Steve Cuzor ist wahrlich kein Unbekannter mehr. Vor allem seine Serie O’Boys vermochte zu überzeugen. Entstand die moderne Huckleberry-Finn-Saga 2009, handelt es sich bei Blackjack allerdings um eine frühere Serie, die Cuzor bereits 1999 geschaffen hatte. Hier hat er auch das Storytelling komplett übernommen.
Blue Bell ist ein ärmliches Viertel von Brooklyn in New York, in dem eine kleine Gruppe von Heranwachsenden im Jahre 1930 versucht, über die Runden zu kommen. Die Weltwirtschaftskrise hat das Land schon im Griff und die Stadt und die Gesellschaft werden von Gangstern geprägt. Die fünf Freunde Alfonso, Laura, Vitto, Kröte und Peanuts müssen nicht nur mit den desolaten wirtschaftlichen und familiären Zuständen fertig werden, sondern sich auch irgendwie Geld beschaffen. Bei einem kleinen Einbruch werden die Jungs nämlich von einem Ladenbesitzer erwischt. Um sich freizukaufen, verspricht Alfonso alle gestohlenen Güter zu bezahlen. Aber seine Eltern haben kein Geld und so geht er zu dem örtlichen Gangsterboss, um einen Job zu bekommen. Doch gleich sein zweiter Auftrag geht fürchterlich schief. Und der Boss hat einen kurzen Geduldsfaden, denn schließlich sitzt ihm niemand geringeres als Al Capone im Nacken.
Die dreißiger Jahre haben es Steve Cuzor wahrlich angetan. Auch in O’Boys war dieses Faible deutlich zu spüren. So sind manche Parallelen zwischen den beiden Serien unübersehbar. Beide spielen vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise, beide haben Verbrechen zum Thema, was daraus folgt, dass sich die Gesellschaft und „die da oben“ sich nicht um einen kümmern. Spielt O’Boys aber im ländlichen Süden, ist hier der Moloch New York der Schauplatz des Geschehens. Ansonsten ist die Grundthematik ähnlich: das schwierige Erwachsenwerden in einer völlig kaputten Gesellschaft voller Desinteresse, Egoismus und Gewalt. Gleichzeitig sind beide Serien auch ein Hohelied auf die Freundschaft, da nur diese den drei genannten Faktoren Paroli bieten kann. Zudem erleichtert die gegenseitige Solidarität natürlich die Aktivitäten. Wie sich die Bengel hoffnungslos im Gangstermilieu verstricken, dürfte aufgrund der Identifikationsmöglichkeiten eher jüngere Leser ansprechen, obwohl dem gegenüber die Gewalt und die fatalistische Grundstimmung steht.
Zeichnerisch erinnert Blackjack stellenweise sehr an Loisel und man merkt deutlich, dass Cuzor in dieser frühen Serie noch ein wenig auf der Suche nach seinem Stil ist. Die Jungsbande erinnert manchmal stark an diejenige aus Loisels Peter Pan – ihre Physiognomien, insbesondere die Zähne, könnte auch vom Altmeister stammen. Dennoch erzeugen die detaillierten Zeichnungen eine sehr dichte Atmosphäre, welche den Leser in das Setting und in die Zeit führt. Aber so richtig will die Serie (noch) nicht zünden. Sie ist zwar spannend und nett zu lesen, bietet aber nicht sonderlich viel Neues. Eine Mischung aus Vier von der Baker Street und dem Film Es war einmal in Amerika. Und eine Mischung verschiedener Zutaten ergibt zwar noch längst keinen Gepanschten, aber ebenso wenig einen edlen Bourbon.
Wertung:
Trotz dichter Atmosphäre und detaillierter Zeichnungen kann die Story aufgrund vieler allzu bekannter Elemente noch nicht richtig zünden.
Blackjack 1 – Blue Bell
Splitter Verlag, August 2011
Text und Zeichnungen: Steve Cuzor
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-248-8
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag