Rezensionen

Smoke City 1

Cover Smoke City 1Auf zwei Bände angelegt, erzählt der erste Band von Smoke City eine klassische Heist-Story: Eine Bande von Kriminellen, deren Mitglieder sich zur Ruhe gesetzt haben, wird reaktiviert, um aus einem Museum eine Mumie zu stehlen. Die eine Hälfte des Albums dreht sich ganz genregerecht um die Vorstellung der Figuren und die Animositäten innerhalb der Gruppe. In der zweiten Hälfte geht es dann, wieder ganz genregerecht, um den Coup an sich, der zunächst natürlich alles andere als planmäßig verläuft, da ansonsten ja auch keine Spannung aufkommen würde. Verrat und Liebe spielen selbstverständlich auch eine Rolle.

So weit ist das alles bekannt. Wenngleich nichts besonderes, ist es doch immerhin recht kurzweilig und spannend zu lesen. Der Clou der Macher besteht aber nun darin, dass es mit der gestohlenen Mumie mehr auf sich hat, als es zunächst den Anschein hat. Dies wird direkt zu Beginn klar gemacht, aber das vergisst der Leser schnell, da er eine Geschichte aus einem ganz anderen Genre zu lesen bekommt. Erst im allerletzten Panel wird dieser Aspekt wieder aufgegriffen. Wohin die Reise im nächsten Band gehen wird, ist noch nicht absehbar, da die Story im Grunde erstmal abgeschlossen ist. Hier im ersten Band hat man einen Krimi vorliegen, aber was kommt im nächsten? Horror? Fantasy? Der Phantasie ist genügend Spielraum gegeben.

Seite aus Smoke City 1Kleine, gut versteckte Zitate deuten dabei in eine grobe Richtung. Das Eröffnungspanel lebt nicht nur von dem ersten Blick auf die moderne Großstadt, ganz in metallenes Grau getaucht, sondern auch von dem Kontrast mit einer Krähe, die mit bedrohlich geöffnetem Schnabel durch die Luft fliegt. Da sich die Krähe nicht in ihrer gewohnten Umgebung befindet, wird schon angedeutet, dass etwas geschehen wird, was nicht geschehen soll. Dass Krähen auch als Unglücksvögel gelten, passt dazu. Vielleicht auch schon eine kleine Anspielung auf The Crow von James O’Barr? Die Frage, ob man schon einmal mit dem Teufel im fahlen Mondlicht getanzt habe, entstammt dem ersten Batman-Film von Tim Burton und zeigt deutlich, dass die titelgebende „Smoke City“ ein ebensolcher Moloch wie Gotham City ist. Der Titel erinnert nicht nur phonetisch an Sin City von Frank Miller, auch die Flucht eines Helden erinnert ein bisschen an die Flucht von Marv aus dem ersten Sin City-Band. Und die asiatische Ninja-Kämpferin, die hier auftaucht,  könnte auch Frank Millers Noir-Epos stammen. Hier wird aber nicht plagiiert, da alle drei genannten Elemente sehr versteckt sind. Vielmehr werden sie als Zitat eingebaut, um die Story inhaltlich zu verorten: Mystik (Krähe), gotischer Einfluss (Batman), Großstadtsaga, Krimi, Action und verführerische Frauen (Sin City).

Seite aus Smoke City 1Passend zur düsteren Story sind die Bilder von Benjamin Carré zum größten Teil in sehr blassen, kalten, düsteren Farben gehalten, die nur selten aufgehellt oder farblich intensiviert werden. Die Hintergründe führt er manchmal sehr detailliert aus, was mit der sehr rudimentären und glatten Figurenzeichnung bisweilen störend kollidiert. Hier hat man einen naturalistischen Ansatz und da sehr flächig gestaltete Figuren, die bisweilen unfertig wirken. Der Stilbruch lässt sie deplatziert wirken, was immerhin zu Verbrechern passt, die sich nicht in die Gesellschaft einordnen (wollen), aber es befremdet etwas zu Beginn. Dennoch sind die Zeichnungen für ein Debüt recht gelungen, wenn man sich nicht daran stört, dass sie erkennbar auf Fotovorlagen basieren.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Finstere Noir-Story, die inhaltlich nicht viel Neues erzählt, aber viel verspricht für den zweiten Band.

 

Smoke City 1
Splitter Verlag, Juli 2011
Text: Benjamin Carré, Mathieu Mariolle
Zeichnungen: Benjamin Carré
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-289-1
Leseprobe

 Jetzt beim Fachhändler Comic Combo anschauen und bestellen!    Jetzt bei amazon.de anschauen und bestellen!

Abbildungen © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag