Rezensionen

Ravermoon 1 – Das Versprechen der Flammen

Cover RavermoonZugegeben, das Cover der neuen Serie Ravermoon erinnert zunächst an die übliche Heroic Fantasy, von der der Markt doch ziemlich überlaufen ist und die nach einem recht einfachen Prinzip funktioniert: Ein waffenstarker Held oder Heldin wird in Abenteuer verstrickt. Der muskelbepackte Held oder die wohlproportionierte Heldin sind im Grunde ein Äquivalent des einsamen Westernhelden. Clint Eastwood hat mal in einem Interview in schöner Selbstironie auf die Frage geantwortet, wie er seine Western plant: „Ich reite in eine Stadt. Der Rest ergibt sich.“

Der erste Eindruck von Ravermoon weist also ganz in die klassische Genre-Richtung, wobei natürlich der äußerst knackig gestaltete Glutaeus der Coverheldin für den männlichen Leser einen zusätzlichen Anreiz bietet. In diesem Zusammenhang sei gleich erwähnt, dass sich der Comic wohltuend von dem genreüblichen Chauvinismus, wie er etwa bei den Heldinnen Kala, Axa oder Falka zu finden ist, abhebt. Sexismus ist hier nicht zu finden und die Heldin Ravermoon ist durchaus eine starke eigenständige Persönlichkeit. Erstaunlicherweise steht sie auch nicht im Mittelpunkt der Erzählung, sondern taucht erst ab etwa der Hälfte der Geschichte auf.

Zunächst geht es um einen mächtigen Magier, der großen Einfluss auf den König hat und später dafür sorgt, dass die Hauptstadt des Reiches diverse magische Schulen besitzt. Als es einer der unbedeutenderen Schulen gelingt, den Zeitstrom zu kontrollieren, werden in einer einzigen Nacht, alle Vertreter der Schule, bis auf einen, ermordet. Eine geheimnisvolle Kirche versucht unterdessen, auf den König Einfluss zu nehmen. Um die Morde aufzuklären und den überlebenden Magier zu schützen, wird die Söldnerin Ravermoon in die Stadt zurückgerufen.

Autor Seite aus Ravermoon 1Sylvain Cordurie verzichtet hier auf die klassische Fantasyzutat, nach der die Hauptfigur eine Reise antreten muss und mit Gefährten viele Gefahren bestreitet. Stattdessen spielt fast die ganze Handlung nur in einer einzigen Stadt. Insofern wirkt die Söldnerin schon fast wie ein Anachronismus, ist aber die letzte Hoffnung der Behörden. Zudem hat sie ein persönliches Interesse, da der Magier ihr Bruder ist. Cordurie verwendet für seine Geschichte zum größten Teil Krimizutaten. Ein Verbrechen geschieht und nachdem die Behörden nicht weiterwissen, wird ein Spezialist eingesetzt. So kann man das auch bei Sherlock Holmes und in vielen anderen Krimis finden.

Hier befinden wir uns jedoch in einem Fantasyambiente. Zum Glück wird hier nicht einfach nur ein Genremix vorgelegt. Denn genau wie die Heldin betätigt sich auch der Leser als Entdecker. Er erfährt schrittweise immer mehr von dieser Welt, was einen großen Reiz ausmacht. Ähnlich wie die Helden ein Indiz nach dem anderen entdecken, entdeckt auch der Leser immer wieder neue Facetten. Das hält ihn locker bei der Stange. Die detailreichen, realistischen Zeichnungen von Leo Pilipovic geben dabei kleine Hinweise und unterstützen so die Story. Die strotzt vor Anspielungen, Hinweisen und nicht verfolgten Spuren und wandelt damit auf dem schmalen Grat zwischen Frustration und Spannung. Immerhin ist Ravermoon eine wohltuende Ausnahme von der gängigen Fantasy und ihrer sich immer wieder wiederholenden Muster. Der Comic erfindet das Genre zwar nicht neu, ist aber durchaus einen Blick wert. Die Figuren, allen voran auch die titelgebende Heldin, bleiben aber leider etwas blass.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Unterhaltsamer und spannender Fantasykrimi, der den Leser nach und nach die gestaltete Welt entdecken lässt.

 

Ravermoon 1 – Das Versprechen der Flammen
Splitter Verlag, April 2012
Text: Sylvain Cordurie
Zeichnungen: Leo Pilipovic
Übersetzung: Tanja Krämling
56 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-405-5
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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag