Die Zeitfalte erschien ursprünglich 1962 als Roman, verfasst von Madeleine L’Engle. Bis heute gilt er als Kinderbuchklassiker. Jetzt hat sich die amerikanische Zeichnerin Hope Larson aufgemacht, das Werk als opulente Graphic Novel zu adaptieren.
Leider ist mir die Vorlage nicht bekannt, weshalb ich keinen Vergleich zwischen den Roman und seiner Comicumsetzung ziehen kann. Die Handlung indes scheint nicht groß abzuweichen: Die vierzehnjährige Meg, ein Mädchen ohne viel Selbstbewusstsein, lebt in einer ungewöhnlichen Familie. Die Mutter ist eine brillante Wissenschaftlerin, der Vater arbeitet angeblich als Physiker an einem streng geheimen Projekt und ist verschollen. Megs Bruder, der kluge wie eigenbrödlerische Spätentwickler Charles Wallace, steht seiner Schwester noch am nächsten. Einzig die beiden weiteren Geschwister, Zwillinge, sind unauffällig.
Eines Tages begegnen Meg und Charles Wallace dem jungen Calvin. In einer stürmischen Nacht verschlägt es die drei mithilfe der drei Gestalten Frau Wasdenn, Frau Dergestalt und Frau Diedas auf einen anderen Planeten und es beginnt eine intergalaktische Suche nach dem vermissten Vater. Per Tesserung, einem Raumsprung durch eine Zeitfalte, bewegt sich das Trio fort und wird schließlich mit dem finsteren Es konfrontiert, das Menschen unter seine Kontrolle bringt.
Die Zeitfalte ist eine Coming-of-Age-Geschichte mit klaren Botschaften (Liebe, Zusammenhalt, Freiheit), die sich in einem Setting zwischen Science-Fiction und Fantasy bewegt. Als Kindererzählung ist das durchaus nett anzuschauen, zumal die Charaktere nicht zu simpel gestrickt und die wissenschaftlich unterfütterte Story nicht zu überfordernd ist. Doch in Comicform wirkt Die Zeitfalte mit seinen beinahe 400 Seiten doch auch recht langatmig.
Die Bilder von Hope Larson sind nicht spektakulär, sondern eher schlicht geraten. Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit hellblauer Untermalung passen insgesamt recht gut für dieses lehrreiche Sci-Fi-Märchen. Allerdings hätten gerade die Sci-Fi-Elemente für meinen Geschmack grafisch etwas effektvoller ausgeschmückt werden können. Trotzdem ist Die Zeitfalte ein recht unterhaltsamer Kinder- und Jugendcomic, der nicht zu Unrecht 2013 den Eisner Award in der Kategorie „Beste Publikation für Teenager“ (Alter 13-17) gewann.
Wertung:
Schönes Buch für junge Leser, das nur an seiner immensen Länge leicht krankt
Die Zeitfalte
Atrium Verlag, Oktober 2013
Text und Zeichnungen: Hope Larson, nach dem Roman von Madeleine L’Engle
Übersetzung: Wolf Harranth
392 Seiten, s/w mit Schmuckfarbe, Hardcover
Preis: 24,95 Euro
ISBN-13: 978-3-85535-441-2
Abbildung aus der US-Ausgabe A Wrinkle in Time, © Macmillan