Rezensionen

Rachel Rising 1 – Tochter des Todes

Cover Rachel Rising 1Schön, dass die Comics von Terry Moore dank Schreiber & Leser hierzulande endlich ihren verdienten Platz finden. Nachdem der Verlag die Gesamtausgabe von Strangers in Paradise, Moores Opus Magnum, anging, startete mit Rachel Rising nun gleich noch eine zweite Serie des US-amerikanischen Independentkünstlers.

Darin erwacht die Hauptfigur Rachel Beck unter der Erde und gräbt sich den Weg in die Freiheit. Erst nach und nach realisiert sie, dass sie eigentlich ermordet wurde und gerade von den Toten auferstanden ist. Mehr tot als lebendig und mit deutlichen Würgespuren am Hals versucht sie nun ihren eigenen Mordfall aufzuklären und dabei ihre Freunde und Bekannten von ihrer Existenz zu überzeugen. Währenddessen ereignen sich in dem beschaulichen Städtchen Manson weitere brutale Morde, die mit einer mysteriösen Frau in Verbindung zu stehen scheinen.

Man möchte fast sagen, Rachel Rising ist stilistisch ein typischer Terry-Moore-Comic: Die Handlung wird sehr gemächlich, behutsam vorangetrieben und hält den Fokus stets auf eine überschaubare Zahl an Figuren. Der charakterzentrierte Plot spielt sich zwar vor einer Horror/Mystery-Kulisse ab und spart auch nicht mit expliziten Mordszenen, bleibt aber mit seinen Schwarzweiß-Bildern eher dezent und atmosphärisch dicht. Im Zentrum steht hier ganz klar die Darstellung der Figuren und deren Dialoge. Dabei kann Moore seine erzählerischen Stärken am Besten zur Geltung bringen.

Seite aus Rachel Rising 1Eine Tatsache (neben dem etwas ausgelutschten Untoten-Thema) hat mich an diesem passablen, aber nicht überwältigenden Serienstart, dann doch gestört: Terry Moore bewegt sich aus meiner Sicht hier zu sehr in seiner künstlerischen Komfortzone. Das heißt, dass er sich stark an seinen bisherigen Arbeiten orientiert und außer dem Genrewechsel zu wenigen Veränderungen bereit ist. Ob Titelfigur Rachel, ihre beste Freundin Jet, ihre Tante Johnny, die totbringende Unbekannte oder das kleine Mädchen Zoe; nahezu alle handelnden Personen in diesem ersten Band sind weiblich. Noch dazu sind sie sehr ähnlich gezeichnet wie die Figuren aus Strangers in Paradise. In dieser überaus empfehlenswerten Soap Opera hat die Interaktion wunderbar funktioniert. In Rachel Rising wirkt der vergleichbare Ansatz innerhalb des Mystery-Sujets doch an der einen oder anderen Stelle etwas hilflos.

Kritikfördernd wirkt sich zusätzlich noch die Redundanz des Settings mit modernen „Zombies“ und Morden in einer Kleinstadtidylle aus. Das alles hat man so oder so ähnlich (z.B. zuletzt in Tim Seeleys Revival) schon so oft gesehen, dass man nicht weiß, ob man es in einem Aufguss von Terry Moore zwingend nochmal benötigt.

Losgelöst von diesen Überlegungen ist der erste Sammelband von Rachel Rising durchaus eine unterhaltsame Lektüre. Als mehr als einen gemächlichen, ganz netten Einstieg kann man ihn allerdings nicht bezeichnen. Da wird Moore im weiteren Verlauf hoffentlich noch eine packendere, größere Story mit prägnanteren Alleinstellungsmerkmalen aus dem Hut zaubern.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Terry Moore und Horror? Bislang bleibt das Projekt weitgehend blass

 

Rachel Rising 1 – Tochter des Todes
Schreiber & Leser, April 2014
Text und Zeichnungen: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
128 Seiten, schwarz-weiß, Softcover
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-3-943808-35-3
Leseprobe

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Abbildungen: © Terry Moore, der dt. Ausgabe: Schreiber & Leser