Rezensionen

Batman – Das Making-of der Dark Knight Trilogie

Cover Batman – Das Making-of der Dark Knight TrilogieDie Batman-Trilogie von Christopher Nolan ist Geschichte. Bekommt, wer die Filme bereits als Blu-ray besitzt, noch dazu in aufwändigeren Editionen inklusive Audiokommentar und Making-of, mit diesem Buch nur ein nettes Souvenir, einen hübschen Coffee-Table-Bildband mit entbehrlichen Info-Häppchen? Braucht man nicht, ist auch viel zu teuer? Dreimal Nein!

Dieses hochwertig verarbeitete Buch richtet sich an anspruchsvolle Cineasten, die idealerweise auch Batman mögen, aber auch Leser, die wegen Nolan und nicht wegen des Mitternachtsdetektivs zu diesem Prachtband greifen, dürften voll auf ihre Kosten kommen! Das Verhältnis zwischen Bild und Text ist ausgewogen. Wer einen reinen Bildband erwartet, dürfte bemängeln, dass die Fotos meist eher zu klein sind und dass sie kaum bislang unbekannte Bilder enthalten. Die Kapitel sind klar gegliedert: Informationen zu Drehbuch, Besetzung und fast schon zu viel zum Thema Batmobil lässt sich schnell nachschlagen. Comic-Freunde dürfen sich über Abbildungen aus „The man who falls“ und anderen Vorbildern für die Verfilmungen freuen.

Interessant sind hierbei auch Nolans Überlegungen, welcher Schurke dabei sein durfte und welcher nicht – Killer Croc war offenbar zu grotesk. Andere, wie der Pinguin,  wurden abgelehnt, weil sie bereits in den alten Filmen waren. Zwar sollte und durfte sich das Team an den alten Comics orientieren, Anne Hathaway durfte gerne zu Filmen von Hedy Lamarr greifen (die Bob Kane ursprünglich zu Catwoman inspiriert haben soll). Praktisch tabu war aber alles, was in den alten Batman-Filmen zu sehen war. Dabei wäre sicherlich amüsant zu wissen, was das Team um Nolan von Bane in Batman & Robin oder von Tommy Lee Jones als Two-Face halten – dürfte schwer sein, darüber etwas Nettes zu sagen, ohne zu lügen. Wer also solche Vergleiche erwartet, etwa auch zwischen Burtons Batman oder dem TV-Batman der Sixties, wird in diesem Buch nicht fündig. Dafür wird, wie bereits der Titel des Buches verrät, ein Making-of der Dark-Knight-Trilogie geboten, das ebenso wie die Filme keine lieblose Pflichterfüllung ist, sondern fast schon ein Seminar zum Thema Filmhandwerk.

Seite aus Batman – Das Making-of der Dark Knight TrilogieIm Rückblick sind die drei Filme von Christopher Nolan eine Meisterleistung, die schwer zu übertreffen sein wird. Liest man ohne viel Vorwissen dieses Buch, dann drängt sich wahrscheinlich folgender Eindruck auf: Als Batman Begins ins Kino kam, war das eine Sensation. So eine realistische, grandiose Superhelden-Verfilmungen hatte es vorher noch nie gegeben – ist das wahr? Allzu (selbst-) kritische Töne, finden sich in diesem Buch nicht. Das ist dann auch mein größter Kritikpunkt an diesem ansonsten ganz hervorragenden Buch. Sicher, noch mehr seiten-füllende Fotos wären ebenfalls schön gewesen, aber am meisten stört die stellenweise etwas zu dick aufgetragene Selbstlobhudelei.

Bezieht man auch die Comics mit ein, dann waren Werke wie Watchmen oder eben die Vorlagen für die Filme, The Long Halloween, Year One oder Knightfall, lange vor Nolans Versuchen, die Schumacher-Schmach (Batman Forever, 1995 und Batman & Robin, 1997) wieder gut zu machen, da. Konzentriert man sich nur auf das Medium Film, waren für Comic-Kenner Bryan Singers X-Men Filme, für ein Massenpublikum aber vor allem Sam Raimis Spider-Man das neue große Ding, Jahre bevor Batman Begins erschien – das war die eigentliche Revolution und nicht Batmans Neustart. Nolans Film verdankt diesen Vorgängern extrem viel, deshalb ist es schade, dass in diesem Buch so vielen Respekt gezollt wird (Bob Kane, Frank Miller usw.), dass aber Bryan Singer und Sam Raimi so wenig gewürdigt werden (was daran liegen dürfte, dass Sony und Warner Brothers Wettbewerber sind). Zumindest weist Nolan am Ende des Buches darauf hin und bedauert, dass die Figuren aus den Filmen zum größten Teil nicht seine eigenen Schöpfungen, sondern nur geliehen sind. Ähnlich geht es Regisseuren für James-Bond-Filme. Tatsächlich ähnelt Nolans Batman viel eher Bond als knallbunten Marvel-Verfilmungen wie Captain America oder The Avengers.

Dass im Buch immer wieder darauf hingewiesen wird, wie sehr alles Übertriebene, Science-Fiction-hafte und alles andere, was wohl im negativen Sinne als „comichaft“ gilt, unbedingt vermieden werden sollte, lässt sich so deuten, als wären den Machern einige Facetten von Batman peinlich. Bei aller berechtigten Kritik an Schumachers Filmen, sie hatten zumindest auch Humor, waren selbstironisch und, um den Joker zu zitieren: „Warum denn so ernst?“ Ein erwachsener Mann im Fledermauskostüm – das schreit geradezu nach Parodien. Comics bzw. Filme wie Watchmen und Kick-Ass haben das, woran es Batman, auch in der zweifellos großartigen Nolan-Trilogie, etwas mangelt: Humor, Sex, Abgründe, Kritik an Selbstjustiz und der Weltpolizei USA, und ja, auch das, tatsächlichen Realismus. Kick-Ass zeigt sehr schön, wie Superheldenkämpfe im echten Leben aussehen würden und was passiert, wenn man mit einem Umhang vom Dach springt. Batman ist schon einer der realistischsten Superhelden, aber so ganz falsch liegt Aaron Eckhart nicht, wenn er ihn auf Seite 97 „den MacGyver der Superhelden“ nennt.

Seite aus Batman – Das Making-of der Dark Knight TrilogieIn der Einleitung lobt Alfred-Darsteller Sir Michael Caine den Regisseur Christopher Nolan. Im Vorwort dankt dieser seinem Ensemble, im Nachwort würdigt er Heath Ledger. Bereits der Text von Caine ist äußerst lesenswert und ein hervorragender Appetitanreger für das Buch, hier wird sehr gut auf den Punkt gebracht, wie groß die Leistung Nolans war und wie cool Batman dank ihm wieder wurde, nachdem er in Joel Schumachers Filmen zur Witzfigur degradiert wurde. Dank seiner Rolle als Butler von Bruce Wayne werde Caine endlich wieder Respekt für seine aktuellen Leistungen entgegengebracht. Statt den Töchtern Autogramme für die Mütter zu schreiben fragten nun die Mütter nach einer Signatur für die Töchter. Der Text von Caine liest sich interessant und er wirkt aufrichtig begeistert und dankbar, dass Nolan diese aufwändigen Filme gedreht hat – das wäre dann auch mein verkürztes Fazit zu diesem Buch.

Wen interessiert schon, wie die Musik für einen Film komponiert wird und welche Bedeutung sie hat? Wieso sollte man etwas über die Marketing-Kampagne eines Films erfahren wollen? Ist das nicht alles eher nebensächlich und langweilig? Doch selbst solche vermeintlichen Kleinigkeiten wirken in diesem Buch äußerst spannend und ihre große Bedeutung wird deutlich herausgearbeitet. Während in anderen Filmen die Musik chaotische Szenen besser aussehen lasse, habe Nolan ganz bewusst anders gearbeitet – hier sollten die Bilder erst mal ohne Musik funktionieren und erst dann wurden sie mittels Ton noch verbessert. Eines von vielen Beispielen dafür, wie akribisch Nolan und sein Team selbst an winzigsten Details arbeiteten, die dann beim flüchtigen Betrachten der Filme so mühelos wirken.

Tatsächlich gibt es in diesem Buch nicht eine Zeile zu viel. So vieles wird als selbstverständlich betrachtet, aber wie genau wurde denn die Szene mit dem fliegenden Bat gedreht? Wie werden Dialoge am Set aufgenommen? Okay, das Batmobil ist ein tatsächlich fahrbares Auto, aber wie genau entstanden denn die Szenen damit? Dieses Buch beantwortet so viele Fragen, wie es das Bonusmaterial von Filmen wie Star Wars, Der Herr der Ringe oder eben der Dark-Knight-Trilogie nicht mal annähernd schafft. Warum ich Nolans Batman in eine Reihe mit den eben genannten Filmen stelle, obwohl ich sowohl Batman Begins als auch The Dark Knight für über- und The Dark Knight Rises für unterbewertet halte, beantwortet dieses Buch! Wobei man anmerken muss, dass zu viel Wissen natürlich auch die Magie der Filme entzaubern kann.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

Hochinformativ und höchst unterhaltsam: Wie alles anfing, was bei dieser Trilogie anders war als bei anderen Batman-Filmen, und viele weitere Fragen beantwortet dieses Buch.

 

Batman – Das Making-of der Dark Knight Trilogie
Knesebeck Verlag, August 2012
Text: Jody Duncan Jesser, Janine Pourroy
Design: Chip Kidd
304 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 34,95 Euro
ISBN: 978-3-86873-460-7

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Abbildungen aus der US-Ausgabe, © Abrams Books