Peter Puck ist ein Comic-Altmeister und mit seiner Figur „Rudi“ seit 20 Jahren auf dem deutschen Comicmarkt unterwegs. Trotz zahlreicher gut verkaufter Rudi-Bände, der Präsenz in diversen Stadtzeitungen und „Zack“, eines Max-und-Moritz-Preises 2002 als „Bester Deutschsprachiger Comic-Künstler“ und Kritikerlob von allen Seiten gilt er irgendwie immer noch als Geheimtipp.
Dies will er nun mit dem siebten Rudi-Band endgültig ändern. Auf alteingesessene Rudi-Fans kommen deshalb ein paar Veränderungen zu.
(Neueinsteiger können natürlich bedenkenlos zugreifen, da die Strips unabhängig voneinander funktionieren).
Peter Puck hat den Verlag gewechselt – vom eher unbekannten Heinzelmännchen-Verlag zur großen ECC, der Ehapa Comic Collection. Das etwas pixelig geratene Titelbild ist durch die Hintergrundpanels anders gestaltet als früher und das Format ist gewachsen – vielleicht als Vorsichtsmaßnahme des Verlages, Pucks berühmt-berüchtigte wortgewaltigen Sprechblasen lesbar unterzubringen?
Der augenfälligste Unterschied zu den früheren Rudi-Alben ist aber die komplette Kolorierung der Strips. Wie man aus Interviews weiß, ist befürwortet der Zeichner dies stark – gewöhnungsbedürftig ist es allemal.
Der Titel verwirrt zunächst etwas. Denn eigentlich hat Rudi Ärger, und zwar mit dem Rest der Welt. Fans erwartet also die übliche – und ersehnte – Kost, nämlich meist einseitige Strips über den sarkastischen Loser und seinen besten Freund Fred, wie sie von einer Katastrophe in die nächste taumeln, sich über nervige Mitmenschen aufregen müssen und die ständig leere Brieftasche versuchen zu füllen. Dabei kommen sie aber hoch erhobenen Kopfes aus dem auch selbst verschuldeten Chaos heraus. Puck lässt seine Figuren zwar des öfteren scheitern, führt sie aber nie vor. Zwischendurch sind sie selber Giftzwerge, die sich elitär über gesellschaftliche Szenen und Normen lustig machen und denen man als Leser begeistert zustimmt – nur um sie dann doch wieder bei der nächstbesten Frau scheitern zu sehen.
Aber es gibt auch andere Aspekte im Leben Rudis als immer nur der leidgeprüfte Pessimist zu sein. Umarmen möchte man Peter Puck z.B. für die Erfindung des Modems, das einfach angeschlossen wird und funktioniert.
Für die Anteilnahme beim Frustriertsein über die beklopptesten Google-Suchergebnisse, die nie das bieten, was einem weiterhelfen könnte; es sei denn, man bekommt keine Spammails und ist tatsächlich auf der Suche nach Pornoseiten.
Für den Tipp, wie man den Tod überlistet: einfach zulabern, wie auch direkt zwei Seiten lang exemplarisch gezeigt wird.
Puck erzählt pointiert, böse und intelligent, und selbst in kleinen Details verstecken sich oft bessere Gags als manch andere in ihren ausgewiesenen lustigen Comics bieten können. Er schert sich nicht um Konventionen oder Moden. Selbst vor sich selber macht Peter Puck nicht halt und nimmt sich dementsprechend gerne immer mal wieder auf's Korn, sei es im Text oder in den Zeichnungen.
Seine Figuren sind souverän und ausdrucksstark umgesetzt. Hintergründe gibt es weniger – aber die würden ja meist auch gar nicht mehr hinpassen vor lauter Sprechblasen.
Lediglich die großen Einpanel-Einseiter (Suchbilder, Parodien, Puzzle,…) waren mir in diesem Band etwas zuviel des Guten, da ihnen der Schwung der Strips fehlt. Aber das ist schon okay. Hier bekommt man schließlich für sein Geld einen deutlichen Mehrwert – in zehn Minuten ist dieser Comic mit Sicherheit nicht durchgelesen, dafür sorgt der schreibwütige Peter Puck schon…
Übrigens: Rudi wird auch im Internet veröffentlicht, und zwar monatlich auf peter-puck.de (die Alben sind immer eine Sammlung der veröffentlichten Strips). Dort gibt es auch eine Leseprobe zu diesem Band.
Immer Ärger mit Rudi
Ehapa Comic Collection
Text und Zeichnungen: Peter Puck
48 Seiten, Softcover, komplett farbig; 10,- Euro
ISBN: 3770429052
Bildquellen: Cover von comiccombo.de, Panel von peter-puck.de