Wer hat die besseren Helden: DC oder Wildstorm? Mit dieser einfachen Formel wirbt man auf der Panini-Homepage für den Sechsteiler „Dreamwar,“ der komplett in DC Premium 63 enthalten ist. Aus der Feder von Keith Giffen (Lobo, Justice League) stammend, bringt dieses Crossover die Helden des Wildstorm-Universums und des DC-Kosmos erstmals im größeren Stile zusammen. Giffen geht dabei ein ganzes Stück über den gängigen Ablauf der Begegnung artverwandter Helden, z.B. Superman und Apollo, hinaus und inszeniert ein aufwendiges Event, beziehungsweise wie der Titel bereits andeutet, einen globalen Krieg. Leider revidiert sich das Ausmaß des Geschehens bereits von Vornherein schlicht und ergreifend dadurch, dass es sich hier im Prinzip um eine Elseworlds-Story handelt, die sich der regulären Kontinuität beider Verlags-Universen weitesgehend entziehen dürfte. Die Erzählung ist wie ein Traum aufgebaut, an dessen Ende selbst die handelnden Personen nicht wissen, was nun Realität war und was Einbildung.
Es erscheint aber folgerichtig von Giffen, wenn nicht gar unabdingbar, dass er derart viele Superwesen zweier Parteien nicht in einer Welt aufeinandertreffen lassen kann, ohne beim Leser Verwirrung zu hinterlassen. Denn wie könnte man sich sonst erklären, dass auf einer Erde zum Beispiel die JLA und die Authority bislang aneinander vorbei operierten oder dass Stormwatch nie auf die Teen Titans traf usw. Die Liste ließe sich natürlich endlos fortsetzen. Kurzum benötigte es für dieses Crossover einen Ansatz, der die Souveränität und Kontinuität beider Universen beibehält, ohne unglaubwürdig zu wirken. Ob Giffen das gelungen ist? Da kann man sicher geteilter Meinung sein.
Der Auslöser des Dreamwar ist ein trotziges Kind, das die Kraft besitzt, Realitäten beliebig zu verändern. Dadurch verschlägt es die DC-Helden in die Welt von Wildstorm und erregen natürlich schnell die Aufmerksamkeit der ansässigen Superwesen. Dazu kommt, dass Batman, Superman und Co., offensichtlich gedankenmanipuliert, sehr aggressiv die sofortige Konfrontation suchen. Das führt vor allem zu eins: ein globaler Kampf unter Helden. Und der wird auch vorrangig zelebriert, wodurch leider oft die eigentliche Handlung in den Hintergrund rückt. Da gibt es auch wenig Platz für den bissigen Humor, den man sonst von Giffen kennt. Nur an manchen Stellen, etwa wenn der Joker den Midnighter als „Batman light“ bezeichnet oder wenn Superman als moralverblendetes Weichei dargestellt wird, kann das tatsächliche Potenzial durchblitzen.
Ansonsten verbleibt mit Sicherheit kein schlechter Eindruck. Dreamwar ist eine runde Sache geworden, bei der es zwischendrin immer mal wieder kleine Highlights zu entdecken gibt. Und vor allem gibt es hier eine rar gewordene Gelegenheit, bekannte Wildstorm-Helden wie Gen13, Wildc.a.t.s. oder Authority wiederzusehen, deren regulären Reihen ja hierzulande selten bis gar nicht zu verfolgen sind.
Auch Lee Garbetts Zeichnungen könnten für den ein oder anderen ein Kaufanreiz sein. Er schafft es, bei den zahlreichen Schauplätzen den Überblick zu behalten und die diversen Helden und Umgebungen recht detailreich umzusetzen. Sein Stil erinnert stark an Travis Charest, was sicherlich nicht das schlechteste Kompliment ist. Eigentlich nur schade, dass man für die deutsche Ausgabe das für meine Begriffe mit Abstand schlechteste US-Cover als Titelbild verwendet hat. Da sind die anderen, im hinteren Teil abgedruckten Cover doch um Klassen besser und einfallsreicher.
DC Premium 63: DC/Wildstorm – Dreamwar
Panini, September 2009
Text: Keith Giffen
Zeichnungen: Lee Garbett
148 Seiten, farbig; 16,95 Euro (SC), 25,00 Euro (HC)
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