Wenn man sich so das Cover ansieht, fühlt man sich nicht sonderlich angesprochen. Was soll das denn sein? Ja, es verspricht eine typische Actionstory zu werden, wenn wir hier zwei Personen sehen, die jeweils eine Waffe in den Händen halten. Aber das ist dermaßen mittelmäßig, dass man nicht sagen kann, wohin die Richtung geht. Das Cover gibt keine Orientierung ist somit eher misslungen. Was man von der eigentlichen Serie nicht sagen kann. Auf keinen Fall sollte man sich vom Titelbild ablenken oder gar abschrecken lassen. Beim Blick auf die Albentitel der Folgebände („Im Geheimdienst Ihrer Heiligkeit“, „Sterben und leben lassen“, „Gottfinger“) ist unschwer zu erkennen, dass diese sich auf James-Bond-Filme bzw. die Romane beziehen und diese deutlich zitieren.
Der Vatikan unterhält einen Geheimdienst, der dafür zuständig ist, Schriftrollen und Artefakte zu bergen, welche die Stellung der katholischen Kirche gefährden könnten. Als die Möglichkeit besteht, dass ein verschollenes Testament doch existiert, läuten die Alarmlocken und die Gruppe um die Archäologin D’Agostina macht sich bereit. Doch sie braucht dringend einen neuen Schutz, und da kommt ausgerechnet ein junger Mann ins Spiel, der für die Mafia arbeitet. Können sie sich rechtzeitig zusammenraufen, um gegen eine geheime Gruppierung zu bestehen, die keinerlei Skrupel kennt?
Cross Fire bietet sogar weit mehr als nur humoristische Action und Zitate. Es ist zwar richtig, dass sich die Serie, bislang jedenfalls, aus vielen bekannten Versatzstücken zusammensetzt, aber das macht durchaus Laune und in der Zitierfreudigkeit ist keine Pose, sondern eine Liebe zum Genre zu entdecken. Da ist zum einem natürlich 007. Neben den Titeln und der Tatsache, dass die Helden zu einem Geheimdienst gehören, gibt es noch einen Waffenschmied, der sich Kyu nennt. Also die Lautmalerei zu Q.
Dass die junge und attraktive Archäologin des Teams dafür zuständig ist, Artefakte zu sichern, weckt natürlich Assoziationen zu Tomb Raider. Da es aber auch noch um Kirchengeheimnisse, Templer und verbotene Schriften und Symbole geht, werden auch deutlich die kirchenkritischen, paranoiden Verschwörungstheorien eines Dan Brown geschickt mit eingewoben. Aber es reicht nicht nur, Zitate zu bringen, denn die Story an sich muss auch funktionieren (wie das schief gehen kann, kann man übrigens gut bei den neueren Mini-Serien von Danger Girl beobachten). Der dauerhaft ironische Unterton sorgt jedenfalls im Verbund mit den Anspielungen für ein permanentes Grinsen im Gesicht des Lesers. Dafür sorgen auch die vielen kleinen grafischen Einfälle, wenn etwa das bekannte „I want to believe“-Poster abgewandelt wird und statt einem Alien das Jesus-Gesicht vom Turiner Grabtuch zu sehen ist. Diese Ironie und der deutliche Witz (herrlich: die Szene mit den Touristen in einem alten Wasserkanal) kontrastieren dabei mit der Gewalt, die man durchaus ernst zu nehmen hat, und die an sich zum Glück ironiefrei erzählt wird und somit nichts verharmlost.
Die Idee und die Versatzstücke sind also nicht neu, machen aber Laune. Zusätzlich gibt es noch Potenzial, da ein Mafioso als Agent dient und somit einige wunderschöne Gags in petto liegen. Zudem ist der Actionanteil auf dieser Jagd rund um den Erdball dynamisch und rund gestaltet. Da bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass der sehr interessante MacGuffin nicht als reines Zielobjekt behandelt wird, sondern inhaltlich eine Rolle spielen wird. Jedenfalls gehört dieser Serienauftakt zu denjenigen, nach denen man sofort die nächsten Teile lesen will. Weiter so.
Wertung:
Ein Serienauftakt, nach dem man sofort die nächsten Teile lesen will.
Cross Fire 1: Operation Judas
Splitter Verlag, Juli 2014
Text: Jean-Luc Sala
Zeichnungen: Pierre-Mony Chan
Übersetzung: Swantje Baumgart
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80
ISBN: 978-3-86869-746-9
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag