Der erste Band der im Rahmen der Splitter Books als Zweiteiler erscheinenden Serie Kreuzfahrer war zunächst ganz im Rahmen anderer vergleichbarer Comics wie Kreuzzüge oder Traum von Jerusalem gehalten. Zum Ende hin überraschte er aber mit einer Mischung, die sich aus dem strengen Gewand des Mittelalterhistoriencomics entfernte, Mystery und Horror hinzufügte und in einem kleinen, hier sehr kritisierten Science-Fiction-Aspekt endete. Man durfte also bei dem zweiten Band „Die Pforte des Hermes“ sehr skeptisch sein, wohin die Reise nun gehen würde. Für alle Science-Fiction-Gegner sei hier eine Beruhigung ausgesprochen.
Den SF-Aspekt baut das Autorenteam Izu und Alex Nikolavitch im zweiten Teil kaum aus. Allerdings mischt es einen anderen Faktor bei, der an die abstrusen Theorien eines Erich von Däniken erinnert. Das dürfte dann auch starke Geschmackssache sein und die Leserschaft spalten. Sci-Fi-Fans dürften mit den Historienaspekten wenig anfangen können und die Mittelalterfans wiederum nichts mit dem technischen Kram. Gut, der Gedanke, dass einige zivilisatorische Maßnahmen und Entwicklungen von Außerirdischen angestoßen wurden, ist beileibe nicht mehr so neu. Hier wird das Ganze aber auch auf die Religion erweitert (was im Übrigen auch nicht so neu ist). Jesus wäre demnach ein Außerirdischer gewesen, hier wird ein abgestürzter Raumfahrer als Engel interpretiert und dessen Macht missbraucht (ein zombieerschaffendes Elixier soll benutzt werden, die Gegner zu besiegen und die Herrschaft zu erlangen). Das dürfte manchen Lesern den Kopf wackeln und den Schädel dröhnen lassen, als ob sein Ritterhelm einen Schlag mit dem Morgenstern bekommen hat.
Gut, man kann diese Aspekte ja vielleicht noch etwas wegschieben. Oder man lässt sich einfach darauf ein und genießt die Action und die Spannung, die hier sehr an Resident Evil erinnert. Eine Mixtur macht aus Menschen zombieähnliche Wesen und manchmal mutieren sie sogar zu noch größeren Monstern. Dass die Hauptfigur hier eine Frau ist, erinnert dann auch sehr an Alice aus Resident Evil. Die bisherigen Hauptfiguren werden etwas an den Rand gedrängt, gleichzeitig werden aber neue Charakterisierungen versäumt. Da wird nur erwähnt, dass die Heldin eine tragische Vergangenheit hat und ein Geheimnis mit sich trägt (welches in einem Relativsatz auch beiläufig aufgelöst wird). Dass der Band mit einer nicht gleich als solchen zu erkennenden Rückblende beginnt, ist auch nicht gerade hilfreich.
Doch die oben erwähnten Genre-Zutaten reichen den Machern dann immer noch nicht. Sie mischen auch noch den Golem sowie reale historische Figuren dazu, um immerhin einen kleinen Anschein der historischen Möglichkeit der geschilderten Geschehnisse anzudeuten. Insgesamt wird das aber alles arg konfus und hat keine richtige Linie, geschweige denn einen thematischen Schwerpunkt.
Alles für sich genommen hat das seinen trashigen Reiz, ohne zu irgendetwas Rundem zu finden. Das „Ende“ ist zwar ganz „witzig“, aber das kämpferische Finale enttäuscht, weil es zu schnell abgehandelt wird und viel Dramatik verschenkt wird: Einen der Oberschurken sieht man dann auf dem Boden liegen und eine der Figuren sagt, sie habe ihn getötet. Von einem dramatischen Zweikampf ist aber rein gar nichts zu sehen. Auch wenn das jetzt alles etwas sehr negativ klingen mag, so hat dieser zweite Band doch ein recht hohes Tempo, Spannung, Action und viel Blut. Krude, aber nicht schlecht. Aber auch kein Meisterwerk und nicht so gut wie der erste Band.
Wertung:
Der im ersten Band noch angedeutete Science-Fiction-Aspekt wird zugunsten deutlicher Bezüge zu Resident Evil fallen gelassen.
Kreuzfahrer 2 – Die Pforte des Hermes
Splitter Verlag, April 2012
Text: Izu/Alex Nikolavitch
Zeichnungen: Zhang Xiaoyu
Übersetzung: Resel Rebiersch
128 Seiten, farbig, Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 19,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-335-5
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag