, die eine für sie persönlich äußerst informative Geschichte zu berichten wissen. Darin geht es um den Stargeiger Jakob, Veras Vater, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlug. Und es fällt der Name eines gewissen Kolyas, der angeblich ihr Zwillingsbruder sein soll

The Goon 3

Ein kleines Stück der recht frühen Vergangenheit des Goon ließ Autor/Zeichner Eric Powell ja bereits in vorherigen Kapiteln durchscheinen (Rezension Band 1, Band 2), im dritten Sammelband steht die Kindheit des groben Mafiososchlägers nun vollends im Mittelpunkt. Dass die nicht voll eitler Sonnenschein ist, kann man sich denken. Powell verpackt die Jugendjahre seiner Figur geschickt um eine Fotostory; eine Metaebene, die sich abermals zwischen Zombiekloppereien und absurder Gangstergeschichten verbirgt. Dazu beinhaltet der Band eine von Kyle Hotz gezeichnete Kurzepisode um einen entflohenen Skunkaffen. Auch das passt irgendwie perfekt ins Konzept und ist somit  weiterer Grund, um sich diese Ausgabe zu besorgen. Powells wirre Art zu erzählen und seine wandelbare Zeichentechnik machen seine Comics zu echten Highlights. Und obwohl er dies schon von Beginn an unter Beweis stellte, scheint sich seine Reihe sogar von Mal zu Mal zu steigern. Gerade nach dem Lesen der deutschen Sammelbände, durch die man die ganze Palette der kranken Einfälle abbekommt, läuft man Gefahr, für die kommenden Stunden erst mal völlig verstört zu sein. Das ist gut so, ist The Goon …

Klezmer 2

Kauft man Comics von Joann Sfar, scheint das Geld stets gut angelegt zu sein. So auch bei seinem Werk Klezmer, eine gezeichnete, musikalische Folklore-Geschichte über eine jüdische Band. Thematisierte Sfar in Band 1 noch ausführlich die Zusammenkunft der eigenwilligen Klezmer-Kapelle, so kann man diese jetzt bei einem Auftritt begleiten. Im prunkvollen Haus der alten Dame Scylla wird Geburtstag gefeiert, entsprechend inszeniert Sfar die musikalische Untermalung, die durch seine illustren Figuren Ausdruck findet und  die die Gäste den ganzen Abend über begleitet. Die Story ist so hervorragend gelungen, weil sie ständig verschiedene Handlungsorte umkreist und an jedem dieser Orte eine neue Anekdote oder eine weitere intime Begegnung lauert. Dabei verbleibt alles Gesehene innerhalb der Wände der Gastgeberin, erzählt wird auch – zeitlich gesehen – ausschließlich im Rahmen der abendlichen Feier. Scheinbar mühelos jongliert der Künstler hier mit einer unstetigen Aquarelltechnik, bei der die schwarzen Vorzeichnungen großzügig übermalt werden. Im weitschweifigen Anhang, der Sfars Ausführungen zu dieser Thematik enthält, weist er explizit darauf hin, dass die Übergänge fließend sein müssen und dass die Farben nicht gemäß ihrem …

Tanatos 1 – Der Sohn des Todes

 Na also, nachdem einige der Comics, die für das „All in One“-Konzept von Ehapa ausgewählt wurden, von eher durchwachsener Qualität waren, bringt der Verlag mit Tanatos nun eine französische Albenreihe, die man schließlich beinahe ausnahmslos loben muss. Angesiedelt in Frankreich des frühen 20. Jahrhunderts, handelt der erste abgeschlossene Zyklus „Der Sohn des Todes“ von dem sich entfaltenden Masterplan des französischen Superschurken Tanatos, der im Jahr 1914 die Politik der Nationalversammlung direkt beeinflusst und durch Anschläge und Attentate insgeheim zum kriegsauslösenden Faktor wird.

Thorinth 1: Der Narr ohne Namen

 Nicolas Fructus legt mit Thorinth, bei dem er sowohl die textliche als auch die zeichnerische Arbeit übernimmt, seine erste Comicreihe überhaupt vor. Herausgekommen ist, wie Band 1 bereits zu belegen weiß, ein reichlich verschrobenes Werk, das keine ungewöhnlichen Themen scheut. Aber kann diese Debutserie auch überzeugen? Letztlich nicht ganz. Der Hauptgrund dafür ist das sich steigernde Verstricken in eine wirr erscheinende Handlung.

Northlanders 1 – Sven, der Verräter

Brian Wood (DMZ, Demo) startet mit Northlanders ein neues Comicprojekt für das Vertigo-Label. Glücklicherweise gelingt es ihm auch diesmal, die spezielle Thematik eindrucksvoll als Autor zu gestalten. Angesiedelt ist die Serie im Zeitalter der Wikinger, Band 1 (im Jahr 980 spielend) erzählt in acht Kapiteln von Krieg, Verrat und Ehre: Sven, der in Konstantinopel zum Krieger ausgebildet wurde, kehrt nach dem Tod seines Vaters in seine Heimat zurück, um dort die Thronfolge anzutreten. Doch sein Onkel Gorm macht ihm dieses Erbe streitig, was Sven zu einem langen Rachefeldzug veranlasst. Was sich auf dem Backcover noch reißerisch mit den Worten „Härter als Conan und blutiger als 300“ ankündigt, ist im ersten Sammelband tatsächlich ein martialisches und gewaltiges Kampfspektakel. Dazwischen herrschen aber auch die leisen, besinnlichen Töne vor, mit denen Brian Wood die Hauptfigur Sven umfassend und vielschichtig zu charakterisieren weiß. Damit beginnt die Vertigo-Reihe Northlanders als unterhaltsames und kluges Werk vor historischem Hintergrund. Richtig gut gefallen haben mir auch die Zeichnungen des italienischen Künstlers Davide Gianfelice, der in einem mattierten Grundton sowohl Blutspritzer im Gefecht als …

Marvel Max 29: Legion of Monsters

Ganz schön gruselig, dieser Band, der allen möglichen Horrorfiguren Marvels eine neue Plattform bietet. Enthalten sind alle vier One-Shots (jeweils mit zwei Geschichten) des Projektes Legion of Monsters aus dem Jahre 2007, sowie ein Nachdruck von Marvel Premiere #28 von 1976, das thematisch perfekt in das Horrorschema passt.Eine ganze Riege Zeichner und Autoren hat sich dafür zusammengefunden, darunter auch etliche bekannte Namen. So machen allein schon Zeichnungen von z.B. David Finch, Michael Gaydos, Ted McKeever oder Skottie Young so manche Erzählung zu einem echten Kleinod. Abgesehen davon bietet sich einem in den acht Stories (plus Classic-Story) ein bunter Mix quer durch alle möglichen Zeichenstile, der einfach nur Spaß macht. Inhaltlich lässt sich nur so viel verraten, als dass sämtliche namhaften Monster des Marvel-Kosmos ihre eigene Episode gewidmet bekamen, es gibt also ein Wiedersehen mit Morbius, Man-Thing, Dracula, Werewolf by Night oder Frankensteins Monster, um nur einige zu nennen. Herrlich nostalgisch dagegen ist die erwähnte Classic-Story aus den 70ern. Die abgedrehte Handlung bezieht sich auf ein frühes Team-Up von Morbius, Man-Thing, Werewolf und dem Ghost Rider, …

Helden ohne Skrupel 9: Östlich von Roswell

 Finix, der Verlag, der sich eingestellter bzw. nicht abgeschlossener Comicserien annimmt und diese zu Ende bringt, hat sich mit Helden ohne Skrupel mal wieder einen Titel ausgesucht, der viele Fans der vorherigen Alben freuen dürfte. Bislang sind von dieser Reihe zwischen 2001 und 2003 elf Alben im Carlsen Verlag erschienen, neben den regulären Nummern 1-8 gibt es eine Nullnummer sowie die Ausgabe 5 in drei Varianten (5a – 5c weisen nicht nur unterschiedliche Covermotive auf, sondern bieten auch alternative Enden). Erwähnenswert ist darüber hinaus auch der Comic Die Weiße Tigerin vom selben Kreativteam, von dem bei Schreiber&Leser seit 2008 vier Alben veröffentlicht wurden. Sie behandeln die Vorgeschichte von Alix Yin Fu, einer Geheimagentin, die in Helden ohne Skrupel eine wichtige Rolle spielt.

Unter dem Hakenkreuz 1: Der letzte Frühling

 Das erste Comicalbum der Reihe Unter dem Hakenkreuz porträtiert das Leben der Menschen in einer rheinischen Kleinstadt zu Zeiten der sich in der Endphase befindlichen Weimarer Republik. Im Mittelpunkt der 1932 einsetzenden Handlung steht der Jugendliche Martin Mahner, der im Gegensatz zu seinem Vater dem Aufstieg der Nationalsozialisten skeptisch bis ablehnend gegenübersteht. Dann gibt es da noch Gunther, seinen besten Freund und eigentlich eine politisch wenig interessierte Persönlichkeit. Martin, der kulturbegeisterte Schüler, bekommt aber spätestens ab der Machtübernahme Hitlers 1933 hautnah mit, dass sich die Windrichtung auch in seinem Heimatort gedreht hat: ein Boykott jüdischer Geschäfte wird ausgerufen, SA-Männer kontrollieren die Straßen und auch Gunther scheint an der Nazi-Ideologie zunehmend Gefallen zu finden. Am meisten trifft ihn aber sicherlich die Tatsache, dass Katharina, die Tochter der neuen Nachbarn, auf die Martin ein Auge geworfen hat, jüdischer Herkunft ist und deswegen entsprechend in Gefahr lebt.