Rezensionen

Ronson Inc. 1 – Die Abrechnung

Cover Ronson Inc. 1Braucht man wirklich eine neue Westernserie? Nicht nur im Film, sondern auch im Comicbereich ist das Genre schließlich eines der beliebtesten und auch eines der ältesten. Schon der erste ernst zu nehmende Spielfilm (wenn man eine Dramaturgie voraussetzt), The Great Train Robbery, war schließlich ein Western. Da muss man in einer neuen Serie eigentlich schon einen ganz neuen Tonfall finden, um sich an die Spitze des Trecks setzen zu können. Die neue Serie Ronson Inc. bemüht sich auf eigenwillige Art und Weise um eben diesen Tonfall.

Dabei eignet sich die Grundidee zunächst eher für eine witzige Auseinandersetzung mit dem zugrunde liegenden Thema: Es geht um die Rivalitäten zweier Detektivagenturen, eben die titelgebende Ronson Inc. sowie die berühmte, historisch korrekte, Pinkerton-Agentur. Das klingt eher nach einem Lucky Luke-Abenteuer, der ja auch im letzten Band mit Pinkerton zu tun hatte. Die Detektive der Ronson Inc. haben jedenfalls in dem Goldgräberstädtchen Dalbart recht guten Erfolg. Sie schützen etwa Postkutschen und sind in ihren Methoden nicht gerade zimperlich. Aber die Rivalität zur berühmten Detektei Pinkerton führt zu einem Intrigenspiel und zu einem Kleinkrieg, der so manche Kugel fliegen lassen wird. Eine rein humoristische Herangehensweise sucht man hier aber vergebens.

Seite aus Ronson Inc. 1Irgendwie ist der aus den Niederlanden stammende Comic stellenweise ein recht merkwürdiger Zwitter. Der sehr glatte, flächige Stil der Zeichnungen von Minck Oosterveer erinnert eher an klassische Serien oder Zeitungscomics. Auch die optische Gestaltung der Figuren wirkt eher altmodisch. Dem gegenüber stehen aber die Erotik und vor allem die Brutalität, die durchaus modern wirken. Dadurch entsteht ein gewisser Zynismus, da die doch recht fröhliche, an Funnies angelehnte Art der Figurengestaltung (gerade der Sekretärin) die Gewalt der Geschichte schon fast nebensächlich erscheinen lässt.

Das hat durchaus seinen Reiz, als ob sich Jerry Spring mit Durango in einer Zeitmaschine verschmolzen hätten und sich nun auf den Seiten einer Zeitung aus den 1930ern wiederfinden würden. Allerdings ist das dann durchaus Geschmackssache. Für mich wirkt die Gestaltung etwas zu industriell und lässt einen persönlichen Stil zu kurz kommen. Dass die Story sehr dünn ist, fällt angesichts des hohen Tempos glücklicherweise kaum auf. Aber auch sonst gibt es durchaus Mängel. Einer der Protagonisten etwa dient anscheinend nur als Bildfüller – man erfährt nur dessen Namen und dass er ein Kollege der Helden ist,  weiter nichts. Auch die übrigen Figuren sind leider bislang nur recht rudimentär ausgeführt. Aber die Stimmung ist gut getroffen. Insgesamt also ein eher zwiespältiger Eindruck von einer neuen Serie, die offensichtlich noch sich selber und ihren Weg im Genre sucht. Allerdings wird nach dem zweiten Album bereits wieder Schluss sein, da Zeichner Oosterveer vor kurzem bei einem Motorradunfall verstarb.

 

Wertung: 6 von 10 Punkten

Altmodisch und modern zugleich sucht die Serie ihren Weg im Genre und im Tonfall, was noch etwas unausgegoren wirkt.

 

Ronson Inc. 1 – Die Abrechnung
Splitter Verlag, März 2012
Text: Willem Ritstier
Zeichnungen: Minck Oosterveer
Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-446-8
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag