Die Nummer 1 von Manu Larcenets „Der alltägliche Kampf“ wurde schon sehr viel gelobt. Zu Recht. Die Reihe des Franzosen entpuppte sich als einfühlsames Melodram mit einer leicht nörgelnden, doch sympathischen Hauptfigur.
Bei diesem handelt es sich um den knubbelnäsigen Fotografen Marco, der zwischen Angstattacken und Depressionen in einer tiefen Lebenskrise steckt. Am Ende von Band 1 lässt Larcenet seiner Figur Marco scheinbar wieder ein wenig Glück zukommen, eine erfreuliche Perspektive, etwas Mut. Sprich, Marco findet seine Traumfrau. Doch noch kommt er nicht zur Ruhe, zu selbstzweifelnd ist Marco immer noch, über zu viele Dinge muss er sich noch Gedanken machen. Denn das Leben ist und bleibt ein alltäglicher Kampf und bietet genug Stoff für einen zweiten Band.
Glücklicherweise liefert uns Reprodukt diesen Nachfolger mit dem Untertitel „Belanglosigkeiten“ recht schnell. Und auch dabei wird man als Leser nicht enttäuscht werden, der Comic bietet dasselbe Ambiente wie zuvor und hinterlässt einen wunderbaren Eindruck. Marco wird eingeladen, seine Bilder zusammen mit Fabrice Blanc, einem seiner Vorbilder, auszustellen. Doch Marco ist nicht zufrieden, gleichsam nagt der Gesundheitszustand seines Vaters und der Druck der Wohnungssuche zusammen mit seiner Freundin an ihm. Marco ist unschlüssig, wie er auf diese Dinge reagieren soll, bis ihm schließlich bewusst wird, dass man das Leben genießen sollte und auch die unangenehmen Dinge, die dazugehören, akzeptieren muss.
Diese unheimlich melancholische Erzählweise, die wachsende Selbsterkenntnis des Protagonisten, die Manu Larcenet mit „Der alltägliche Kampf“ vorzuweisen vermag, ist traumhaft. Und obwohl auch hin und wieder humorige Szenen vorkommen und die Personen nicht immer ganz realistisch gezeichnet sind, gelingt es dem Künstler, ein ordentliches Mischverhältnis beizubehalten, das gleichsam berührt wie amüsiert.
Ein erstklassiger Comic mit einer tiefgründigen Geschichte und herrlichen Bildern.