Die 101 wichtigsten Fragen heißt eine Taschenbuchreihe beim Verlag C.H. Beck, die sich auf populäre Art umfassend mit Themengebieten aus Geschichte, Wissenschaft und Kultur beschäftigt, und das mit einer großen Bandbreite. So gibt es u.a. Ausgaben zu Thomas Mann, dem Islam, den Germanen und zur Mathematik. Und seit letztem Herbst auch einen Band über Comics und Manga. Autor ist Andreas Platthaus, der als Feuilleton-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen regelmäßig über Comics schreibt und auch schon diverse Fachbücher veröffentlicht hat.
Wie der Titel schon sagt, besteht das Buch aus 101 Fragen, die dann in kurzen Texten von jeweils ein bis zwei Seiten Länge beantwortet werden. Dabei ist die Sache mit den Fragen eher ein Gimmick, das an das TV-Ratespiel Jeopardy erinnert, denn manche Fragen wirken nicht so, als ob die tatsächlich jemand stellen würde. Aber das ist eben das Konzept der Reihe und funktioniert auch sehr gut. Im Prinzip ist dieser Band eine Sammlung von 101 kurzen Artikeln, die das Thema Comic und Manga umfassend behandeln – zumindest so umfassend, wie es auf knapp 150 Seiten möglich ist. Natürlich ist dies kein enzyklopädisches, umfassendes Standardwerk, das alle Facetten der „Neunten Kunst“ vollständig abdeckt. Das will es auch gar nicht sein. Aber es bietet einen guten Eindruck von der Vielfalt dieses Mediums, seiner Funktionsweise und von seiner Geschichte. Beantwortet werden beispielsweise folgende Fragen:
Was ist ein Panel?
Was ist ein Szenarist?
Warum wurde Calvin und Hobbes eingestellt?
Können Superhelden sterben?
Was ist die Ligne claire?
Wie schlumpft man Schlumpf?
Warum sind so viele Manga-Helden Linkshänder?
Wann schläft Micky Maus mit Minnie?
Platthaus gliedert seine Aufsätze in 15 Themenbereiche, die sowohl formale als auch inhaltliche Aspekte des Comics abdecken, wie z.B. Bildaufbau, Erzählweise, Rezeption, Superhelden, Frankobelgien, oder „Deutsche Sonderwege“. Und da er das Buch explizit mit einer persönlichen Färbung versehen wollte, bringt das D.O.N.A.L.D.-Mitglied Platthaus auch ein eigenes Kapitel zum Donaldismus und einen Abschnitt mit seinen subjektiven Lieblingscomics unter.
Die 101 wichtigsten Fragen: Comics und Manga liest sich leicht und unterhaltsam, ein typischer, für manche Leser anstrengender „Feuilletonisten-Stil“ ist hier nicht zu spüren. Der Band eignet sich sowohl für Einsteiger, die mal Hintergrundinfos zum Thema bekommen möchten, als auch für Leser, die schon eine kleine Sammlung an Sekundärliteratur besitzen. Bei letzteren passt das kleine Bändchen prima zwischen McCloud und Knigge ins Regal. Auch jeder Bibliothek sei das Buch schwer ans Herz gelegt. Da die Artikel so schön kurz sind und sich ohne weiteres häppchenweise lesen lassen, könnte man sich das Buch auch gut als Klolektüre vorstellen (was jetzt nicht abwertend gemeint ist). Und dank ausführlichem Register eignet es sich auch als kleines Nachschlagewerk.
Einziger Wermutstropfen: Für ein Buch, das sich die ganze Zeit mit einem Medium beschäftigt, das auf Bildern basiert, enthält dieser Band einfach zu wenig Abbildungen. Gerade mal zehn Stück sind es hier. Sehr schade, aber vermutlich ist dies der Tatsache geschuldet, dass sich das Buch in Format und Preis in eine bestehende Reihe eingleidern muss, für die bestimmte Vorgaben gelten. Dafür ist das Buch immerhin erfreulich preiswert geraten: Mit knapp 10 Euro kann man hier nicht viel falsch machen. Im der nicht gerade üppigen Auswahl an nicht-wissenschaftlicher, deutschsprachiger Sekundärliteratur über Comics ist 101 Fragen eine erfreuliche Bereicherung.
Die 101 wichtigsten Fragen: Comics und Manga
Beck'sche Reihe im Verlag C.H. Beck, 2008
Andreas Platthaus
Taschenbuch; 160 Seiten; 9,95 Euro
ISBN: 978-3-406-57361-3
Die ersten Seiten als PDF-Leseprobe