Autor: Benjamin Vogt

Die lange Nacht von Saint Germain des Prés

Über mehrere Alben hinweg war es dem französischen Künstler Jacques Tardi vorbehalten, die Romane über die Fälle des Privatdetektives Nestor Burma (geschrieben von Léo Malet) als Comic zu adaptieren. Mittlerweile hat Tardi den Zeichenstift an Emmanuelle Moynot weitergereicht, von dem in Frankreich bislang drei Werke vorliegen. Das erste davon in deutscher Übersetzung fand jetzt Platz in der jüngst geschaffenen Noir-Reihe von Schreiber & Leser. Dabei wird man den kreativen Wechsel beim Reinblättern in „Die lange Nacht von Saint Germain des Prés“ vielleicht gar nicht sofort bemerken. Moynot hält inhaltlich nicht nur an der Romanvorlage Malets fest, sondern kopiert Tardis Zeichenstil nahezu perfekt. Offenbar ist das auch ein erwünschter Aspekt, wird doch bereits auf dem Cover auf Tardis ursprüngliche Figurenentwürfe hingewiesen. So schlendert auch im neuesten Comicband Nestor Burma mit Pfeife durch ein Viertel von Paris (diesmal ermittelt er im 6. Arrondissement Saint Germain des Prés), stolpert über Leichen, trifft sich mit Informanten und klärt ein Verbrechen auf. Ein klassischer Kriminalfall also, der sich auch im Kleinformat recht spannend liest und Jacques Tardis Arbeit gelungen fortführt. …

Die Verwandlung

 Einen großen literarischen Klassiker in ein anderes Medium zu transportieren ist nicht immer leicht. Gerade Comickünstler, die ja unbebilderte Romane grafisch zum Leben erwecken müssen, laufen immer Gefahr, dass die Inhalte, die Atmosphäre und die Intentionen, die der Schrifsteller sich ursprünglich ausgedacht hat, durch eine Adaption in Comicform nicht korrekt erfasst oder gar trivialisiert werden. Auf der anderen Seite steht die Gefahr, dass am Ende ein Comicwerk entsteht, welches sich zu sklavisch an die Vorlage hält, der Künstler also nicht mutig genug ist, dem Stoff genügend Eigenständigkeit als Comic einzuräumen. 

Reiseführer Entenhausen

 Wo genau in Entenhausen befindet sich eigentlich Dagobert Ducks berühmter Geldspeicher? Wo steht das Geburtshaus des Stadtgründers Emil Erpel? Und welche Attraktionen darf man als Tourist sonst nicht verpassen? Für diese und viele weitere Fragen bedurfte es 13 Jahre akribische Forschung. Das Ergebnis ist der jetzt veröffentlichte Reiseführer Entenhausen.

Sky Hawk

 Der Mangawestern war ja bislang ein eher unerforschtes Gebiet. Mangaka Jiro Taniguchi, von jeher ein Bewunderer frankobelgischer Westerncomics (z.B Jean Girauds Blueberry), erfüllte sich mit seinem Buch Sky Hawk einen lange gehegten Traum: Er versetzt zwei Samuraikrieger mitten in den Konflikt zwischen Indianern und US-Armee.

7 Jahre mit Garg

 Garg, das ist ein kleines, hellbläuliches Monster-Mädchen. Es wohnt beim erfolglosen Schriftsteller Benni, der Garg irgendwann einfach vor seiner Haustür fand. Das Zusammenleben des bücherverschlingenden, abenteuerlustigen Wesens mit seinem inoffiziellen Adoptivpapa schildert das kreative Duo ASP (dahinter verbirgt sich Alexander F. Spreng, Autor und Sänger der gleichnamigen Gothic-Band) und Ingo Römling, der als Zeichner auch unter der Pseudonym „monozelle“ unterwegs ist (Übrigens ist das nicht das erste Comicprojekt der beiden, denn 2006 erschien bereits ihre Kollaboration Varieté Obscur als Printcomic).

Mouse Guard – Winter 1152

 Kaum ist der stürmische Herbst vorbei, hat auch bereits der harte Winter die Mäuseterritorien fest im Griff. Völlig eingeschneit und ohne ausreichend Nahrung und Medikamente entsendet das Städtchen Lockhaven fünf unerschrockene Mitglieder der Mäusewache aus. Auf ihrem Weg zu nahegelegenen Mäusestädten ist die eisige Kälte jedoch nicht die einzige Gefahr …

Die Packard Gang

 Der Münchner Verlag Schreiber & Leser veröffenlicht thematisch düstere Comics seit Neuestem unter einem eigenen Noir-Label. Allerdings nicht im Albenformat, sondern als kleinformatige Bücher, ähnlich den Splitter Books oder den Comics der Graphic-Novel-Schiene von Carlsen. Einer von drei Bänden, die hierfür den Anfang bilden, ist der hervorragende französische Comic Die Packard Gang.

Prince of Persia – Vor dem Sandsturm

Im Zuge der Verfilmung des Videospielklassikers Prince of Persia erschien unlängst der begleitende Comicband „Vor dem Sandsturm“, der laut Cover die Vorgeschichte zum Kino-Hit enthalten soll (was so viel bedeutet wie: irgendwas zwischen „wichtige Ergänzung“ und „billige Abzocke“). Zudem ist der Comic logischerweise ein Disney-Produkt; und zwar eines, das mit der Beteiligung von Spawn-Schöpfer Todd McFarlane wirbt. Grund genug also, dieser Publikation eine Chance zu geben und unvoreingenommen an die Sache zu gehen (dazu muss ich sagen, dass ich den Film bislang noch nicht kenne). Ungewöhnlich ist der Comic sicherlich deswegen, weil die eigentliche Hauptfigur, der von Jake Gyllenhall verkörperte Dastan – Prinz von Persien -, nicht sonderlich oft auftaucht. Eingeteilt in kurzen Episoden, die aus der Sicht alter Weggefährten oder ehemaliger Bekanntschaften Dastans geschildert werden, hangelt sich der Hauptplot nur sehr müde voran. Von einer wirklichen Vorgeschichte würde ich in diesem Zusammenhang jedenfalls nicht sprechen, auch wenn der Sand der Zeit thematisiert wird. Die Arbeit von Todd McFarlane beschränkt sich gerade mal auf eine lustlos wirkende Coverzeichnung. „Vor dem Sandsturm“ beinhaltet ein paar seichte …