Rezensionen

Der junge Lovecraft

Cover Der junge LovecraftWer schon immer mal die verstörende Kindheit des weltberühmten Schriftstellers H.P. Lovecraft kennenlernen wollte, der hat jetzt dank des schicken, querformatigen Comicbandes Der junge Lovecraft die Gelegenheit dazu. Zumindest gewissermaßen, denn zugegeben sind die hier enthaltenen Stories alles, nur nicht biografisch korrekt. Lovecraft, der Horror-Meister und Schöpfer des Cthulhu-Mythos, mag als kleiner Junge vielleicht tatsächlich ein ausgewiesener Eigenbrötler, ein introvertierter Nerd gewesen sein. Doch José Olivers und Bartolo Torres Comic überspitzt die Realität natürlich und nähert sich den frühen Abenteuern des Meisters auf spaßige Weise.

So darf ihr junger Lovecraft sich mit Mumien, Ghouls, Golems und anderen Geschöpfen heurmschlagen, die er in seiner Freizeit mal so eben zum Teil selbst beschwört. Ebenso wie er Edgar Allen Poe auferstehen lässt, der prompt in seinem Mausoleum zu einer spontanen Party einlädt. Solcherlei skurille Einfälle lassen die Strips in diesem Buch nicht einzig und allein auf einen größeren Abschlussgag am Ende der Seite zusteuern, sondern durchziehen die Episoden mit morbider bis geschmackloser Situationskomik. Ein bisschen absurd, ein bisschen gruselig, aber vor allem eins: unberechenbar. Eine recht gute Idee sind auch die immer wieder eingestreuten, sogenannten „Überarbeitungen” von Literaturklassikern (z.B. Moby Dick, Die Schatzinsel, Der Rabe), so wie sie sich der junge Lovecraft vorstellt. Diese Zwischenkapitel lockern den Band wohltuend auf und schaffen gleichzeitig einen Bezug von einem berühmten Autor der Weltgeschichte (Lovecraft) zu dessen Kollegen.

Seite aus Der junge LovecraftNaturgemäß gibt es bei einer solchen Stripsammlung auch immer vereinzelte Witze, die nicht so überzeugend sind, die nicht auf Anhieb beim Leser zünden. Das ist in diesem Fall nicht anders. Unterm Strich bleibt aber ein positiver Gesamteindruck, die Lektüre lohnt sich. Charmante und lustige Figuren, absurde Momente und viel Spaß. Oliver und Torres machen einiges richtig, auch wenn man ganz streng genommen behaupten könnte, die beiden hätten ebenso gut einen unbekannten Jungen mit Vorliebe für Monster erfinden können, denn ihr „junger Lovecraft” ist eigentlich nur am Namen als ebenjener zu erkennen.

Mein persönliches Highlight, das soll zum Schluss auf keinen Fall unerwähnt blieben, ist jedoch die Galerie auf den letzten Seiten des Bandes. Eine ganze Reihe toller Künstler hat dem Comic von Oliver und Torres Tribut gezollt und eine persönliche Hommage zu Papier gebracht. Sage und schreibe 17 Stück davon habe ich gezählt. Lohnenswertes Bonusmaterial also.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Lovecraft’scher Horror, verpackt in lustige Comicstrips. Ein unterhaltsames Projekt.

 

Der junge Lovecraft
Diábolo Comics, April 2013
Text: José Oliver
Zeichnungen: Bartolo Torres
Übersetzung: Tilman Zens
104 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,95 Euro
ISBN: 978-84-15839-11-8
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Diábolo Comics