Nun hat also Cecil, ursprünglich nur Zeichner der Serie, die alleinige Verantwortung für Schemtterlingsnetzwerk übernommen. Da er aber schon beim zweiten Band nicht nur die Zeichnungen erstellt, sondern auch am Szenario mitgewirkt hatte, fällt der Abgang des bisherigen Autors Eric Corbeyran kaum auf. Auch stilistisch gibt es keinen großen Bruch. In diesem Serienfinale werden alle gelungenen Stilmittel beibehalten. Wer sich mit diesen innovativen Ideen bislang nur schwer anfreunden konnte, sieht sich hier möglicherweise etwas überfordert, denn Cecil arbeitet mit sehr vielen Rückblenden, die durchaus verwirrend sein können.
Nachdem es im zweiten Teil hauptsächlich um den Herrn Mond ging, steht auch in diesem Band wieder einer der Helden im Mittelpunkt. Eustache und seine Zielsetzung werden hier genauer betrachtet. Er war immer schon auf der Suche nach einem Schatz und jetzt wird geklärt, worin dieser überhaupt besteht. Untrennbar mit seiner persönlichen Geschichte verbunden, werden manche seiner Verhaltensweisen auch jetzt erst vollkommen verständlich. Zunächst machen sich Eustache und Herr Mond auf die Suche nach Zibeline. Als sie diese finden, wollen sie nur noch eines: Rache. Währenddessen zieht sich die Schlinge um sie immer weiter zu. Der Baron Harcourd hat nicht nur die Polizei auf die beiden angesetzt, sondern auch eine militärische Eingreiftruppe kommen lassen. Aber auch die Unterwelt macht Jagd auf die Diebe, um das ausgesetzte Kopfgeld zu kassieren.
In diesem Band wird deutlich, wie sehr sich Steampunk mit Noir-Elementen verbinden kann. Dabei löst sich Cecil von Genrekonventionen des Actionabenteuers oder des Krimis, indem er seine Helden etwas vernachlässigt. Stattdessen legt er den Fokus auf die Jäger und zeigt damit ein zentrales Element des Film Noir auf: die Unentrinnbarkeit vor dem Schicksal, das Gefangensein in den eigenen Taten und den äußeren Umständen. Cecil treibt alle Figuren immer mehr in die Enge und zeigt die zunehmende Ausweglosigkeit, in die sie sich durch ihr eigenes Handeln gebracht haben. Gerade die beiden Helden wollen agieren und die Initiative ergreifen, sind aber schon zu sehr im Räderwerk gefangen und werden nur noch als Werkzeuge anderer Interessen eingesetzt. Aber das geht allen Figuren so. Die individuellen Interessen müssen scheitern, weil das System immer siegt.
Auch wenn man sich mit den zentralen Elementen des Noir-Genres auskennt, kommt das Ende dann doch ziemlich unerwartet und schockierend daher. War der erste Band dieser Trilogie schon sehr vielversprechend, machen die beiden Folgebände deutlich, wie mutig, innovativ, spannend und düster die ganze Serie ist. Diese Verbindung von Steampunk und Noir funktioniert hervorragend und rechtfertigt die Komplettanschaffung allemal.
Wertung:
Die Film-Noir-Story in Verbindung mit Steampunk kommt zu einem düsteren Ende, welches durch sehr gute graphische Ideen unterstützt wird.
Schmetterlingsnetzwerk 3 – Stigmata
Splitter Verlag, Februar 2012
Text und Zeichnungen: Cecil
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-288-4
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag