Ja, das ist hier tatsächlich ein Comic über die Crew der Serenity – des Raumschiffs, das die Heimat eines zusammenwürfelten Haufens von eigenwilligen Charakteren aus Joss Whedons (Schöpfer von Buffy) kurzlebiger und nichtsdestotrotz fantastisch guter Fernsehserie Firefly darstellt.
Und wenn man sich die prestigeträchtigen Namen der Zeichner anschaut, die für diese drei hier in einem TPB zusammengefassten Comic Variantcover und anderes hübsches Beiwerk geliefert haben, dann hat die Serie auch eine enorm hohe Fanschar in den Zeichnerreihen.
Dabei wurde das alles sehr logisch angegangen: es gibt neun Personen auf dem Raumschiff – und drei Einzelcomics. Ergo erhielt jeder Comic drei Variantcover mit je einer Figur. Und die sind dankenswerterweise alle auch im TPB abgebildet.
Ich zähle nur mal ein paar der Highlights auf: das Cover des TPB (s.o,) stammt von Fanliebling Adam Hughes, Joe Quesada illustrierte eine wunderbare Zoe, Brian Hitch bekam Jayne (s.l.; auch sehr schick) und einer meiner Lieblingszeichner, JG Jones, durfte Inara umsetzen. Leider ist die mMn nicht ganz so gut getroffen wie z.B. Josh Middletons River.
Aber nun gut.
Worum geht es überhaupt in Firefly bzw. Serenity?
Um es einigermaßen kurz zu machen: Joss Whedon hat sich eine Zukunft ausgedacht, in der sich die Menschheit räumlich stark ausgebreitet hat, nämlich auf viele fremde Planeten. Demzufolge gibt es natürlich auch Raumschiffe – wie die Serenity, ein älteres Transportschiff. Mehr schlecht als recht schlägt sich die Mannschaft unter dem Captain Malcolm Reynolds durch, der sich nie zu schade ist, auch mal illegale Jobs anzunehmen, um überhaupt an etwas Geld zu kommen. Hauptsache, er kann der allmächtigen Allianz ausweichen, die die erdnahen Planeten unter Kontrolle hat und gegen die Reynolds zusammen mit seinem ersten Offizier Zoe als Angehörige der Independents in einem früheren Krieg verloren hatte.
Als starken Kontrast zu den Raumschiffen setzt Whedon auf den Welten, die die Serenity ansteuert, Wild-West-Elemente ein.
Klingt bescheuert, funktioniert aber erstaunlich gut und macht sich schon nett, wenn ein Raumschiff über eine Herde Cowboys in bester Vereinbarkeit hinweggleitet.
Das Besondere an der Serie ist, dass sie sich auf die neun zusammengewürfelten Besatzungsmitglieder konzentriert. Denn auch in der Zukunft haben die Menschen ähnliche Nöte wie wir. Es gibt keine Aliens oder hochtrabende Technik wie in anderen Science-Fiction-Serien.
Die Charakterisierung vom großmäuligen Möchtegern Jayne über den schüchternen Schiffsarzt Simon bis hin zur herzensguten Mechanikerin Kaylee ist hervorragend und kommt überzeugend herüber. Was sehr erfrischend ist ist die Unverkrampftheit, die scharfzüngigen pointierten Dialoge und die politische Unkorrektheit. Wie sagte mein Kollege Björn, der mich mit Firefly angefixt hat, so treffend: als ob man noch die alte Star-Wars-Variante guckt, in der Han Solo zuerst schießt.
Interessanterweise ist die ehrenhafteste Person auf dem Schiff, Inara, deshalb am ehrenhaftesten, weil sie eine Edelhure ist, die in einer Art Gewerkschaft organisiert ist und sich ihre hochrangige Kundschaft selber aussuchen kann. Insgesamt sehr interessante gesellschaftliche Ansätze, die sich Joss Whedon da ausdenkt.
Um die Spannung zu steigern gibt es natürlich es Ungereimtheiten in der Vergangenheit mancher Besatzungsmitglieder und zwischenmenschliche Probleme, an der die Serie wächst und die einen immer neugieriger werden lässt auf den großen Hintergrundplan.
Dummerweise für den süchtig gewordenen Fan wurden nur 14 Folgen gedreht, denn von Fox wurde sie augrund schlechter Einschaltquoten (die sich Fox auch teils selber mit eingebrockt hat) nach der 11. Episode abgesetzt. Aufgrund des extrem guten DVD-Verkaufs und der sehr großen Fanbasis wurde dann der Kinofilm Serenity gedreht, der die Ereignisse nach dem Ende der Fernsehserie weiterspinnt.
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Und genau hier kommt der Comic ins Spiel. Ursprünglich als Anime geplant, erzählt er, was zwischen dem Ende der Serie und vor dem Kinofilm passiert ist. Brett Mathews, der auch schon an der ursprünglichen Fernsehproduktion Firefly und am Comic zu Angel mitgearbeitet hat, hat dafür das Skript geschrieben. Und das funktioniert als Comic sogar recht gut. Vordergründig eine Actiongeschichte, passiert dann aber doch einiges, das alte Geschehnisse aufgreift und neue Sachverhalte schafft. Dazu kommen noch einige geschliffene Dialoge und zwischenmenschliche Beziehungsprobleme. Also eigentlich alles, was man von der Serie erwartet. Natürlich, und das kann man dem Comic nicht wirklich vorwerfen – dafür ist er zu kurz -, gehen einige leise Töne verloren, die man vom Bildschirm her kennt und liebt. Nichtsdestrotrotz erfüllt er seine Aufgabe ausgezeichnet und macht Fans glücklich. Meiner Meinung funktioniert er sogar für Nichtkenner der Serie, auch wenn ihnen dann zwangsläufig der ein oder andere Seitenhieb entgeht.
Gezeichnet wurde die Geschichte von Will Conrad, der ein hartes Los hat. Schließlich gibt es reale Vorbilder für fast jede Figur, die er anfertigen muss, und der Leser möchte sie bitteschön gerne wiedererkennen. Er macht seine Arbeit aber sehr ordentlich und man braucht es nicht bereuen, ihn als Zeichner engagiert zu haben, auch wenn er nicht jedesmal den Schauspieler 100%ig trifft.
Ein persönliches, wenn auch eigentlich nicht viel hergebendes Vorwort von Schauspieler Nathan Fillion (“als Kind wollte ich immer ein Superheld sein, und bei Firefly ging mein Wunsch ein bisschen in Erfüllung“), der Captain Reynolds darstellt, und wie bereits erwähnt die wunderschöne Covergalerie runden das TPB gut ab. Für Neulinge wäre aber sicherlich eine kurze Vorstellung der Hauptfiguren sinnvoll gewesen.
Interessanterweise hat es ein kleineres Format (nur knapp 23 cm hoch und etwas über 15 cm breit) als das der üblichen US-Hefte und TPB, was einem zuerst ungewohnt vorkommt, dann aber nicht weiter stört.
Eine deutsche Version ist meines Wissens nach übrigens nicht geplant.
Es gibt sogar Hoffnung, dass das Firefly-Universum zumindest noch in Comicform weiterbestehen bleibt. Erstens ist auf dem TPB-Rücken eine dicke fette “1“ gedruckt, zweitens sagte Scott Allie von Dark Horse in diesem Newsarama-Interview, dass der Serenity-Comic ein Überraschungshit war, mit dem sie nicht gerechnet hatten, und drittens gibt es schon jede Menge Gerüchte über eine mögliche Fortsetzung. Wir werden sehen.
Fazit: für Fans sowieso unabdinglich, und Einsteiger können einen irgendwie gearteten Einblick ins Firefly-Universum bekommen. Und dann unbedingt die DVDs zur Serie und zum Kinofilm kaufen, vielleicht bekommen wir so eine weitere Fortsetzung auf der Leinwand oder dem Bildschirm erquengelt! *g*
Serenity – Those Left Behind (US)
Dark Horse Comics
Text: Joss Whedon, Brett Matthews
Zeichnungen: Will Conrad
104 Seiten, Softcover, komplett farbig; 9,95 $
ISBN: 1-59307-449-2
Serenity – Those Left Behind (US):
Firefly, Volume 1: The Official Companion (englisch):
Serenity: The Official Visual Companion (englisch):
DVD-Serie zum Antesten: Firefly – Season One, Episode 1 & 2:
DVD-Film Serenity Limited Edition:
Dark Horse Comics mit fünf Seiten Serenity-Leseprobe
Interview mit dem Autor Brett Matthews zum Comic
Bildquellen: Jayne (Brian Hitch) von www.comicbookresources.com, die zwei Comicseiten von Dark Horse