Rezensionen

Fee

 In einer düsteren Zukunftsgesellschaft lebt und arbeitet der exzentrische Sir Crumpett's in seiner großen Kathedrale. Es ist die vielleicht letzte Bastion eines kunstfertigen Handwerks, das die ungezügelte und brutale Welt außerhalb der Kathedrale auch Jahrhunderte nach dem Gelobten Jahr überdauert. Denn Crumpett's ist ein Automatenbauer, das heißt er fertigt märchenhafte Wesen – halb Puppe, halb Roboter – an und erweckt sie zum Leben. Seit 60 Jahren treibt ihn das Bestreben an, der Welt jenen verlorengegangenen, reinen Zustand der Magie wiederzugeben, den er in den möglichen Feenaugen seiner Automaten vermutet.

Aber auch sein neuester Versuch, die Erschaffung eines Jungen namens Jam, ist eine Enttäuschung und er bleibt verzweifelt auf der Suche nach den Feenaugen. Doch Jam ist anders als Crumpett's andere Geschöpfe, er hinterfragt die Dinge und findet schließlich selbst den vermissten Zauber in den Augen einer leblosen, unfertigen Fee. Aber noch bevor die Fee schließlich fertig gestellt werden kann, wird die Kathedrale von den Menschen angegriffen; eine brutale Bande, die die Festung stürmt und den Bewohnern nur die Möglichkeit zur Flucht lässt. In Kälteschlaf versetzt überleben Jam und die Fee den Angriff, aber es bedeutet auch die Trennung der beiden für eine sehr lange Zeit.

 Schon vor einiger Zeit wurde der erste Teil von Fee veröffentlicht, damals noch im alten Splitter-Verlag, jetzt ist also die Gesamtausgabe dieser Fantasy-Saga erschienen, in der alle drei Alben in einem Band versammelt sind. Gerade angesichts der epochalen und zum Teil auch verwirrenden Handlung ist diese Form der Veröffentlichung ein Gewinn, denn so kann der Leser die komplette Story nahtlos am Stück verfolgen.

Es ist zweifellos das ungewöhnliche Setting von Szenarist Téhy, das diese Erzählung bemerkenswert macht. In der futuristischen Metropole Carlotta spielend, bekommt man direkt einen Gesellschafts- und später einen politischen Konflikt vorgesetzt, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Die Automaten nehmen dabei eine bedeutende Rolle ein, repräsentieren sie doch sowas wie Fantasie und Magie, gegen die sich die drumherum lebenden Menschen auflehnen. Später in der Geschichte, unter  dem Herrscher Gunter Myake, nehmen Automaten vornehmlich ihren Platz als Konkubinen und Ausstellungsstücke ein. Ein Schicksal, in das auch die titelgebende Fee geraten ist. Jams Obsession zur Befreiung seiner geliebten Fee zieht sich durch den gesamten Comic. In der Handlung öfter mal springend, lässt Téhy das Leben von Jam vor dem Hintergrund einer sich im Verfall befindenden Welt ablaufen. Wichtigstes Element bleibt dabei stets die Liebe zwischen Jam und der mundlosen Fee. Das macht die Story mitunter auch sehr pathetisch, vielleicht  sogar zu pathetisch. Im Grunde bleibt es für den Leser eine nicht ganz nachzuvollziehende Zuneigung zwischen zwei Automaten, die eher abstrakt begriffen werden sollte, ist doch Jam sozusagen ein rebellierendes künstliches Wesen unter der Masse brutaler Menschen und die Fee eine Symbolik für alles Reine, Unschuldige, für die Magie der alten Welt, die Zeit des Gelobten Jahres.

 Beatrice Tillier (die im dritten Teil durch Frank Leclercq abgelöst wird) setzt Téhys unterhaltsames und durchdachtes Szenario in recht passender Atmosphäre um, die zum einen die Romanze in hellen, freundlichen Farben stilisiert, aber die auch raue Realität als einen Gegensatz optisch festzumachen weiß. 

Fee ist eine einfallsreiche apokalyptische Lovestory. Die Gegensätze eines nicht alltäglichen Settings machen den Band zu einer Kaufempfehlung.

 

Fee – Die Trilogie
Text:
Téhy
Zeichnungen: Béatrice Tillier, Frank Leclercq
Splitter, November 2008
Hardcover; farbig; Überformat;
160 Seiten; 29,80 Euro
ISBN: 978-3-939823-89-6

schöne Lovestory in ungewohntem Kontext

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Bildquelle: splitter-verlag.de