Bei Der Planwagen des Thespis handelt es sich um eine Western-Reihe aus dem Frühwerk Christian Rossis. Über zwanzig Jahre hat die Serie inzwischen auf dem Buckel. Was die Serie durch eine altbackene Grafik eingebüßt hat, kann sie mühelos durch den für das Western-Genre anspruchsvollen Inhalt wieder wettmachen. Frei von Pathos und Klischees vermag Rossi dieses Genre um einige Facetten zu erweitern. Und das schafft der Comickünstler, der in den ersten beiden Bänden noch selbst für das Szenario verantwortlich ist, indem er mehrdimensionale Figuren beschreibt, die durch differenzierte Haltungen und philosophische Dialoge auffallen.
Die Story spielt im Herbst 1865. Nachdem sich der junge Drustan, der aus den Südstaaten stammt, dem selbsternannten Theaterdirektor Hermes und dem schlagkräftigen Joe Adam angeschlossen hat, müssen die drei Ungleichen mal wieder Hals über Kopf fliehen. Denn die Gäste eines Saloons haben die „Dramaturgie“ ihres Auftritts nicht nachvollziehen können. Und so ziehen sie auch weiterhin mit ihrem klapprigen Planwagen und einer spärlichen Theaterausrüstung durch die vom Bürgerkrieg zerrissenen Staaten Nordamerikas. Nach einer Büffeljagd treffen sie unvermutet auf einen Altbekannten, der inzwischen bei den Indianern lebt.
Kennern fällt vielleicht auf, dass Rossis Strich zu diesem Zeitpunkt seiner Laufbahn noch ganz von Jijés Jerry Spring und Girauds Leutnant Blueberry inspiriert war. Die ausdrucksstarken Zeichnungen sind von kräftigen Linien und großzügigen Schattierungen gekennzeichnet. Die Kolorierung ist geprägt von matten, flächigen, erdfarbenen Tönen, die fast einen einheitlichen Ton kreieren, was garantiert keine grafische Meisterleistung ist, aber dennoch stimmungsvoll daherkommt.
Die ersten Bände von Der Planwagen des Thespis wurden ursprünglich als Softcoveralbum (Bd. 1: Adlib Verlag; Bd. 2: Feest Verlag) veröffentlicht. Beim Piredda Verlag liegen nun überarbeitete Versionen mit neuen Übersetzungen und neuem Lettering vor. Wie schon W.E.S.T. erschien auch der Planwagen des Thespis monatlich als Hardcoverausgabe im Überformat, die Serie schloss im Juli 2010 mit vier Bänden ab.
„Der schwarze Indianer“ kann insgesamt an den Auftaktband „Shakespeare und Muerte Kid“ nahtlos anknüpfen, auch wenn der ironische Ton abgenommen hat. Der Planwagen des Thespis ist eine völlig andere Western-Serie und trotz oder wegen ihres Alters noch eine unterhaltsame Lektüre.
Der Planwagen des Thespis – Der schwarze Indianer
Piredda Verlag, Mai 2010
Text/Zeichnungen: Christian Rossi
Hardcover, 48 Seiten, farbig; 14,50 Euro
ISBN: 978-3941279544
Western mit Anspruch und etwas veralteter Grafik
Abbildungen © Christian Rossi, der dt. Ausgabe Piredda Verlag