Mittlerweile liegt der zweite Band der Gesamtausgabe von Jackie Kottwitz (im Original: Jérôme K. Jérôme Bloche) vor, der erneut drei Originalalben der hervorragenden Detektivserie aus den späten 80ern enthält. Die dritte Geschichte, „Zelda“, ist sogar eine deutsche Erstveröffentlichung, während die beiden davor abgedruckten Stories gegenüber den damaligen Carlsen-Alben „nur“ mit einer Neukolorierung aufwarten (einen Vergleich zwischen den Farbgebungen kann man hier bewundern).
Der noch recht unerfahrende Jackie Kottwitz verdingt sich, ganz wie seine großen Vorbilder, als Detektiv mit Hut und Trenchcoat, lebt allerdings eher wie ein Student. Aus seinem kleinen Appartement heraus ermittelt er und schwingt sich mit Turnschuhen an den Füßen auf dem Fahrrad zur Zeugenbefragung. Charakterisiert ist die Figur als leicht tollpatischig und gutmütig. Aber eben auch ausgestattet mit einem scharfen Verstand und einer schnellen Kombinationsgabe, weswegen die Fälle am Ende eigentlich auch immer aufgeklärt werden.
Diesmal verschlägt es Jackie ins Hafengebiet, wo er die Identität eines Weltkriegssoldaten aufklären muss. „Späte Rache“, so der Titel der Geschichte, ist interessanterweise das erste Album, das von Alain Dodier nicht nur gezeichnet, sondern auch allein getextet wurde. Das hängt vor allem auch damit zusammen, dass die Idee dazu aus einem Ereignis mit Dodiers Vater resultierte und der Künstler unbedingt diese persönliche Episode eigenverantwortlich gestalten wollte.
Diesen Hintergrund lüftet Dodier selbst in einem Interview aus dem Jahr 2002, welches in diesem zweiten Band der Gesamtausgabe in deutscher Sprache zum Abdruck kommt. In Bezug auf die ebenfalls in diesem Buch enthaltene Story „Der Dritte im Spiel“ (an der auch Autor Makyo wieder beteiligt ist) erklärt der Zeichner seine Abneigung gegenüber den Szenen, die in England spielen. Denn Schauplätze außerhalb Frankreichs, seiner ihm bekannten Heimat, bringt er nur höchst ungern zu Papier und hat dies folglich auch außerhalb dieser England-Story nie mehr versucht.
Aber auch abseits diese Anekdote aus dem Entstehungsprozess ist „Der Dritte im Spiel“ sehr brisant, da die Story in Jackies Familiengeschichte wühlt und er zum ersten Mal mehr über die Vergangenheit seiner Eltern erfährt. Er ermittelt er in eigener Sache, was ihn letztlich zu einem Trip auf die britische Insel verleitet.
Der Grundtenor der Erzählungen in diesem Band ist insgesamt bereits etwas ernsthafter, ohne allerdings den Kottwitz-typischen Humor einzubüßen. Die Ermittlungsmethoden der Hauptfigur mögen aus heutiger Sicht antiquiert wirken, aber gerade das macht auch mit den Charme dieser Comicserie aus. Und sieht man einmal von den kleinen Details ab, wirkt Jackie Kottwitz auch nach über 20 Jahren frisch und modern.
Schade nur, dass man vermutlich erst 2015 in den Genuss des dritten Teils der Gesamtausgabe von Finix kommen wird. Aber da jede Story in sich abgeschlossen ist, muss man sich immerhin nicht mit fiesen Cliffhangern herumschlagen.
Wertung:
Spannende Fälle, eine interessante Hauptfigur und schöne Zeichnungen – die Serie hat qualitativ nochmal zugelegt
Jackie Kottwitz Gesamtausgabe, Band 2
Finix Comics, Dezember 2013
Text: Alain Dodier, Pierre Makyo
Zeichnungen: Alain Dodier
Übersetzung: Oriol Schreibweis, Michael Steets
160 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 29,80 Euro
ISBN: 9783941236790
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Finix Comics
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