Im bereits achten Band der Reihe von Hellboy lässt sich Mike Mignolas Schöpfung erstmals komplett in Farbe bestaunen. Bislang setzte man bei Cross Cult ja ganz auf die unberührten Schwarz-Weiß-Zeichnungen, was sicherlich einen besonderen Reiz der deutschen Ausgabe ausmachte. Immerhin kommen Mignolas Bilder dabei einfach unverfälschter rüber und die s/w-Kontraste, die Mignola sehr gezielt einsetzt, entfalten ihre volle Wirkung. Im neuen Band „Die Troll-Hexe“ beließ man es nicht nur bei den Gastzeichnern Richard Corben und P. Craig Russel bei der Kolorierung des US-Originals, sondern auch Mignolas Geschichten behielten ihren Farbanteil. Somit hat man als Leser jetzt den direkten Vergleich zwischen Farb- und s/w-Version. Welche dabei nun wirklich, gerade zu den Zeichnungen von Mike Mignola, besser passen, ist schwer zu beantworten und sicherlich auch Geschmackssache. Ich persönlich mag die puristische Variante ohne Kolorierung, muss aber zugestehen, dass die im neuen Band angewandte Farbpalette die Zeichnungen ebenso gut zur Geltung bringt.
„Die Troll-Hexe“ ist im Grunde ein Sammelband diverser Kurzgeschichten und damit ein ungewöhnlicher Band in der ansonsten mit einer gewissen Kontinuität ausgestatteten Reihe des Höllenjungen. Wer sich mit der Figur noch gar nicht auskennt, bekommt hier auch eine gute Gelegenheit, einen Einstieg ins Hellboy-Universum zu finden. Die Erzählungen, die hier enthalten sind, lesen sich weitestgehend eigenständig und berichten von Abenteuern aus der Vergangenheit.
Fünf der insgesamt sieben Beiträge stammen von Mike Mignola selbst. Er lässt Hellboy an diverse exotische Orte reisen, wo er wie gewohnt auch mit Fäusten gegen das Paranormale ermittelt. Es wird tief in die europäische Mythologie eingetaucht, Mignola bedient sich Sagen, Mythen und lässt in ganzen Passagen aus Hamlet rezitieren. Das Schema, dass Hellboy an einen neuen Ort kommt und über wenige Seiten für eine schnelle Aufklärung eines unnatürlichen Phänomens sorgt, wiederholt sich zwar sehr oft, was man jedoch verzeihen mag, wenn solch gelungene prägnante Kurzgeschichten dabei rauskommen.
Neben Mignola stammt „Der Vampir von Prag“ von P.Craig Russel und „Makoma“ von Zeichnerlegende Richard Corben (zusammen mit Mignola). Ersterer liefert mit seinem im Vergleich zu Mignola etwas runderen Stil eine dynamische und leicht humoristisch angelegte Vampirjagd ab. Das ist weniger mysteriös und atmosphärisch als üblich, was sicherlich auch die Intention war. Corben erzählt mit „Makoma“ in seinem unverwechselbaren Stil eine afrikanische Sage nach – eine Adaption für die Hellboy-Kontinuität, die Mignola schon lange umsetzen wollte. „Makoma“ ist ein wundervolles Märchen, das ein so ungewohntes Szenario bietet, wie man es bislang nicht gewohnt war. Schlussendlich kann man beiden Zeichnern neben Mignola eine gute Arbeit bescheinigen. Auch ergänzen sie diesen achten Band um einige neue Facetten, die ihn zu einem Must Have für Fans von Hellboy, aber auch zu einem geeigneten Auftakt für Neueinsteiger macht. Und durch die Anekdoten von Meister Mignola und einem Interview mit Richard Corben werden einem die Entstehung und Hintergründe der einzelnen Beiträge sympathisch näher gebracht.
Hellboy 8 – Die Troll-Hexe
Cross Cult, April 2008
Text: Mike Mignola. P. Craig Russell, Richard Corben
Zeichnungen: Mike Mignola. P. Craig Russell, Richard Corben
A5, Hardcover, Farbe, 160 Seiten; Euro 19,80
ISBN: 978-3-936480-82-5
Abbildungen © Cross Cult, Mike Mignola, Richard Corben