Rezensionen

Saga 1

Cover Saga 1Drei Eisner-Awards (in den Kategorien „Bester neue Comicserie“, „Beste Comicserie“ und „Bester Autor“), dazu noch sechs Harvey-Awards und einen Hugo-Award: Die neue Comicserie Saga hätte kaum mit mehr Vorschusslorbeeren aus den USA zum deutschen Verlag Cross Cult schwappen können. Von einer Mixtur aus Star Wars und Game of Thrones war bereits im Vorfeld die Rede – hochtrabendere Vergleiche kann man sich kaum ausmalen. Dabei würde allein ein Blick auf den Namen des Autors, niemand geringerer als Brian K. Vaughan (Y – The Last Man, Ex Machina, Lost), bei den kundigen Lesern für die höchste Aufmerksamkeitsstufe sorgen.

Aber versuchen wir uns den ersten deutschen Sammelband dennoch möglichst unvoreingenommen vorzunehmen. Saga spielt in einer weit, weit entfernten Galaxie … Naja, oder so ähnlich. Es handelt sich jedenfalls um eine Sci-Fi-Welt, die von allerhand außerirdischen Rassen bevölkert wird und sich im Krieg befindet. Mitten drin stecken Marko und Alana, ein junges Paar, das sich mit seinem noch ungeborenen Kind auf der Flucht befindet. Alana gehört einem hochtechnisierten Volk von geflügelten Kriegern an, während Markos Rasse sich durch Hörner kennzeichnet und mit Magie umzugehen vermag.

Mit ihrem künftigen Mischlingsbaby, welches lustigerweise die Erzählstimme übernimmt, stehen die beiden zwischen den verfeindeten Lagern. In einem klassischen Romeo-und-Julia-Szenario kommt ihrer nicht gebilligten Liebe eine zentrale Rolle in dieser Space Opera zuteil. Nicht zuletzt werden Marko und Alana sogar von Kopfgeldjägern gejagt.

Seite aus Saga 1Die Handlung in diesem ersten Band ist noch etwas diffus und lässt sich vom Gefühl her tatsächlich vielleicht noch am ehesten als eine radikale Version von Star Wars bezeichnen. Zeichnerin Fiona Staples erschafft eine hervorragende, eigentümliche Welt, die sich auffällig stark auf die Figuren im Vordergrund und auf deren Charakterisierung fokussiert und die Hintergründe geradezu aufreizend gern vernachlässigt. Auch deshalb lässt sich Saga nicht so einfach in die Schublade „großes Weltraumepos“ stecken. Vielmehr benutzt Vaughan Sci-Fi und Fantasy lediglich als Bühne, um einen möglichst unvorhersehbaren, unbegrenzten Sandkasten zur Verfügung zu haben und die Figuren präzise ausarbeiten zu können.

Ohnehin sind nicht die Raumschiffe, die Metaphysik, ja nicht einmal die exzessiv vorgetragene Gewalt und Sexualität die Kernthemen. So wie es bei der TV-Serie Lost letzten Endes nicht um Mystery ging, sondern um die Entwicklung der Figuren oder Game of Thrones weniger reine Mittelalter-Fantasy als vielmehr komplexes Beziehungsgeflecht ist, so scheint auch Saga einen ähnlichen Schwerpunkt zu besitzen.

Aber ist die Serie wirklich so überragend, wie es Kritiken und Auszeichnungen aussagen? Da muss ich mit einem klaren „Jein“ antworten. Stilistisch ist Vaughan Überragendes gelungen. Die Handlung war für mich noch etwas unscharf und nicht richtig zu fassen, man muss allerdings klar sagen, dass der Autor eine exakte Vorstellung von jeder Szene zu haben scheint und auch den großen Plan bereits im Kopf hat. Insofern ist der Comic perfekt durchchoreographiert, er überrascht auf jeder Seite und scheut auch nicht vor radikalen Ideen zurück. Fiona Staples erweist sich dabei als echter Glücksgriff. Sie ist es, die den Figuren erst den perfekten Ausdruck verleiht.

Andererseits liegt mir bislang nur der erste Sammelband mit den ersten sechs US-Heften vor. Ob sich aus der Liebesgeschichten inmitten zweier verfeindeter Völker heraus ein Gesamtwerk auf ähnlichem Niveau entspinnen wird, bleibt abzuwarten. Erst dann kann man wirklich von einem modernen Klassiker oder einer „Saga“ (wie es der Titel verheißungsvoll ansagt) reden.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

Zweifelsfrei einer der vielversprechendsten US-Serienstarts der vergangenen Jahre

 

Saga 1 
Cross Cult, August 2013
Text: Brian K. Vaughan
Zeichnungen: Fiona Staples
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
160 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22 Euro
ISBN: 978-3-86425-187-0
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Cross Cult

Disclosure/Klarstellung: Die deutsche Ausgabe von Saga 1 wurde von den CG-Redakteuren Marc-Oliver Frisch und Frauke Pfeiffer übersetzt bzw. lektoriert.

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