Welt am Draht

Links der Woche 30/13: Share it fairly but don’t take a slice of my pie

Unsere Links der Woche, Ausgabe 30/2013:

 

Das Comic Manifest
Internationales Literaturfestival Berlin
In Berlin wurde am Montag ein von 80 Erstunterzeichnern unterstütztes „Manifest“ vorgestellt, in dem eine bessere, auch staatlich finanzierte Förderung der Comickunst gefordert wird. Neben finanzieller Förderung von Comicprojekten wird auch die Schaffung eines deutschen Comicinstitutes gefordert, „das Künstler zusammenführt, ihre Arbeit wissenschaftlich reflektiert und der kulturellen Bildung dient.

Das „Comic-Manifest“ fordert die Anerkennung des Comics
Deutschlandradio Kultur
Verlesen wurde das Manifest von Ulli Lust, wie man in einem Hörfunkbeitrag des Deutschlandradios hören kann. Ein etwas längeres Telefoninterview mit ihr, das ebenfalls im Deutschlandradio zu hören war, ist hier als MP3 abrufbar).

Auch Die Welt, die Berliner Zeitung und der Tagesspiegel berichten über das Manifest und die Veranstaltung, in deren Rahmen es vorgestellt wurde.

Manifesto
Gringo Logbuch, Bela Sobottke
Einen Blick hinter die Kulissen erlaubt der Blogeintrag des Berliner Zeichners Bela Sobottke, der an dem ersten von mehreren Treffen teilnahm, auf denen das Manifest entstand: „Bei allen Beteiligten […] herrschte eine stillschweigende Übereinkunft, welche Comics ‚gut‘, bzw. förderungswürdig sind, und welche nicht. Es gab hier allgemein einen akademisch-künstlerischen Zugang zu Comics, während mein eigener Zugang eher aus dem Bauch heraus kommt und handwerklich geprägt ist.“ Wirklich vertreten fühlt er sich also eher nicht, da es ihm aber „um den Comic als ganzes und nachfolgende Generationen von Zeichnerinnen und Zeichnern“ gehe, habe er das Manifest unterzeichnet.

Das Comic-Manifest – eine vertane Chance
Animexx, roterKater
In einem ausführlichen Blogbeitrag fragt sich roterKater, wie hilfreich öffentliche Förderung auch für die Mangaszene sein könnte. Die jedoch ist bei den Urhebern des Manifests überhaupt nicht vertreten: „Ziel der Comic-Förderung nach dieser Ideologie ist weniger ein Aufbau eines Talent-Pools für deutsche Comic-Kunst quer durch alle ihre Ausdrucksformen, damit sie irgendwann international und kommerziell mit anderen Comic-Nationen mithalten kann, sondern ein Subventionsprogramm für Comic-Schaffende, die von einem durchweg intellektualisierten, elitären Auserwähltengremium als würdig für das Attribut ‚anspruchsvoll‘ erachtet wird.“

Diejenigen, die die Forderungen des Manifests kritisieren, wenden sich zum einen grundsätzlich gegen Subventionen und staatliche Fördergelder, zum anderen wird die Befürchtung geäußert, dass nur ein bestimmterTeil der Comicszene von solchen Quellen, sollten sie einmal fließen, profitieren könnte. Fil (Didi & Stulle) weist aus diesem Anlass bei Facebook noch einmal darauf hin, dass „Graphic Novel“ nur ein Marketingbegriff ist: „Dass wir jetzt so tun, als wäre die Graphic Novel eine eigene Kunstform, die irgendwelche geheimnisvollen Möglichkeiten des Mediums Comic ausschöpfen soll, stresst mich persönlich seit Jahren.“ Unter dem Beitrag (auch für Nicht-Facebooker zugänglich) entspinnt sich eine lesenswerte Diskussion, an der sich auch etliche Comiczeichner beteiligen.

Ebenfalls Gedanken zum Thema machen sich Jähling, Millus und – hier bei Comicgate – Marc-Oliver Frisch. Auch auf Twitter wurde kontrovers diskutiert. Eine Auswahl der zahlreichen Tweets habe ich hier bei Storify zusammengetragen. Und natürlich gibt es auch im Comicforum eine Debatte zum Thema (die aber auch mehrfach vom eigentlichen Thema abschweift).

Festivalzeitung
Joomag, Comicfestival Hamburg
Vom 3. bis 6. Oktober läuft das Comicfestival Hamburg mit Ausstellungen, Lesungen, Künstlergesprächen und mehr. Das schick gestaltete Programmheft kann man jetzt online lesen.

Dirk, der Duck
jetzt.de, erik-brandt-hoege
Ein Interview mit Walter W. Wacht, der den Tumblr „This Duck is Tocotronic“ ins Leben gerufen hat, auf dem Panels aus Disney-Comics mit Tocotronic-Zitaten gemixt wurden.

Yps Comic-Wettbewerb
Facebook, Yps
Die wiederbelebte Zeitschrift Yps hat vor einigen Wochen zu einem Comic-Wettbewerb aufgerufen. Jetzt kann auf Facebook per „Like“ abgestimmt werden. Die zehn meistgemochten Beiträge kommen in die Endauswahl, aus der eine sechsköpfige Jury dann den Sieger kürt, dessen Beitrag in Yps veröffentlicht wird.

Your 2013 Harvey Awards Winners
The Comics Reporter, Tom Spurgeon
In Baltimore wurden die Harvey Awards vergeben. Bei diesem Preis werden sowohl die Nominierungen als auch die endgüligen Gewinner über eine Umfrage bestimmt, an der alle teilnehmen können, die professionell in der US-Comicbranche arbeiten. Großer Gewinner war auch hier die Science-Fiction-Serie Saga von Brian K. Vaughan und Fiona Staples, die zuletzt schon mit drei Eisners sowie den Hugo Award ausgezeichnet wurde. Bei den Harveys räumte die Serie sogar in sechs Kategorien ab.

Heartbroken
hadenblackman.com, W. Haden Blackman
Das Kreativteam hinter der DC-Serie Batwoman, J.H Williams und W. Haden Blackman, gab diese Woche bekannt, die Serie abzugeben. Als Begründung nennen sie zu viele, meist sehr kurzfristige Änderungswünsche seitens der Redaktion bei DC: „We’ve always understood that, as much as we love the character, Batwoman ultimately belongs to DC. However, the eleventh-hour nature of these changes left us frustrated and angry — because they prevent us from telling the best stories we can.“ Zu den Dingen, die Willliams und Blackman erzählen wollten, aber nicht durften, gehört u.a. die Heirat zwischen Batwoman alias Kate Kane und ihrer langjährigen Freundin. DC hat damit ein Problem, nicht weil das Paar lesbisch ist, sondern weil DC-Superhelden gefälligst nicht heiraten sollen: DC-Verlagschef Dan DiDio sagte auf der Baltimore Comic Con: „Helden sollten kein glückliches Privatleben haben. Sie sind dazu verpflichtet, diese Person zu sein und andere zu verteidigen und dafür ihre eigenen persönlichen Interessen zu opfern.“ Ob das eine sinnvolle Haltung ist, kann man diskutieren, aber das Hauptproblem für DC ist derzeit, dass der Verlag mit seinen strengen redaktionellen Vorgaben immer mehr Autoren aktiv verprellt. Williams und Blackman sind kein Einzelfall, sondern reihen sich in eine immer länger werdende Liste von Autoren ein, die wegen Differenzen mit den Redakteuren im Verlag vorzeitig das Handtuch werfen.