Rezensionen

Marvel Exklusiv 82: The Hood

 Während der letzten Marvel-Events Civil War und Secret Invasion bahnte sich klammheimlich ein neuer Superschurke den Weg an die Spitze der Unterwelt. Hood heißt er und glänzte bislang vornehmlich durch Kurzauftritte in Brian Bendis' New Avengers oder Ed Brubakers Daredevil. Doch erst jetzt wird die Frage nach der Identität des Gangsterbosses mit der roten Kapuze enthüllt.

Die in Marvel Exklusiv 82 abgedruckte sechsteilige Miniserie ist in den USA bereits im Jahr 2002 unter dem Max-Label veröffentlicht worden. Es handelt sich dabei um den ersten Auftritt des Hood, dessen Origin-Story hier von Brian K. Vaughan (Y: The last man, Ex Machina) erzählt wird. Es ist die Geschichte des Kleinkriminellen Parker Robbins, der bei einem Job zufällig auf einen rot kostümierten Dämon trifft, auf diesen in Panik schießt und sich dessen Schuhe und Mantel unter den Nagel reißt. Ausgestattet mit speziellen Kräften kurbelt Parker seine Verbrecherkarriere ordentlich an und schafft sich damit Feinde an gleich mehreren Fronten.

Die Handlung an sich bietet keine allzu großen Überraschungen, dennoch ist die Entstehung von „The Hood“ ganz amüsant mitzuverfolgen. Aus dem privaten wie beruflichen Loser und seinem nichtsnutzigen Cousin entwickelt sich ein verhängnisvolle Partnerschaft, in der die beiden anfangs recht unbeholfen versuchen, Kapital aus den dämonischen Fähigkeiten zu schlagen.

 Wirklich gut gelungen ist die sympathische Seite der Hauptperson, die einfach kein klassischer Schurke ist, sondern die Feinde auf clevere Weise gegeneinander ausspielt und dabei trotz verbrecherischem Machtstreben stets für den Leser sympathisch bleibt, kennt dieser doch von Beginn an die freundliche Seite des unbedarften Parker Robbins.

Früh wird deutlich, warum diese Figur auch nach dieser Origin-Story im normalen Marvel-Universum immer wieder gerne eingesetzt und damit im Geheimen zur bedeutenden Figur aufgebaut wurde: The Hood ist ein Charakter, der ebenso schnell die Unterwelt erobert wie er an das dafür nötige Potential gelangte. Völlig zufällig klaute er einem Dämon den Umhang, im Gegensatz zu den in diesem Band auftretenden etablierten Schurken Constrictor, Jack O'Lantern und Shocker weiß er diesen Vorteil aber viel besser für sich umzusetzen.

Zeichnerisch umgesetzt ist diese Miniserie von Kyle Hotz, dessen kantiger Stil erfrischenderweise so gar nicht glattgebügelt daherkommt. Gerade das übermäßige Schattieren der Gesichter mag auf den ein oder anderen Leser ungewohnt oder befremdlich wirken, aber wer etwa die Bilder eines Kelley Jones mag, wird sich darüber eher freuen. Außerdem ist niemand geringerer als Eric Powell (The Goon) für die Tuschearbeit in diesem Band zuständig gewesen, was sicherlich nicht gerade gegen einen Kauf spricht.

Für das Verständnis der regelmäßig stattfindenden Marvel-Events braucht man diesen Comic sicherlich nicht, ebenso wenig benötigt man für diesen abgeschlossenen Sechsteiler das Vorwissen aus der übergeordneten Kontinuität des Verlages. Wer aber mehr über die Hintergründe der Figur herausfinden will, kommt an dem Werk von Vaughan und Hotz nicht vorbei. Interessant genug ist der Aufstieg des Hood allemal.

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Marvel Exklusiv 82: The Hood
Panini, Oktober 2009
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichner. Kyle Hotz
148 Seiten, farbig, 19,95 Euro (SC), 25 Euro (HC)

Geburt eines Superschurken: unterhaltsam und düster

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Abbildungen: © Marvel / Panini Comics