Rezensionen

Dead Ends

alt

Cover vom Zombiecomic Dead EndsEs ist kaum ein halbes Jahr her, dass Zwerchfell seinen großen Erfolgscomic Die Toten aus dem Programm zu Panini ausgegliedert hat, da erscheint wieder ein Zombiecomic bei den Stuttgartern. Neu für den Verlag dabei ist: Dead Ends ist stilistisch ein Manga. Damit stoßen die Zwerchs in bisher unerschlossene Leserkreise vor, nutznießen aber von den vor allem in der Mangaszene bekannten Beteiligten an der Anthologie.

Die vier Geschichten wurden alle geschrieben von Michel Decomain. Für die Zeichnungen der einzelnen schwarz-weiß gehaltenen Erzählungen („Zombieherz“, „Zombie Movie“, „Familientag“ und „Die Blechtrompete“) konnten Marika Herzog, David Füleki, Caro Reich und Martin Geier gewonnen werden. Alle haben schon bei unterschiedlichen großen deutschen Verlagen veröffentlicht. Und diese Erfahrung merkt man auch.

Beispielseite (Marika Herzog) aus Dead EndsInhaltlich steigt die Qualität von Geschichte zu Geschichte. „Zombieherz“ bietet einen interessanten Ansatz, indem aus der Sicht des Zombies erzählt wird. Leider ist das Ende sehr absehbar. „Zombie Movie“ ist ein bisschen albern. Gerade in der ersten Hälfte besticht die Erzählung zwar mit gut ausgearbeiteten Persönlichkeiten („Opfer“ Klaus ist sensationell), flacht allerdings ebenfalls zum Ende deutlich ab. Dann aber kommt mit „Familientag“ ein echtes Highlight deutscher Zombie-Comics daher: Hier wird ein vermeintliches Familienidyll in einer Zombiewelt geschildert und danach fein zerlegt. Der Wahnsinn wird spätestens dann, wenn der zweite Protagonist in den Keller „fällt“, mit dem großen Löffel serviert. Zum Hit wird Dead Ends aber durch „Die Blechtrompete“, denn das Erlebte wird von Anton erzählt, der, schwer krank, in der Zombiewerdung die Chance auf ein langes Leben sieht. Hier stimmt wirklich alles, und trotz des schwierigen Themas besticht die Story durch eine wunderbare Leichtigkeit.

Alle Geschichten überzeugen mit starker Charakterzeichnung, selbst Nebenfiguren (wie der oben erwähnte Klaus) sind gut durchdacht. Man hat jederzeit das Gefühl, Menschen beim Tun und Handeln zu beobachten und kann sich dabei über die Entscheidungen, die sie treffen, genauso freuen wie wundern.

Beispielseite (Martin Geier) aus Dead EndsDie Zeichnungen sind durchweg auf einem mindestens guten Niveau. In der ersten Episode „Zombieherz“ von Marika Herzog kommt noch am ehesten klassisches Manga-Feeling auf, denn Herzog verzichtet häufig auf detailliert ausgearbeitete Hintergründe und setzt stattdessen auf ausdrucksstarke Figuren. Leider bietet sie dadurch den Kritikern Angriffsfläche, die bei Manga immer bemängeln, dass sich diese beiden Auffassungen offensichtlich ausschließen. Denn dass das nicht so sein muss, beweist David „Def“ Füleki in „Zombie Movie“ eindrucksvoll. Da wundert es nicht, dass Def auch über die Grenzen deutschen Mangatums bekannt ist. Und das sollte auch Caro Reich sein, denn sie bebildert die ohnehin starke Geschichte „Familientag“ wunderbar düster und arbeitet den Schrecken, dem die Protagonisten ausgeliefert sind, sehr eindrucksvoll heraus (auch wenn hier und da die anatomische Korrektheit ein bisschen auf der Strecke bleibt). Und auch Martin Geier, der „Die Blechtrompete“ illustriert hat, trägt mit seinen starken Bildern dazu bei, dass die Erzählung einen so positiven Eindruck hinterlässt.

Dead Ends ist nicht nur für Manga-, sondern auch für die Stammleser der Zwerchfellas ein lohnenswertes Lesevergnügen. Denn für Zombies haben die Herren ein sicheres Händchen, hier wird das Thema aus vier sehr unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Schlecht ist zudem keine der Episoden, im Gegenteil bekommt man mindestens zwei sehr gute. Deshalb ist es dem Stuttgarter Indie-Verlag zu wünschen, dass sie mit Dead Ends bei Neu- wie bei Altlesern punkten können. Den Versuch begrüße ich sehr. Und solange ich mit derart guten Geschichten unterhalten werde, können sie’s gerne immer und immer wieder versuchen.  

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Ein weiterer Zombie-Hit vom Zwerchfell-Verlag, der einmal mehr mit einer ungewöhnlichen Veröffentlichung aufhorchen lässt.

 

Disclosure/Offenlegung: Michel Decomain ist u. a. Redakteur bei Comicgate, Till Felix hat bereits bei Zwerchfell veröffentlicht.

 

Dead Ends
Zwerchfell, September 2014


Text: Michel Decomain
Zeichnungen: Marika Herzog, David Füleki, Caro Reich, Martin Geier
160 Seiten, schwarz-weiß, Softcover

Preis: 12 Euro

ISBN: 978-3-928387-19-1

Bei Kwimbi kaufen

Jetzt bei amazon.de anschauen und bestellen!

Abbildungen © Zwerchfell Verlag und Marika Herzog, Martin Geier