Rezensionen

Die vergessenen Legenden von Lemuria 1

Cover Lemuria 1Wenn sich ein Autorenteam aus Holland an eine Serie macht, weckt das gleich Assoziationen an Storm und Trigan. Was natürlich nicht heißen soll, dass unsere Nachbarn keine anderen Stoffe parat haben, sondern dass viel zu selten Material zu uns herüberkommt, welches nicht schon von dem erfolgreichen Konzept geprägt ist. Das Cover tut noch sein übriges dazu und weckt Assoziationen an die Vorläufer. Und in der Tat gibt es im Fall von Lemuria so manche Parallelen zu den genannten Reihen mit ihrer Vermischung von Fantasy und Science-Fiction.

1970 werden unter den Bergen von Nepal ausgedehnte Höhlen entdeckt, deren Erforschung dreißig Jahre später erstaunliche Aspekte erkennen lassen. Offenbar handelt es sich um Relikte des untergegangenen Kontinents Lemuria. Auf diesem gab es offenbar schon Raumschiffe, Züge und andere moderne Errungenschaften. Von denen kannte der Lemurianer Russ hingegen nur sein Schiff, welches allerdings bei einem Angriff von Außerirdischen zerstört worden ist. Lyann ist eine junge Frau, die in die Sklaverei gezwungen wurde und ihre Familie wiederfinden will. Ihre Schicksalswege beginnen sich zu kreuzen.

Zu Beginn liest sich das wie bei den Serien von Christophe Bec wie etwa Prometheus, Heiligtum, etc. Zu Beginn spielt die Handlung in unserer Realität, es werden einige Bezüge zu Sci-Fi aufgedeckt und Rückschlüsse auf die Vergangenheit gezogen. Ähnlich wie bei dem mythologischen Atlantis werden dem Kontinent Lemuria außerordentliche Errungenschaften in punkto Technik und ein Einfluss dieser Kultur auf andere Hochkulturen wie etwa das antike Ägypten zugeschrieben.

Seite aus Lemuria 1Bevor diese Linien weiter verfolgt werden, eröffnet Autor Sytse S. Algera auf einmal einen neuen Handlungsstrang. Dieser ist lupenreine Science-Fiction auf einem verlorenen Kontinent und der Leser ist zunächst einmal verwirrt, ob es hier nun um eine alternative Realität, eine andere Dimension oder wirklich um die Vergangenheit des mythischen Kontinents gehen soll. Da werden jedenfalls einige Mythen und Legenden unserer Geschichte aufgegriffen und es kommen gar noch Dinosaurier vor. Ein wahres Fressen auch für Esoterikfreaks á la Däniken.

Noch bevor man aber sagen kann, wohin es geht, tut sich ein dritter Handlungsstrang auf, diesmal klassische Fantasy in der Geschmacksrichtung „Sword and Sorcery“. Darin geht es um einen Red-Sonja-Verschnitt und deren Abenteuer. Nun ist man endgültig verwirrt und nach jeder vierten Seite wird der andere Held weiter auf seinem Weg geführt. Gegen Ende werden zumindest zwei der drei Ebenen miteinander verbunden, was dann noch mehr an Storm erinnert als es der Comic eh schon tut.

Dies alles zusammen klingt ziemlich wild und das ist es auch. Aber das erstaunliche daran: es funktioniert. Ja, es ist Trash beziehungsweise Pulp, aber das besonders Schöne daran ist die Tatsache, dass alles möglich erscheint. Zwar fehlt den Vergessenen Legenden von Lemuria eine gewisse Eigenständigkeit, aber die Unvorhersehbarkeit macht das alles sehr spannend.

Die Zeichnungen von Apri Kusbiantoro sind wie bei den bekannten Vorbildern gehalten, aber durch die Technik der Ölmalerei sehr plastisch und kräftig und damit auch einfach schön anzusehen. Leider fehlt es den Actionszenen etwas an Dynamik. Die Kämpfe wirken etwas statisch – da hätten mehr Panels, die eine flüssige Bewegung suggerieren, doch gut getan. Ansonsten ist diese Serie eine angenehme Überraschung und macht Lust auf mehr.

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Trotz großer Ähnlichkeiten zu Storm und Trigan macht diese Pulperzählung Laune und Lust auf mehr.

 

 

Die vergessenen Legenden von Lemuria 1 – Die Berge von Moran
Splitter Verlag, Juni 2014
Text: Sytse S. Algera
Zeichnungen: Apri Kusbiantoro

Übersetzung: James ter Beek, Mareike Viebahn
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 14,80 Euro
ISBN: 978-3-86869-728-5
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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag