Enemigo
Mit dem Namen Jiro Taniguchi verbindet der deutschsprachige Leser in erster Linie ruhige, nachdenkliche Comicgeschichten. So dürfte der aktuell erschienene Band Enemigo, ein Frühwerk des Japaners, für die meisten ein Schock sein.
Mit dem Namen Jiro Taniguchi verbindet der deutschsprachige Leser in erster Linie ruhige, nachdenkliche Comicgeschichten. So dürfte der aktuell erschienene Band Enemigo, ein Frühwerk des Japaners, für die meisten ein Schock sein.
Der japanische Comickünstler Jiro Taniguchi kann mittlerweile auf eine wahre Fülle an Publikationen zurückblicken, von denen in den vergangen Jahren auch recht viele ins Deutsche übersetzt wurden. Jüngst hinzugekommen ist das sich über zwei Bände erstreckende Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß, eine getreue Adaption des Romans der ebenfalls aus Japan stammenden Schriftstellerin Hiromi Kawakami.
Der Mangawestern war ja bislang ein eher unerforschtes Gebiet. Mangaka Jiro Taniguchi, von jeher ein Bewunderer frankobelgischer Westerncomics (z.B Jean Girauds Blueberry), erfüllte sich mit seinem Buch Sky Hawk einen lange gehegten Traum: Er versetzt zwei Samuraikrieger mitten in den Konflikt zwischen Indianern und US-Armee.
Im Jahr 1966 kündigt der junge Künstler Hamaguchi seinen Job in einer Textilfabrik, zieht nach Tokio und und wird einer der Assistenten des renommierten Mangakas Kondo. Doch auch im Atelier des Sensei ist die Arbeit für einen Mangaverlag nicht unbedingt der große Traum, wie Hamaguchi bald feststellen muss. Als Teil eines Teams darf er lediglich tuschen, Hintergründe zeichnen oder Speedlines hinzufügen. Hinzu kommt der Zeitdruck, wenn Deadlines eingehalten werden müssen.
Ursprünglich sollte der Titel der deutschen Übersetzung dieses Comics Die kaukasische Ulme lauten. Da sich dieser jedoch lediglich auf eine der enthaltenen Erzählungen bezogen hätte, tat man bei Carlsen gut daran, den Titel nochmal zu überdenken. So heißt der Band nun vielsagenderweise Von der Natur des Menschen; vom ersten Eindruck her klingt der zwar austauschbar und pathetisch, aber damit hat man von Verlagsseite in jedem Fall den Nagel auf den Kopf getroffen.
Der unermüdliche Pionier Jiro Taniguchi dringt erneut in schwer zugängliche Gefilde des Erzählens vor und erweitert wieder die Grenzen der Comicliteratur – im Buch Der spazierende Mann überaus gelungen.
Was erzählt die Geschichte? Keine Geschichte!
Was ist die Handlung? Keine Handlung!
Träume von Glück stammt aus der Schaffenszeit, in der Jiro Taniguchi hauptsächlich alltägliche Themen aufgreift und sie in einem ruhigen Erzählstil darbietet. Inhaltlich fasst Träume von Glück fünf recht unterschiedliche Kurzgeschichten zusammen. Die ersten vier Kurzgeschichten handeln von einer Familie und ihrem Umgang zuerst mit einem Hund, dann mit Katzen und später einer Verwandten, wobei in dieser letzten Geschichte die Katzen kaum noch eine Rolle spielen.
Nach einer Geschäftsreise steigt Hiroshi Nakahara versehentlich in einen falschen Zug. Dieser bringt den Familienvater zufälligerweise in seine Geburtsstadt Kurayoshi. Beim Besuch des Grabes seiner Mutter verliert er das Bewusstsein und wacht schließlich als sein eigenes 14-jähriges Ich wieder auf.