Rezensionen

Azimut 1 – Jäger der verlorenen Zeit

Cover Azimut 1Bei den meisten Titeln kann man anhand des Titels zumindest das Genre erahnen, doch unter einem Titel wie „Azimut“ kann man sich zunächst gar nichts vorstellen. Dass es sich hierbei um ein Kunstwort zu handeln scheint, deutet in Richtung Science-Fiction oder Fantasy, es könnte aber auch ein arabischer Name sein. Auf jeden Fall erweckt es Aufmerksamkeit und diese wird noch verstärkt durch die Beteiligten: Autor Lupano konnte mit Der Mann der keine Feuerwaffen mochte und Alim der Gerber überzeugen und der Zeichner Andrae hat nicht zuletzt mit Die Bruderschaft der Krabbe einen großen Eindruck hinterlassen. So lässt diese Kombination humoristische Elemente und detailreiche, ja sogar detailverliebte Zeichnungen erwarten. Und in der Tat wird beides in dieser Groteske erfüllt.

Azimut ist eine Welt, in der man von der Zeit nahezu besessen ist. Ja, es gibt sogar Vögel, welche die Zeit verändern können. Und genau das ist die Sehnsucht aller Menschen, denn sie wollen am liebsten dem Tod entrinnen. Doch der Forscher Quentin von Perock muss sich zunächst mit etwas Dringlichem beschäftigen: Denn der Nordpol ist verschwunden und führt ihn zu einem unerwarteten Ziel. Währenddessen steht die junge Braut des Königs unter Verdacht, etwas sehr Wertvolles gestohlen zu haben.

Seite aus Azimut 1Azimut ist eine wilde Reise voller bizarrer Ideen, die Fans von Serien wie Horologium und Die mechanische Welt (vom selben Zeichner) ansprechen dürfte. Die detailverliebten und doch dynamischen Zeichnungen können in fast jedem Panel eine wunderschöne Idee aufbieten und ähneln so gar nicht mehr den düsteren Gemälden aus Die Bruderschaft der Krabbe. Allein schon der mechanische Richterhammer ist eine wunderbare Idee, aber auch die restliche Ausstattung vermag voll und ganz zu überzeugen. Somit gerät diese Serie schon im ersten Teil zu einer wahren Entdeckungsreise. Vielleicht findet man dann in der Fortsetzung dann auch die Story.

Denn die Geschichte, die bislang erzählt wird, ist äußerst dünn und die Elemente finden (noch) nicht zusammen. Im Grunde gibt es hier nur ein Gerüst, in dessen Spanten die einzelnen Panels eingefügt wurden. So stehen sie manchmal für sich und nebeneinander, ohne in einer Stringenz oder erkennbaren Dramaturgie zu funktionieren. Der Aufbau ist bisher noch sehr überschaubar. Zwar gerät die Lektüre nicht gerade sperrig, aber der Comic verweigert sich auch dem Mainstream, da er einfach ein bisschen zu strange ist, was aber gerade seinen Reiz ausmacht.

Vor einigen Jahren hätte Azimut auch seinen Stammplatz in Schwermetall gehabt, was als Kompliment gemeint ist. Es ist schon faszinierend, in welcher Vielzahl hier Ideen aneinandergereiht, Anspielungen untergebracht und Hintergründe angerissen werden, aber so richtig weiß ich noch nicht, was ich von der Serie halten soll. Dafür ist die Handlung noch zu sehr im Nebel verborgen.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Viele schöne Einzelideen verdecken eine Handlung, die noch nicht absehbar ist, und somit wirkt vieles beliebig.

 

Azimut 1 – Jäger der verlorenen Zeit
Splitter Verlag, April 2014
Text: Wilfried Lupano
Zeichnungen: Andreae
Übersetzung: Tanja Krämling
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-633-2
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag