Rezensionen

Die grüne Hölle von Troy

Cover Die grüne Hölle von TroyBei dem enormen Output des französischen Starautors Christophe Arleston ist es kein Wunder, dass er sich in den letzten Jahren zunehmend Unterstützung von anderen Autoren geholt hat. Alleine kann man das ja kaum noch bewerkstelligen. Wobei sich natürlich etwas der Gedanke aufdrängt, wie sehr er selber noch die Skripte schreibt oder nur überwacht, was mit seinem Universum angefangen wird. Arlestons Schöpfung, die Welt von Troy, angefangen mit Lanfeust von Troy, hat sich mittlerweile mit ihren diversen Spin-Offs und One-Shots zu einem einzigen Opus Magnum entwickelt. Dabei muss es nicht unbedingt stringent zugehen, da vieles voneinander losgelöst ist und manche Erzählungen auch für sich genommen funktionieren.

Den einzelnen Abenteuern tut das nur gut, denn so besteht die Möglichkeit, viele verschiedene Themen unterhaltsam zu verpacken und sich von den Vorgaben, die sich durch etablierte Figuren ergeben, zu lösen. Wenn man sich nämlich hier so betrachtet, was einer der männlichen Helden „erleidet“, so wäre das mit Lanfeust selbst schwer möglich gewesen, ohne einen Teil der großen Fanschar zu erbosen. Schließlich lebt gerade das Genre der Fantasy von seinen virilen Helden, die muskelbepackt und schwertschwingend die knapp bekleidete, meist blonde, Schönheit aus den Fängen des Drachen, der Orks, der Zauberer, Monstren oder anderen Testosteronbolzen befreien muss. Conan ist etwa so ein Archetypus. Doch in der Welt von Troy wurden solche archetypischen Figuren und Situationen immer schon gerne unterlaufen und so ist es gerade in diesem Zusammenhang ein wunderschöner Einfall, einen Mann in eine Frau zu verwandeln.

Seite aus Die grüne Hölle von TroyMahalon und Ploneis sind zwei Abenteurer, die den dichten Dschungel Questiens durchqueren, um mit den unberechenbaren einheimischen Kopfjägern Handel zu treiben. Nach einem geglückten Coup und mit Beuteln voller Gold werden sie allerdings ausgeraubt und in ein Bordell verfrachtet, deren Betreiberin Lyra die Gabe besitzt, Männer in Frauen zu verwandeln – was Ploneis am eigenen Leibe zu spüren bekommt. Mahalon will seinen Freund befreien, muss aber erkennen, dass sein Gefährte als Ploneia äußerst attraktiv ist.

Waren manche der letzten Abenteuer qualitativ nicht unbedingt herausragend, aber immer noch gut, ist Arleston, diesmal unterstützt von Co-Autor Jean-Luc Sala, hier wieder auf voller Höhe. Das vorgelegte Tempo ist enorm und so hoch, dass man manche Situationen und Gags gerne etwas ausführlicher gelesen hätte. Was natürlich auch wieder für die Qualität der Scherze spricht. Generell hat dieses Abenteuer wieder alles, was die Welt von Troy ausmacht: Action, die durchaus mal sehr blutig ausfallen darf, Tempo, Witz, der öfters auch satirisch ist und viele soziale Anspielungen, die sich in den letzten Jahren auffallend oft mit der Rolle der Frau beschäftigen (Die Kriegerinnen von Troy, Das Schattenreich von Troy, Alunys‘ Expedition durch Troy).

Dabei ist diese, wie schon erwähnt, im Fantasygenre meist ein Stereotyp. Und mit eben diesen Stereotypen wird hier genussvoll gespielt. Auch Fans von Gender-Swapping werden ihren Spaß haben, auch wenn manche Gegensätze zwischen Mann und Frau hier etwas platt geschildert werden. Aber es geht ja schließlich um die Aufdeckung von Klischees und insofern ist es da auch ein schöner Einfall, dass die zauberkräftige Lyra  schon der Name verweist auf Poesie und auf das antike Griechenland, wo die Zauberin Circe ähnliche Kräfte hatte  Männer nur dann in Frauen verwandeln kann, wenn sie gerade ihre Tage hat. Aber auch die Trolle werden anders, nämlich flirtend, dargestellt und gerade die Indios unterlaufen schön alle Klischees. Auf jeder Seite jagen sich die Ideen und Überraschungen, so dass die Lektüre ein wahres Vergnügen ist. Eric Hübschs charmante und geschickt gestaltete Zeichnungen, insbesondere was die Panelaufteilung angeht, tragen dazu noch ihren Teil bei.

 

Wertung: 9 von 10 Punkten

Ein temporeiches Abenteuer voller schöner Ideen, welches lustvoll Klischees untergräbt.

 

Die grüne Hölle von Troy
Splitter Verlag, November 2014
Text: Christophe Arleston/Jean-Luc Sala
Zeichnungen: Eric Hübsch
Übersetzung: Tanja Krämling
Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Splitter Verlag