Rezensionen

Sprite 1 – Schwarze Flut

Cover Sprite 1Die Apokalypse mal wieder: Erst sind es nur ein paar merkwürdige schwarze Flocken, die vom Himmel fallen, doch rasch ist in Yugo Ishikawas Sprite ganz Tokyo verschwunden. Nach einem heftigen Erdbeben und einer mysteriösen schwarzen Flut bleibt von der Millionenstadt erst einmal nichts übrig als der 42. Stock eines Hochhauses. Dort befinden sich durch einen glücklichen Zufall nicht nur die Oberschülerin Yoshiko und ihre Freundinnen Kiriko und Miki, sondern auch einige Bewohner des Wolkenkratzers, denen die unheilvolle Brühe nun ganz buchstäblich bis zum Hals steht.

Nach dem etwas banalen Einstieg und der Einführung der Schulmädchenclique um die Protagonistin Yoshiko widmet sich der erste Band der Sprite-Reihe ausgiebig der rätselhaften Katastrophe und dem Überlebenskampf eines bunten Haufens von Charakteren. Es ist durchaus eindrucksvoll anzusehen, wie Ishikawa die Zerstörung Tokyos grafisch umsetzt: Mit dem einsetzenden Beben werden auch die zuvor sauber angeordneten Panels kräftig durchgeschüttelt und eine Flut von Soundwörtern sorgt auf den Buchseiten für etwas, das man getrost als visuellen Lärm bezeichnen kann. Eine Tsunamiwelle aus schwarzer Tusche verschlingt schließlich nicht nur die japanische Metropole, sondern verleiht dem gesamten Manga einen düsteren Look.

Seite aus Sprite 1Abwechslungsreich gestaltet sich auch das Treiben der Figuren, deren Geschichten zwar nur angerissen werden, aber durchaus zu fesseln wissen. So erzählt Sprite nicht nur von dem verzweifelten und ziemlich grausig endenden Versuch eines jungen Mannes, seine schwangere Frau zu retten, oder von dem tragischen Erdbeben, das 1995 die Stadt Kobe verwüstete. Auch die surrealen Szenen, in denen die Wirklichkeit und die Fantasien von Yoshikos scheinbar verwirrtem und nach einem MMORPG namens Final Quest 11 süchtigen Onkel verschmelzen, können überzeugen.

Bei all den Einfällen und Ideen, die Ishikawa mit seinem Manga bietet, bleibt der erste Band von Sprite im Grunde doch recht konventionelle Kost und ist im Tonfall leider unentschlossen. Die abrupten Wechsel zwischen überdrehtem Humor, gorigem Horror und realistischem Drama nerven auf Dauer und so einige Male stellt sich die Frage, ob der überbordende Einsatz von Soundwörtern nun effektiv oder doch bloß effekthascherisch ist. Spätestens aber wenn die Story um die schwarze Flut gegen Ende eine überraschende Wendung nimmt und die Leser mit einem Cliffhanger entlässt, ist man versöhnt und kann gespannt der Fortsetzung entgegenfiebern.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Düsteres Weltuntergangsszenario, das gelegentlich ein bisschen anstrengend ist und beliebig wirkt, aber Lust auf mehr macht.

 

Sprite 1 – Schwarze Flut
Carlsen Manga, Januar 2014
Text und Zeichnungen: Yugo Ishikawa
Übersetzung: Jens Ossa
208 Seiten, schwarz-weiß, Softcover
Preis: 7,95 Euro
ISBN: 978-3-551-72752-7

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Carlsen Verlag