Rezensionen

Onkel Dagobert – Aus dem Leben eines Fantastilliardärs


 Ursprünglich war der Band Aus dem Leben eines Fantastilliardärs von Ehapa als Antwort auf Don Rosas Comicbiografie Sein Leben, seine Milliarden angekündigt. „Dagobert Duck im Original“, so lautete die frühe Ankündigung. Immerhin läge es ja nahe, dass man alle Geschichten von Übervater Carl Barks, auf die sich Rosa stark bezieht, nun selbst in einem Band versammelt.

Leider hat man sich von dieser Ausrichtung schnell verabschiedet und die jetzt vorliegende Publikation lässt sich nunmehr „lediglich“ als ein Best-of von Barks' Dagobert-Storys bezeichnen. Dabei erübrigt sich selbstredend jegliches Mäkeln an der inhaltlichen Qualität, denn in der Tat findet man unter den 20 abgedruckten Geschichten viele ausgezeichnete.

Die Aufmachung ist ebenfalls zu loben, denn sie orientiert sich an der 2008 erweiterten Gesamtausgabe von Rosas Sein Leben, seine Milliarden. Man darf sich also einen weiteren dicken Hardcover-Brocken ins Regal stellen.

Wesentlicher liebloser erscheint da schon die redaktionelle Betreuung. Obgleich nicht alle enthaltenen Comics eine Vorlage zu Don Rosas späterer Dagobert-Biografie liefern, finden sich doch etliche Hinweise. Leider lässt man diese Bezüge völlig unkommentiert, ebenso wie Hintergründe zur Entstehungsgeschichte. Das zieht sich bis hin zu den Quellenangaben, die gleich komplett ausgeklammert werden. Wie, wann und wo die Erzählungen ursprünglich veröffentlicht wurden, darüber lässt man den Leser im Schatten.

Nicht ein Hauch ist zu spüren von der wunderbaren Betreuung, wie man sie in bereits genannter Edition zu Sein Leben, seine Milliarden erleben konnte. Streiten kann man sich sicherlich auch über Sinn oder Unsinn der Kapiteleinteilung. Die 20 Geschichten wurden sortiert in „Erinnerungen“, „Entenhausen“, „Rund um den Globus“ und „Auf Schatzsuche“. Thematisch wirkt das auf mich beim Lesen allerdings wirr und ein Stück weit willkürlich. Denn auch darüber, wie und warum man diese Auswahl für diesen Band getroffen hat, bleibt nur zu spekulieren. Diesbezüglich hat mir auch  ein einleitendes oder erklärendes Wort an der passenden Stelle gefehlt.

Stattdessen bekommt man auf ganzen sechs Seiten ein spitzfindiges und pfiffiges Intro von Journalist und Kolumnist Tillmann Prüfer vorgesetzt, welches mir irgendwie Fehl am Platze erscheint. Er beleuchetet darin Dagobert Duck als Geschäftsmann, bezeichnet ihn als „Antithese zum Investmentbanker“ oder „Kapitalist“. Prüfer schwadroniert über „Image-Shaping“, „Public-Relations-Berater“ und „Action-Unternehmer“. All das natürlich mit einem zwinkernden Auge und durchaus charmant. Nur über den fehlenden Bezug zum eigentlichen Inhalt des Bandes kann das nicht hinwegtäuschen. Ein kluger und witziger Text kann am falschen Platz eben doch manchmal arg befremdlich wirken.

Als einzigen Bonuspart in Aus dem Leben eines Fantastilliardärs ist ein doppelseitiges Organigramm des Duck-Trusts auszumachen. Die Begeisterung darüber dürfte sich nicht nur bei mir in Grenzen halten…

Natürlich besitzen die meisten Sammler ohnehin bereits alle in diesem Buch versammelten Geschichten (Nebenbei bemerkt erscheint seit kurzem bei Ehapa eine noch laufende Komplettreihe aller Dagobert-Storys von Barks). Trotzdem hätte man sich für diesen Best-of-Band mehr Mühe geben können: bessere redaktionelle Begleitung, Transparenz in der Auswahl, differenziertere Unterteilungen.

Was dennoch bleibt, ist eine verhältnismäßig günstige Publikation mit Top-Storys und die Garantie für viele unterhaltsame Stunden.

 

Onkel Dagobert – Aus dem Leben eines Fantastilliardärs
Ehapa Comic Collection, Juni 2010
Text und Zeichnungen: Carl Barks
416 Seiten, farbig, Hardcover; 29,95 Euro
ISBN: 978-3-7704-3384-1

Ganz okay

Tolle Comics in toller Aufmachung. Leider kann das redaktionelle Konzept so gar nicht überzeugen.

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