Wir schreiben das Jahr 1864. Napoleon III. ist mit seiner kaiserlichen Armee gerade im Begriff, sein Reich über ganz Amerika auszudehnen. Doch England und Preußen wollen diesen Plan vereiteln und den Kaiser stürzen. Vom Wohnhaus des Exilanten Victor Hugo, dem „Hauteville House“, aus operiert der republikanische Widerstand. Einer ihrer Agenten ist Gabriel Valentin la Rochelle, Codename Gavroche.
Die Mission führt Gavroche zusammen mit der attraktiven Kollegin Zelda nach Mexiko, wo Napoleons Geheimdienst nach den geheimnisumwitterten Chroniken des Bernal Diaz del Castillo, des Chronisten der Konquistadoren, sucht. Das Manuskript soll Hinweise auf eine übernatürliche Waffe liefern, die den endgültigen Sieg des Kaisers herbeiführen könnte.
Hauteville House ist die erste komplett neue Serie für Finix Comics. Und deren Parallelstart mit den ersten beiden Alben lässt sich gleich mal richtig gut an. Der Comic von Fred Duval (Freibeuter, Travis) und Thierry Gioux (Der Wind der Götter) versetzt den Leser in eine historische Alternativwelt, zusammengebaut aus Action-, Abenteuer- und Steampunk-Versatzstücken. Die Handlung ist atmosphärisch dicht gestrickt und spannend geschrieben. Hauptdarsteller Gavroche wandelt zwischen riesigen Zepellinfestungen, Robotern und Opferritualen höchst dynamisch auf dem Grat zwischen Abenteurer und Spion. Ein bunter, aber homogener Mix aus dampfbetriebener Technologie und Okkultismus herrscht in dieser Serie vor. Gavroche wird dabei als Schnittmenge aus James Bond und Indiana Jones skizziert. Und das durchaus überzeugend.
Die Zeichnungen von Thierry Gioux warten mit einigen sehr eindrucksvollen Szenen auf. Der Künstler versteht sich auf historisches Ambiente und bringt sehr detailreiche Bilder zu Papier. Leider sind nicht alle davon perfekt gelungen, gerade was unsaubere Figurenzeichnungen in manchen Panels angeht. Zudem wird die ernsthafte Story hin und wieder zugunsten einer möglichst rasanten, actionreichen Darstellung geopfert, die den Realismus gerne mal hinten anstellt. Andererseits macht dieser kurzweilige Stilwechsel die ersten beiden Bände von Hauteville House auch ein Stück weit aus. Letztlich bleibt dieser Umstand Geschmacksache.
Vom Gesamteindruck her gefällt mir die Serie bislang sehr gut. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es im Kampf gegen Napoleon weitergeht.
Wertung:
Sehenswerte Agentenstory im Steampunk-Gewand
Finix Comics, Juni 2012
Text: Fred Duval
Zeichnungen: Thierry Gioux
Übersetzung: Tobias Haßdenteufel
je 48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: je 13,80 Euro
Band 2: Reiseziel Tulum
ISBN: 9783941236684
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Finix Comics