In einer dreiteiligen Artikelserie analysierte Christian Muschweck im Frühjahr das erste Jahrzehnt der Vertigo-Serie Hellblazer, die inzwischen mit der 300. Ausgabe eingestellt wurde. Nun setzt er seine Betrachtung der Comics um John Constantine fort und widmet sich diesmal der Phase zwischen 1995 und 1998, in der Paul Jenkins der Autor der Reihe war:
Wer kein Sammler von amerikanischen Einzelheften ist, dem dürften die Hellblazer-Jahrgänge nach Garth Ennis bisher fremd geblieben sein, denn es erfordert eine gewisse Hartnäckigkeit, die Hefte 84 bis 128 lückenlos zu erwerben. Bis auf Heft 84 wurde kein Exemplar nachgedruckt. Zu Recht?
Ein neuer Stil
Die Comicserie Hellblazer blieb nach Garth Ennis zunächst etwas orientierungslos und verharrte 1995 ein halbes Jahr lang in einem Schwebezustand. Der erste Autor nach Garth Ennis war Jamie Delano, der einen launigen Schwank aus John Constantines und Taxifahrer Chas‘ gemeinsamer Jugend präsentierte. Als nächstes kamen vier von Eddie Campbell geschriebene Episoden. Diese sind zwar keine Katastrophe, setzen aber auch keine besonderen Akzente und Eddie Campbell fühlte sich nie sonderlich wohl im Horrorgenre.1 Im Nachhinein gesehen waren diese Episoden vor allem deshalb sinnvoll, weil sie der Reihe – und dem Leser – ein Durchatmen ermöglichten und den Stilbruch zwischen Garth Ennis und Paul Jenkins etwas abfederten. Gleichzeitig prägte der neue Zeichner Sean Phillips das Erscheinungsbild der Reihe ab sofort mit einem völlig neuen und sehr eigentümlichen Zeichenstil, der viel Können erfordert. Sean Phillips zeichnet hier völlig ohne Vorzeichnungen sofort mit Tusche, was den Zeichnungen einen improvisierten und spontanen Charakter verleiht. Bis auf wenige Hefte zeichnete Phillips bis Heft 120, also über zweieinhalb Jahre, die Reihe und verlieh ihr einen völlig neuen Charakter. Ab Heft 89 war der Brite Paul Jenkins regulärer Autor der Reihe. Er entfernte sich zunächst denkbar weit weg von Garth Ennis‘ Erzählweise, griff aber gleichzeitig viele fallengelassene Handlungsfäden von Ennis und auch Delano wieder auf und setzte sie einfallsreich fort. Er schrieb die Reihe bis Heft 128.
Außerhalb der Zeit
Paul Jenkins setzt mit seiner Fortschreibung der Abenteuer John Constantines exakt an der Stelle an, wo Eddie Campbell die Figur verlassen hat: im australischen Outback. John hilft einer Gruppe von Aborigines gegen eine skrupellose Bande von Landgrabbers und erfährt im Gegenzug eine Menge über sich selbst. Ein Aborigene erklärt ihm, dass John anders als die meisten anderen Weißen stets in der Traumzeit lebt, der mythologischen Welt, aus der die Aborigines ihre Legenden schöpfen. Das steht wunderbar in Einklang mit Jamie Delanos Version von John und sprengt gleichzeitig den starren Rahmen von Garth Ennis‘ trostloser Hellblazer-Welt, die ja letztlich vor allem die pervertierte Version eines naiven christlichen Kinderglaubens war (Bild 1 und 2).
Nach seinem Australien-Abenteuer kehrt John Constantine nach England zurück, doch wird er weiterhin auch in der Traumzeit wandeln, was letztlich ja nichts anderes bedeutet, als dass ihm der Blick hinter die Fassade der Zivilisation möglich ist – wie es ja auch bei Delano schon der Fall war. Wieder in England trifft Constantine einen alten Kumpel aus alten Punk-Tagen wieder: Rich the Punk, eine Figur, die Jenkins seinem eigenen Bruder nachempfunden hat (nachzulesen im Michael Bonners Aufsatz Straight to Hell im Heft Vertigo Secret Files – Hellblazer, August 2000). Rich ist eine sympathische, grundehrliche Haut, arbeitslos, aber mit Familie und stets in Opposition gegen das moderne England, das über alle Traditionen hinweg die neue kapitalistische Weltordnung errichtet. Schon kurz nach der ersten Begegnung mit Rich ist Constantine mitten in einer Demo gegen den Abriss eines alten keltischen Steinkreises – an einem Ort, der ehemals auch ein Schlachtfeld des Rosenkriegs zwischen England und Frankreich war. John Constantine spürt an diesem Ort als einziger das Echo dieser alten Schlacht und erlebt, wie sich geschichtliche Ereignisse und Stimmungen wiederholen können, zwar in anderem Gewand, aber in ihrer Essenz stets gleich. Jedes Geschehen enthält somit eine Ahnung von Ewigkeit bereits in sich, da es sich bis zum Ende der Zeit stets aufs Neue ereignen kann (Bild 3).
Paul Jenkins‘ Hellblazer-Geschichten enthalten immer wieder Meditationen über diese Art von Wahrnehmung. Herausragend ist hier die Episode 119 mit dem Titel „Undertow“: John Constantine hat hier die Vision, dass sämtliche Katastrophen und Unglücksfälle der Welt über alle Zeiten hinweg in Verbindung zueinander stehen und schlussendlich die Manifestation einer einzigen großen Katastrophe sind. Constantine ist hier Zeuge des Unausweichlichen und kann dem großen Sterben nur gleichgültigen Fatalismus entgegensetzen. Am Ende der Episode fällt John Constantine im Schock über diese Erkenntnis ein Glas mit kleinen Fischen aus der Hand. „Aren’t you gonna try and save ‘em, then?“ frägt ihn sein Freund Muppet, worauf John erwidert, „No, Mup‘, there’s no point.“2.
Zum Glück steht Constantine gerade bei Paul Jenkins aber sonst die meiste Zeit mit beiden Beinen fest im Leben und die neue Ersatzfamilie, die er mit Rich dem Punk und dessen Familie und Freunden gefunden hat, bringt ihn oft auf positive Gedanken. In vielen Geschichten geht es um ganz alltägliche Ausnahmesituationen, z.B. die Geburt von Richs zweitem Kind, und auch die obligatorischen Geistergeschichten haben bei Paul Jenkins etwas betont Familiäres oder Regionales. Jenkins‘ Geschichten sind hier oft angenehm unspektakulär und sehr menschlich (Bild 4).
Schatten der Vergangenheit
Paul Jenkins war es ein Anliegen, John Constantine zunächst von seinen Altlasten zu befreien und ihm eine positivere Ausstrahlung zu verschaffen. In der Geschichte „Critical Mass“ (Hellblazer 92–96) räumt Jenkins gleich mit mehreren Altlasten der Reihe auf und etabliert gleichzeitig einen neuen Status Quo. So erfährt man, dass der Teufel am Ende von Ennis‘ Geschichte „Rake at the Gates of Hell“ keineswegs gestorben ist. Stattdessen hat Gott hat ihn mittellos unter die Sterblichen gesetzt, so dass sich der einst mächtige First of the Fallen zunächst als reichlich unbeholfene Hilfskraft auf einem griechischen Fischerboot wiederfindet. Der Dämon Buer, der mit dem First of the Fallen einst eine gewinnbringende Partnerschaft hatte, möchte dem Teufel wieder zu alter Größe verhelfen. Das ist möglich, wenn der meistgehasste Mensch der Welt – natürlich Constantine – ihm seine Seele willentlich überlassen sollte.
Buer ergreift – ganz nach dem Muster des Films Der Exorzist – Besitz von Richs Sohn Syder und versucht John zu erpressen: Johns Seele gegen die des Kindes. Aber John findet einen Ausweg aus dem Dilemma: Eine Zauberschrift mit dem Titel On the transfer & application of souls, verfasst vom Okkultisten Aleister Crowley, ermöglicht ihm, einen Doppelgänger von sich zu erschaffen, dem er sämtliche seiner schlechten Eigenschaften zuweist: seine Süchte, seine Ängste, seinen Liebeskummer, seine Bosheit und auch das Dämonenblut, das er bei einer Bluttransfusion in einem sehr frühen Heft erhielt. Doch der Dämon Buer, der Herr über sämtliche Kinder der Hölle ist, bekommt Wind von Constantines List: Er weiß, dass der Teufel wütend sein wird, wenn er nur den Doppelgänger bekommt, und versucht Constantine mit Friedensangeboten an der Durchführung seines Plans zu hindern. Buer lässt sämtliche Kinderseelen, die sich in seiner Gewalt befinden, frei – auch die Seele von Astra, dem armen Mädchen, das in Newcastle Opfer eines Dämons wurde und das der junge Constantine damals nicht retten konnte. Constantines Doppelgänger geht nach diesem massiven Bluff trotzdem den ihm vorgesehenen Weg: Er rammt sich ein Messer in den Leib, so dass der Teufel Constantines Seele tatsächlich erhält, aber eben nur den verdorbenen Teil. Der Teufel tobt und rächt sich nun an Buer (Bild 5).
John Constantine hat sich dadurch von vielen Lasten befreit. Er ist den Schuldkomplex Astra los, er hat die Fehde mit dem Teufel für sich entschieden und er ist wieder ein normaler Mensch, ohne Dämonenblut in den Adern. Paul Jenkins äußert sich über die Storyline „Critical Mass“ folgendermaßen: „[W]ith ‘Critical Mass‘ I said to the reader ‘Look, here’s all the things Constantine’s been, here‘s who he is and where he is,‘ and through a contrivance of the story I took all the bits of Constantine I wasn’t interested in, shoved them in a homunculus and sent that off to Hell, leaving me with the bits of Constantine I wanted to write about“3 (Michael Bonner, Straight to Hell, Vertigo Secret Files – Hellblazer, August 2000). Und obwohl die Magie in der Geschichte oft etwas zu technisch daherkommt, ist die Idee, dass eine Person ausgewählte Charaktereigenschaften von sich abspalten kann, doch sehr verführerisch und psychologisch interessant. Dass diese Art und Weise der Verdrängung auf Dauer nicht gut gehen kann, braucht wohl kaum erwähnt werden. Das Sündenregister wird bald wieder aufgefüllt sein, und darüber hinaus wird John auch mit dem Wissen leben müssen, ein böses Spiegelbild seiner selbst in die Welt gesetzt zu haben.
Ein weiteres, sehr frühes Plot-Element der Constantine-Saga ist Johns schwieriges Verhältnis mit seinem Vater Thomas Constantine. Jamie Delano hatte sich noch damit zufrieden gegeben, den beiden ein schwieriges Verhältnis miteinander zuzuweisen – mit Hellblazer 31, „Mourning of the Magician“, hat Delano nach dem Tod des Vaters sogar die Möglichkeit von gegenseitiger Vergebung eingeräumt. Seit Garth Ennis müssen wir Leser aber akzeptieren, dass Constantines Vater wegen seines glühenden Hasses auf seinen Sohn in der Hölle schmort. Paul Jenkins war es nun wohl ein Anliegen, das weiter auszuführen. In der atmosphärisch sehr gelungenen Nr. 100, „Sins of the Father“, fällt John in ein Koma, und während die Ärzte um sein Leben ringen, trifft er den inzwischen wieder fest im Sattel sitzenden Teufel, der John mit der gequälten Seele Thomas Constantines konfrontiert. Es kommt zur großen Aussprache und John erfährt, dass nicht er – indirekt, durch seine Geburt – für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist, sondern sein Vater. Der wollte seine Frau zur Abtreibung zwingen, und obwohl die Abtreibung misslang, war ihr Körper nach der Misshandlung mit einem Kleiderbügel derart geschwächt, dass sie bei der Geburt dann doch starb (Bild 6).
Diese Ergänzung zur Geschichte um Johns Geburt sehe ich problematisch, denn sie schwächt Jamie Delanos ursprüngliche Vision beträchtlich – ganz abgesehen davon, dass ein Säugling wohl kaum für den Tod der Mutter verantwortlich gehalten werden kann. Für sich betrachtet ist Jenkins allerdings durchaus eine beklemmende und berührende Geschichte gelungen. Bei Paul Jenkins hat man als Leser auch eher das Gefühl, dass das Konzept Hölle mehr mit persönlicher Schuld und Gewissensfragen zu tun hat und weniger mit willkürlichen, aber starren Regeln, wie es bei Garth Ennis noch der Fall war. Anders als bei Ennis ist das kosmische Gefüge bei Jenkins immer im Fluss.
Märchenhafte Elemente und Poesie
Paul Jenkins etabliert in Hellblazer eine recht charmante Poesie. Da wäre zunächst einmal das schon erwähnte Bild der Traumzeit, das ohne große Brüche auch auf England übertragen wird. Auch Johns neues Umfeld mit Rich dem Punk, dessen Familie und dessen ungehobelten Freunden sollte die Reihe über längere Zeit hinweg auf eine recht eigentümliche Art prägen. Zwar hatte auch Jamie Delano mit seinen Hippies schon einmal ähnliche Figuren in der Reihe eingeführt, doch waren diese damals noch stärker durch den Plot motiviert und wurden bald wieder aus der Geschichte herausgeschrieben. Jenkins‘ Punks und Proleten hingegen sind weit weniger offensichtlich zweckgebunden, aber natürlich will Jenkins mit ihnen eine Botschaft transportieren. Sie sind Englands Äquivalent zu Australiens Aborigines. Sie sind die Träger der Mythen des Landes und wehren sich gegen das Ausradieren ihrer ursprünglichen Kultur. Überdeutlich – fast etwas aufdringlich – wird das in der Geschichte „Last Man Standing“ (Hellblazer 110 – 114), in der sich herausstellt, dass Rich der reinkarnierte König Artus von England ist (Bild 7).
Sehr schön ist auch das Motiv der wandelnden Stadt Abaton, die man nur dann findet, wenn man nicht nach ihr sucht. Constantine muss bei Paul Jenkins immer wieder Rätsel lösen, und in Abaton sucht er mehr als einmal nach Hilfe. Unter anderem erhält er für die Auflösung des Dilemmas der Story „Critical Mass“ in Abaton den entscheidenden Hinweis (Bild 8).
Ein weiteres Motiv ist der Gute Hirte, eine ziemlich deutliche Jesus-Figur: Nachdem John Constantine seinen bösen Doppelgänger in die Hölle geschickt hat, trifft er eines Nachts, als er nach exzessivem Alkoholgenuss ziellos durch den Wald streift, einen Schäfer am Lagerfeuer. Der Schäfer hat keine Schafe bei sich, behauptet aber, er könne seine Herde stets von überall beobachten. Er überredet Constantine dazu, sich sein Leben in Karten legen zu lassen: Die erste Karte zeigt einen Fuchs. Der Schäfer beschreibt Johns bisheriges Leben daraufhin in Form einer Tierfabel, bis hin zu dem Punkt, an dem der Fuchs seinen Widersacher, einen großen schwarzen Hund, mit Hilfe seines Spiegelbilds im Wasser austricksen und abschütteln kann. Eine klare Allegorie auf seinen Trick mit dem Doppelgänger. Die zweite Karte zeigt einen Schmetterling. Sie steht für den Wandel und die Fähigkeit, die Dinge zu akzeptieren, wie sie sind. Die dritte Karte will John nicht sehen, aber der Leser erkennt bereits, dass John wohl wieder der Fuchs sein wird. Es ist abzusehen, dass der momentane Friede und die momentane Zufriedenheit nicht von Dauer sein können (Bild 9).
Amüsant ist die Episode um James Constantine, einen Ahnen John Constantines: Der dealte im 18. Jahrhundert im englischen Städtchen Porlock mit Opium. Einer seiner Abnehmer war der Dichter Samuel Taylor Coleridge. Der echte Coleridge träumte 1797 im Opiumrausch das Gedicht Kubla Khan, wurde aber von einem Unbekannten aufgeweckt, so dass dieses Gedicht für immer ein Fragment blieb. Nach Hellblazer 105, „A Taste of Heaven“, wissen wir, dass dieser Unbekannte James Constantine war, der eine Gruppe Engel hindern wollte, ihre Propaganda vom Himmelreich ungehindert über das Medium Coleridge zu verbreiten. Tatsächlich wurde nie geklärt, wer diese unbekannte Person of Porlock war, die die Vision des genialen Colerdige so rüde unterbrach, aber seitdem ist dieser Person of Porlock eine häufig verwendete Inspiration gewesen, unter anderem für Douglas Adams, Neil Gaiman, Arthur Conan Doyle und eben Paul Jenkins4. Und auch in der Vertigo-Reihe Jack of Fables findet sich eine schöne Anspielung5 (Bild 10).
Das Ende
Die letzte Episode, die Sean Phillips zeichnete, war das Heft 120: Eine Jubiläumsausgabe, in der John Constantine mit seinen Zeichnern und Autoren einen Abend im Pub verbringt, in der Neil Gaimans Death einen Kurzauftritt hat und in der John Constantine auch den Leser direkt anspricht. Nach diesem Heft übernimmt Warren Pleece den Zeichenstift, was die Atmosphäre der Geschichten grundlegend ändert. Mit Warren Pleece beginnt Paul Jenkins, das Ende seines Runs einzuläuten.
John Constantine wird jetzt, da Paul Jenkins seine letzten Hefte schreibt, gründlich demontiert. Aufgrund eines erneuten Komplotts seiner alten Dämonen verlassen ihn nach und nach alle seine Freunde, und John macht einmal mehr die Erfahrung, dass er selbst die größte Gefahr für seine Freunde ist. Gleichzeitig erhält er die Überzeugung, dass der Teufel inzwischen längst die Macht über die Menschen hat und dass die Menschheit es nicht verdient, erlöst zu werden. Er trifft ein weiteres Mal den Guten Hirten, welcher versucht, Constantine davon zu überzeugen, dass die Welt es eben doch wert ist, sich um sie zu kümmern, doch kommt er nicht gegen dessen neu entfachten Fatalismus an. Stattdessen hat Constantine den einzigen für ihn überzeugenden Weg gefunden, seine Freunde vor den Folgen seiner letzten Handlungen zu schützen: Er schließt einen Pakt mit dem Teufel. Darin kann man durchaus eine Analogie zu Jesus sehen, denn so wie Jesus sich opferte, um die Welt zu retten, so opfert sich jetzt Constantine für seine Freunde. Dass ausgerechnet eine Höllenfahrt das größte Opfer darstellt, ist natürlich die bittere Pointe (Bild 11).
Aber natürlich lebt John Constantine am Ende der Storyline noch, seine Geschichte ist noch nicht auserzählt, und überhaupt ist die Geschichte ständig im Fluss, und ebenso wie die unschuldigen Kinder von Buer kann auch Constantine durchaus zur Hölle fahren und wieder zurückkehren.
Die nächsten großen Autoren der Reihe, Warren Ellis und Brian Azzarello, sollten aber erst mal kein Interesse haben, diesen Aspekt der Reihe noch weiter zu durchleuchten – vielleicht war dieses Thema mit Paul Jenkins nun auch wirklich auserzählt. Jedenfalls wurde nach Paul Jenkins eine völlig neue Richtung eingeschlagen, sehr hard boiled und cutting edge, aber das werde ich demnächst noch genauer beleuchten.
Diese von Paul Jenkins geschriebene Hellblazer-Staffel wurde von DC bisher noch nie nachgedruckt. Das liegt wohl unter anderem daran, dass sich Mitte der 90er Jahre das lückenlose Verwertungssystem von DC noch nicht völlig durchgesetzt hatte, das sämtliche Hefte einer Zweitauswertung als Paperback unterzog. (Inzwischen gibt es ja noch die Drittauswertung als digitaler Comic, bei Comixology ist die komplette Serie fast lückenlos verfügbar.) Und anders als die Geschichten von Jamie Delano und vor allem Garth Ennis wurde Jenkins‘ Run nie sonderlich verehrt, sondern gilt eher als umstritten. Inzwischen liegt aber gerade darin der große Reiz: Es ist eine völlig andere Sichtweise auf die Figur, und sie ist trotz mancher Sperrigkeit originell, witzig und darüber hinaus brillant gezeichnet. Es wäre Paul Jenkins und Sean Phillips durchaus zu wünschen, eine späte Anerkennung durch eine Zweitauswertung zu erfahren. Aber auch der derzeitige Umstand, dass es sich um weitgehend unbekannte Hefte handelt, die es wiederzuentdecken gibt, hat seinen Charme.
Zu Teil 1: Die Anfänge in Swamp Thing
Zu Teil 2: Die ersten Hellblazer-Hefte von Jamie Delano
Zu Teil 3: Die Garth-Ennis-Jahre
Zu Teil 5: Hellblazer 1998 bis 2001
2 Möchtest du nicht versuchen, sie zu retten? – Nein Mup. Ist doch sinnlos.
3 Mit „Critical Mass“ konnte ich dem Leser sagen: Sieh her, hier haben wir alles, was Constantine war, was er heute ist und wo er ist, und durch meine Entwicklung konnte ich all die Anteile seiner Person, die mich nicht interessierten, in einen Homunculus schieben und zur Hölle schicken. Damit blieben mir die Aspekte Constantines, über die ich gerne schreiben wollte.
5 In Jack of Fables 28 erklärt der sinistre Mr Revise: „I am Revise […] the Unmaker, slayer of stories! […] It was I who interrupted Coleridge at his desk in the writing of ‘Kubla Khan‘ – a poem that would have ushered in a grand new magic had its final lines been penned!“ (Ich bin Revise, der die Geschichten auslöscht und tilgt. Ich war es, der Coleridge unterbrach, als er an „Kubla Khan“ schrieb, einem Gedicht, das eine neue Ära der Magie eingeläutet hätte, wäre es denn je vollendet worden.)