30 Days of Night ist zweifelsohne als moderner Horror-Klassiker zu bezeichnen, eine Marke, die sich nicht nur aufgrund des in den vergangenen Jahren aufgetretenen, medialen Vampir-Booms festgesetzt hat. 2002 erschien beim US-Verlag IDW die erste Miniserie namens „30 Days of Night“. Zentraler Handlungsort ist das beschauliche Städtchen Barrow in Alaska, das nahe des Nordpols gelegen im Winter 30 Tage am Stück ohne jegliches Sonnenlicht auskommen muss. Kein Wunder also, dass das unvorbereitete Örtchen von einer Horde Vampire heimgesucht wird.
Schon damals stach die Serie stilistisch völlig aus der Masse vergleichbarer Horror-Comics heraus. Die Verquickung von Blut und Schnee, von Dunkelheit und eisiger Kälte sorgt für eine extrem schaurige Atmosphäre. Steve Niles‘ Durchbruch als Verfasser düsterer Stories begann mit 30 Days of Night, welches im Nachhinein der erste Teil seines opus magnum werden sollte. Zudem wird der intelligente Plot von Zeichner Ben Templesmith in wunderschöne Bilder umgesetzt. Templesmith überzeichnet die verwaschenen Hintergründe mit dünnen Strichen und schafft so einen perfekten Kontrast, um die Vampir-Saga auf explizite und schockierende Weise wirken zu lassen.
Niles‘ Arbeit begründete einen Erfolg, der bis heute andauert. Abseits jeglichen Teeniekitsches à la Twilight wurde die erste Miniserie 2007 sogar fürs Kino verfilmt (u.a. mit Josh Hartnett in der Hauptrolle). Diesem sollten noch einige weitere, weniger erfolgreiche Filme folgen, die direkt für den DVD-Markt oder das Fernsehen produziert wurden. Dem entgegen wurde bei den Comic-Fortsetzungen mehr auf die Qualität geachtet: Mit den beiden weiteren Miniserien (ebenfalls von Niles und Templesmith) Dark Days und Return to Barrow wurde der erzählerische und optische Grundton des Vorgängers beibehalten.
Die drei Miniserien lassen sich als „Barrow-Trilogie“ zusammenfassen und bilden den Inhalt des ersten umfangreichen, deutschen Sammelbandes von Cross Cult, dem weitere folgen sollen. Alle drei Geschichten wurden übrigens bereits zuvor einzeln von Infinity veröffentlicht. Exklusiv ist lediglich das angehängte Porträt über Steve Niles von Christian Endres.
Bei Infinity sind damals auch noch einige weitere Einzelbände publiziert worden – inwieweit diese Bestandteil der weiteren Sammelbände sein werden oder ob es dann auch deutsche Erstveröffentlichungen geben wird, bleibt abzuwarten.
Der erste Teil der Reihe besticht in jedem Fall durch die gewohnte Cross-Cult-Qualität, das heißt auch, dass es die Comics erstmals als Hardcover-Ausgabe gibt. Das Format ist das vom Verlag bisweilen benutzte Zwischenformat (wie z.B. bei From Hell oder Life Eaters), das etwas kleiner ist als das gängige US-Format, was dem Lesespaß überhaupt keinen Abbruch tut.
Wertung:
Tolle Vampir-Saga, komplett in einem schicken Buch
30 Days of Night 1 – Die Barrow-Trilogie
Cross Cult, August 2012
Text: Steve Niles
Zeichnungen: Ben Templesmith
Übersetzung: Frank Neubauer
400 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 35 Euro
ISBN: 978-3-86425-041-5
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Cross Cult