Mit Saga Valta legt Vielschreiber Jean Dufaux einen Zweiteiler vor, der so auch direkt aus der nordischen Sagensammlung der Edda hätte stammen können.
Valgar ist ein junger Mann, dessen Frau gerade sein Kind gebärt. Er könnte nicht glücklicher sein. Doch leider ist sein Schwiegervater Thorgerr mit den hundert Männern, ein mächtiger Fürst, der die Verbindung nicht gut heißt. Und so lässt er auch nicht lange auf sich warten. Valgar muss fliehen und seine Familie bei Thorgerr zurücklassen. Verzweifelt macht er sich auf in das Königreich von Skarperdinn, um dessen Unterstützung vor dem Ältestenrat zu erlangen. Doch bald wird Valgar in blutige Konflikte und Intrigen verstrickt.
Man ahnt es schon: Das ist die Mischung aus History und Fantasy, die der routinierte Autor so liebt. Man denke etwa nur an die Serie Die Ritter des verlorenen Landes, von der im Übrigen zeitgleich mit diesem Album auch der dritte gelungene Band erschienen ist. Da die Saga Valta so klassisch anmutet, ist es auch kein Wunder, dass alle Elemente einer klassischen Heldensage vorhanden sind. Und in der Tat möchte Dufaux weniger ein Genre neu erfinden, sondern sich einfach lustvoll darin austoben.
Da bekommt man den Eindruck, es handle sich um die Adaption einer bereits existierenden Sage. Die sporadisch eingesetzte direkte Ansprache an den Leser, die auf eine solche Saga Bezug nimmt, verstärkt diesen Eindruck. Und ist ansonsten recht nervig, da der Leser mmer wieder aus der Handlung gerissen wird. Insgesamt ist das alles nicht innovativ, aber immerhin atmosphärisch sehr dicht und es ist spannend zu lesen, wie sich die Netze weben und die Figuren sich, häufig ungewollt, immer mehr in die Intrigen einweben lassen.
Ein guter Kniff ist es, dass auch die Intriganten selbst sich in ihrem eigenen Netz fangen. Eine einmal ausgesprochene Lüge ist nicht mehr zurückzunehmen und so müssen sie weiterlügen und immer folgenreichere Taten begehen, damit die ursprüngliche Lüge nicht entdeckt wird. Das alles ist schon in den klassischen Tragödien zu finden und ein steter Bauteil der universellen Regeln der Dramaturgie. Auch wenn der erste Band manchmal noch etwas träge ist und eher den zweiten Teil vorbereitet, wie es sich auch für eine gelungene Exposition gehört, so ist es doch spannend zu lesen, wie sich die Figuren immer mehr in wechselseitigen Kombinationen verstricken. Fantasy-Elemente setzt Dufaux nur gelegentlich ein, nur eine Szene ist eindeutig dem fremden Genre zuzuordnen. Stattdessen werden andere Elemente „geerdet“: So etwa die Bluthunde, welche Dufaux nicht als Mischung aus Hunden und Werwölfen darstellt, sondern als Menschen, die zu reißenden Tieren konditioniert wurden (und damit an die historisch realen Berserker erinnern).
Der Zeichner Aouamri dürfte so manchen Lesern durch Die Füchsin (Finix) bekannt sein. Dessen Strich ist seitdem aber sehr viel sicherer geworden und er vermeidet glücklicherweise jegliche mimische Übertreibung. Auffällig oft benutzt er dagegen Close-Ups der Augenpartien, was an die italienische Filmsprache erinnert. Manchmal ist das etwas zu viel des Guten, da er damit einmal zu oft den inneren Aufruhr der Figuren betont.
Bislang ist das kein überwältigender Start, aber immerhin eine angenehme Unterhaltung, die man sich gerne bei einem kräftigen Schluck Met gönnt.
Wertung:
Nicht gerade temporeicher Auftakt, der aber Lust auf mehr macht, indem er alle kommenden Konflikte gut vorbereitet.
Saga Valta – Buch 1
Splitter Verlag, November 2012
Text: Jean Dufaux
Zeichnungen: Mohamed Aouamri
Übersetzung: Tanja Krämling
56 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-555-7
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag