Vor Jahren versuchte sich der (alte) Splitter-Verlag bereits an der tollen Albenserie Troll der Szenaristen Jean David Morvan (Sillage, Spirou und Fantasio) und Joann Sfar (Die Katze des Rabbiners, Klezmer) sowie des Zeichners Olivier Boiscommun (Das Buch von Jack, Pietrolino). Für mehr als zwei Ausgaben reichte es allerdings zur damaligen Zeit nicht. An eine Komplettveröffentlichung der aus sechs Alben bestehenden Serie wagt sich nun Finix Comics. Als Format wählte man eine Art „Integral light“, statt Einzelalben oder einem oder zwei dicken Sammelbänden sollen am Ende drei Doppelausgaben stehen. Der Hauptgrund: Mit dem aktuell erschienenen ersten Doppelband druckt man zuerst die beiden von Splitter vorgelegten Alben neu, bevor anschließend mit einem sauberen Schnitt zu deutschen Erstveröffentlichungen übergegangen wird. Ein guter Kompromiss, wie ich finde, da so kein Altleser gezwungen wird, Geschichten doppelt zu kaufen, aber trotzdem jeder die Chance geboten bekommt, am Ende eine einheitliche Gesamtausgabe im Regal stehen zu haben.
Aber worum geht es bei dem Comic mit dem schlichten Titel überhaupt? Die Handlung von Troll spielt in einer klassischen Fantasywelt, bevölkert mit Drachen, Zentauren, Kobolden und, klar, Trollen. Beherrscht wird dieses Reich vom „Großen Ritter”, einem mysteriösen Despoten. Als der Troll namens Mangog versehentlich den Finger eines Kobold verspeist, infiziert er sich mit einer Larve. Will heißen, Mangog wird quasi schwanger, er und der Kobold Albrecht werden Eltern.
Das klingt ungewöhnlich und das ist es nicht nur für den Leser, sondern auch für die beiden Hauptprotagonisten. Nach anfänglicher Panik nehmen sie jedoch ihre Elternrolle an und kümmern sich liebevoll um das Baby. Der grobschlächtige Troll und der winzige Kobold, beide nicht gerade Schönheiten – was für ein befremdliches Bild einer Patchwork-Familie. Gerade weil man diesem nichtsnutzigen Duo zu Anfang nichts zutraut, verliebt man sich in die zwischen“menschliche“ Beziehungsdynamik. So simpel der Titel der Reihe ist, so klischeehaft und altbekannt der Fantasy-Hintergrund, so überraschend anders ist der Plotkern.
Troll ist Fantasy der eher seltenen Sorte: Schwarzhumorig, skurril und mit einem zwinkernden Auge auf das Genre. Die Zeichnungen von Boiscommun tun ihr Übriges. Passend zur spaßigen Erzählung sind die Bilder nicht zu realistisch, aber dennoch sehr ausdrucksstark und mit viel Liebe gestaltet.
Wertung:
Fantasy mit Humor, einer Portion Absurdität und starken Illustrationen
Troll 1
Finix Comics, Mai 2013
Text: Joann Sfar, Jean David Morvan
Zeichnungen: Olivier Boiscommun
Übersetzung: Oriol Schreibweis
96 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 9783941236806
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Finix Comics