Rezensionen

Maries Drachen 1 – Armance


 Vom erfolgreichen Autorenduo Ange, das sind Anne und Gerard Guero, unter anderem durch die Serien Die Legende der Drachenritter, Belladonna, Das verlorene Paradies und Bloodline bekannt, erscheint eine neue Fantasyserie auf dem deutschen Markt.

Das sehr klassisch aufgebaute Cover verrät erst einmal nur, dass es sich hier um eine taffe Heldin handeln muss, ansonsten kann man sich überraschen lassen. Ein sehr detailreicher, naturalistischer Strich entführt den Leser in eine Fantasywelt, die unserem historischen Mittelalter, oder besser: dem Mittelalter Frankreichs, ziemlich ähnlich ist. Auch zeichnerisch gibt es Ähnlichkeiten. Vor allem die Schraffurtechnik, welche der Zeichner Thierry Demarez gerne bei Schatteneffekten anwendet, erinnert sehr an Serpieri (Druuna). Ansonsten sind auch noch deutliche Einflüsse von Rosinski (Die große Macht des kleinen Schninkel, Thorgal) auszumachen. Aber gerade in den Visionen der Heldin Marie oder der Priester kommen sehr gute graphische Einfälle zu Tage und brechen auch die sonst recht starre Panelanordnung auf. Der Drache sieht zwar aus wie eine Mischung aus einem Tyrannosaurus Rex und einem Alien aus den gleichnamigen Filmen, kann so aber immerhin den üblichen Fantasy-Klischees entgehen. Vorrangig werden sehr irdene Farben eingesetzt, welche die sehr guten Lichteffekte schön zur Geltung bringen. Vor allem wie innere Lichtquellen, beispielsweise Kerzen und Laternen, eingesetzt werden, sorgt für stimmungsvolle Effekte.

 Inhaltlich ist der Band allerdings recht konventionell. Es geht um das Thema Rache, die zu einer genretypischen Quest führt, um universelle Bedrohungen, Monster, Intrigen und eine starke Frau in einer männerdominierten Welt. Die Andeutungen, dass es eine Parallelwelt geben könnte (das historische Mittelalter Frankreichs), erinnern dagegen eher an das Superheldengenre. Welche Rolle diese Parallelwelten tatsächlich spielen, wird man aber wohl erst im zweiten Band sehen. Auch die Heldin ähnelt eher dem Charakter von „Red Sonja“, wenngleich Marie etwas frivoler ist.

Ansonsten handelt es sich um eine typische Story des Fantasygenres: Marie tritt ihre Quest an, um Rache an den Mördern ihrer Eltern zu üben und ihre verschleppten Geschwister zu suchen. Angereichert wird die Geschichte mit Übernahmen aus der Historie, wobei die Hintergründe noch recht verworren sind. Die Heldin bleibt charakterlich etwas blass, aber dennoch fiebert man mit ihr mit: Kann Marie dem Hexenprozess entkommen? Das hatte schon Alfred Hitchcock erkannt: Um eine hübsche Heldin hat man mehr Angst. Der Charakter ist da eigentlich Nebensache.

Auch wenn Maries Drachen das Genre nicht neu erfindet, so ist der Band doch recht flott und spannend zu lesen. Vor allem, weil es viele Entwicklungen gibt und nichts so zu sein scheint wie es aussieht. Das daraus resultierende Gefühl des Unbehagens zwingt den Leser zum Weiterblättern.

Maries Drachen 1 – Armance
Splitter Verlag, Juli 2010
Text: Ange
Zeichnungen: Thierry Démarez
Hardcover, 56 Seiten, farbig; 13,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-156-6

Gut

Spannendes Album mit noch unübersehbaren Hintergründen, welches das Fantasygenre zwar nicht neu erfindet, aber sehr gut zu unterhalten weiß.

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Abbildungen © Splitter Verlag