Parker, der Comic zum Film mit Jennifer Lopez und Jason Statham? Klingt erstmal seltsam und ist zugegebenermaßen so auch nicht korrekt. Die deutsche Veröffentlichung von Comic und Film fielen nur zufällig in einen ungefähren gemeinsamen Zeitrahmen.
Beide Werke basieren grundsätzlich auf der Romanreihe von Richard Stark (das Pseudonym, unter dem Donald Westlake schrieb), die den Titelhelden namens Parker zum Gegenstand hat. Doch da dürften die Gemeinsamkeiten auch schon aufhören. Während man auf der einen Seite bestenfalls solides Actionkino erwartet, setzt sich Künstler Darwyn Cooke sehr eindringlich mit seiner Vorlage, dem Roman „The Hunter”, auseinander und erschafft einen der besten Thrillercomics der vergangenen Jahre im allerbesten 60er-Jahre-Ambiente.
Als der Kriminelle Parker aufwacht, wird ihm so einiges schmerzlich bewusst: Der von ihm geplante Coup ging schief. Nicht weil er versagt hat, nein, sondern weil er von seinem Partner und seiner Freundin hintergangen wurde. Der Ausgangspunkt dieser simpel zusammenzufassenden Handlung ist so klassisch, wie er für einen Hardboiled-Krimi nur sein kann. In New York begibt sich Parker auf einen beispiellosen und durch coole Oneliner und Off-Texte begleiteten Rachefeldzug.
Darwyn Cooke, von dem man hierzulande leider nur sehr sporadisch etwas zu lesen bekommt, zieht mit seinen zeichentrickartigen Bildern in den Bann. Ihm gelingt damit die perfekte Ausgewogenheit zwischen nostalgischem Retrocharme in relativ schlichter Optik und hartem Realismus. Seine Comicadaption benötigt keine Farben, sondern kommt allein mit schwarzen und blauen Schattierungen aus. Angenehmerweise hat Eichborn auf glattes oder reflektierendes Papier verzichtet, so dass hier wirklich ein stimmiger Gesamteindruck entsteht. Im New York der 1960er herrscht mitunter ein rauer Wind (zumindest in Parkers Welt), konsequent also, diesen auch auf rauem Papier zu bannen.
Am Ende des Bandes, am Ende des Rachefeldzugs, hat man auch nur eine weitere Vergeltungsaktion mitverfolgt, wie man sie aus vielen vergleichbaren Werken und natürlich auch aus anderen Medien kennt. Nur, der Weg dorthin ist brillant. So brillant, dass man – bei aller Schlichtheit, was das grundsätzliche Setting angeht – kaum glauben kann, welch große Kunst man da gerade in den Händen hält.
Cooke hat damit den Crime-Comic als Genre auf eine Ebene gebracht, auf der ihm momentan vielleicht gerade noch Ed Brubaker und Sean Phillips die Hand reichen können, die als kongeniales Duo gleich mehrere thematisch verwandte Projekte (Criminal, Fatale) betreuen.
Wertung:
Rundum geglückte Romanadaption im unnachahmlichen Cooke-Stil
Parker – Nach dem Roman „The Hunter“ von Richard Stark
Eichborn, März 2013
Text und Zeichnungen: Darwyn Cooke
Übersetzung: Stephanie Grimm
142 Seiten, zweifarbig, Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 19,99 Euro
ISBN: 978-3-8479-0526-4
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Eichborn