Der klassische Western ist nicht tot zu kriegen. Manchmal erinnert er eher an einen Wiedergänger, einen Zombie, der aus dem Grab wieder aufersteht, um die Menschen an die Vergänglichkeit zu erinnern. Da wird eine Nostalgie geschaffen für ein Genre, das es in dieser Form nicht mehr gibt. Aber gibt es den Western wirklich nicht mehr? Doch, natürlich. Erst in den letzten Jahren wurden auch lang laufende Serien wie Bouncer und Wanted lanciert, die aber eines gemeinsam haben: Sie zeigen offen Gewalt und Zynismus und vermögen so wohl auch eher die historische Realität einzufangen als glorifizierende oder nostalgische Rückblicke, wie es etwa manchmal Comanche unterläuft. Umso mehr überrascht einen dann der Start einer Westernserie, die genau das macht.
Es wirkt nahezu anachronistisch, wie Apache Junction des Niederländers Peter Nuyten mehr oder weniger alle Genreentwicklungen der letzten Jahre, ja sogar Jahrzehnte, ignoriert. Nostalgiker dürften jetzt natürlich aufhorchen. In der Tat hat Apache Junction mehr mit den frühen Abenteuern eines gewissen Leutnant Blueberry gemeinsam als mit Durango oder Bouncer. Insofern kann man das Altmodische an der Serie sowohl zum als Vor- als auch als Nachteil deuten. Von Vorteil ist das traditionelle Flair, das einen zurückblicken lässt auf Zeiten, in denen das Genre noch naiv und unschuldig war. Doch das mag täuschen.
Ja, der Stil erinnert sehr an Giraud und Blueberry, aber ob man von Naivität sprechen kann, wird sich erst im Laufe der Entwicklung zeigen, es geht hier schließlich auch um die Indianerkriege. Von Nachteil ist jedenfalls der altmodische Ansatz, sehr viel – zu viel – Informationen in die Dialoge zu packen und dementsprechend die Grafik zu vernachlässigen. Action ist Mangelware, obwohl sie sich an mehreren Stellen geradezu anbietet. Die Dialoglastigkeit macht das nicht gerade besser, vor allem ist der Wortreichtum an manchen Stellen schlicht und ergreifend überflüssig. Es entwickelt sich noch eine Form von Krimi, aber nicht in Taten und Bildern, sondern allein im Gespräch. Das will nicht so recht zum Medium Comic passen und ist unbefriedigend. Zynismus und Brutalität fehlen, was manche freuen dürfte, hier aber doch angebracht gewesen wäre, um den Realismus zu erhöhen.
1875 flieht der Chiricahua-Apache Schwarzer Wolf zusammen mit weiteren Kriegern aus dem Reservat und möchte eine neue Armee zusammenstellen, für die er Waffen benötigt. Der Soldat Roy Clinton wird zu einem Fort geschickt, um die Besatzung vor einem möglichen Krieg zu warnen. Doch auf dem Weg entdeckt er eine Leiche und wird selber von Indianern angegriffen, die ihn verletzen. Von einer jungen Frau und zwei Kindern erhält er Pflege, aber keinen Schutz, denn die Indianer planen die Ranch anzugreifen.
Die Indianerkriege waren extrem grausam und was sowohl Soldaten als auch Ureinwohner ihren Feinden antaten, durfte in Filmen (und Comics) bislang nie gezeigt werden. Dagegen wäre so mancher Splatterfilm Kinderkram. Aber tut man den Indianern einen Gefallen, wenn man darauf verzichtet? Indem die historische Realität geschönt wird? Noch haben wir nur den ersten Band vorliegen und man wird es erst mal abwarten müssen.
Leider ist der Comic insgesamt viel zu statisch ausgefallen, um wirklich mitreißend zu sein. Aber die Panoramabilder sind wirklich beeindruckend und vermögen zu überzeugen. Mit dem Nachwort ist ein interessanter und informativer Abriss der Apachengeschichte gelungen, was die Tendenz der Serie etwas deutlicher erahnen lässt. Offensichtlich ist die Reihe als Ehrenrettung der Apachen geplant. Im Comic selbst ist davon noch nicht viel zu spüren, es wird eher noch die Richtung gesucht. Aber es gibt ja genügend Indianer, um die Fährte aufzuspüren.
Wertung:
Altmodisch im guten wie im negativen Sinne sucht die Serie noch ein bisschen ihre Richtung.
Apache Junction 1
Splitter Verlag, Mai 2014
Text und Zeichnungen: Peter Nuyten
Übersetzung: James ter Beek
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-734-6
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag