Rezensionen

FVZA – Federal Vampire and Zombie Agency

Cover FVZADer neueste Comic in Splitters „Book-Format“ schwimmt einerseits ganz auf einer aktuellen Welle, kann aber andererseits, was mittlerweile schon sehr erstaunlich ist, dem Thema durchaus neue Aspekte abringen. Die Abkürzung „FVZA“ steht für die Federal Vampire and Zombie Agency, welche eine amerikanische Bundesbehörde darstellt, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Zombies und Vampire zu bekämpfen.

Dabei sieht es ganz zu Beginn so aus, dass sich diese Behörde überlebt hat. Seit Jahren gab es keine Vampir- oder Zombieangriffe mehr, weswegen die Behörde einst von Präsident Kennedy aufgelöst worden ist. Der ehemalige Leiter, Dr. Pecos, trainiert nichtsdestotrotz seine beiden Enkel, um sie auf den möglicherweise kommenden Krieg vorzubereiten. Schließlich ist es so weit: Es tritt erneut ein Zombievirus auf, der ganz bewusst als Waffe benutzt worden war. Und zwar von einem Vampir, der sich seine eigene Gefolgschaft schafft und die USA zu einem Reich der Vampire machen will. Das kann die sich neu konstituierende FVZA natürlich nicht zulassen.

Natürlich erinnert das alles stark an die B.U.A.P.-Comics von Mike Mignola, an Robert Kirkmans The Walking Dead, an die Underworld-Filme und an vieles andere. Gerade in den letzten Jahren haben sowohl die Vampire als auch die Zombies einen regelrechten neuen Boom erlebt. Bei den Zombies kann Autor David Hine, dessen Comic im Übrigen auf einer Website basiert, durchaus einen schönen neuen Aspekt einführen. Bei den Vampiren nur bedingt, hier ist kaum ein Element zu finden, das nicht anderswo schon mal verwendet wurde.

Seite aus FVZAGlücklicherweise haben die Blutsauger hier nichts mit den unsäglichen Twilight-Geschichten zu tun, sondern sind wahre Monster, die eher an den klassischen Nosferatu-Mythos und an die Vertreter aus 30 Days of Night erinnern. Auf der grafischen Seite und strotzt die Story vor Spannung, Action und Blut. Da auch einiges an Gedärm zu sehen ist, ist der Band nur für volljährige Leser empfehlenswert. Extrem gelungen ist auch die Farbgebung, welche sogar Spiegelungen in Brillengläsern und Fensterscheiben funktionieren lässt.

Bei all dem Spektakel und dem hervorragend fotorealistischen Look kommen aber auch die persönlichen Aspekte der Figuren nie zu kurz. Eine der zentralen Fragen zieht sich gleich durch verschiedene Ebenen: Wann hört man auf, ein Mensch zu sein? Was macht das Menschsein eigentlich aus? Mitleid? Das empfinden manche Vampire hier mehr als die Agenten, die sie jagen.

Eine schöne Idee ist der Seitenhieb auf die Subkultur der Goths mit ihrer romantischen Idee vom Vampirdasein. An dem ist bei David Hine aber rein gar nichts romantisch, die Ideale der Gruftis werden vielmehr aufs Grausamste enttäuscht. Die von den Vampiren praktizierte Herabwürdigung des Gegners ist als psychologischer Schutz zwar notwendig, führt aber auch zur eigenen Entmenschlichung und vor allem zum Unterschätzen des Gegners.

FVZA bietet mit seiner originellen Genre-Variation einen Stoff, den man auch gut zu einer regulären Serie ausbauen könnte. Gerne mehr davon.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

Spannender, blutiger Trip rund um die Frage, was das Menschsein ausmacht, der Vampire aller Romantik entkleidet.

 

FVZA – Federal Vampire and Zombie Agency
Splitter Verlag, Januar 2012
Text: David Hine
Zeichnungen: Roy Allen Martinez, Wayne Nichols
Seiten, farbig, Hardcover mit Schutzumschlag
Preis: 22,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-444-4
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag