Was kommt dabei heraus, wenn sich der Szenarist von Aquablue, Thierry Cailleteau, und der Schöpfer von Universal War One, Denis Bajram, zusammenschließen? Mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ein solider Sci-Fi-Comic. Als ein solcher lässt sich Cryozone, dessen Untertitel auch „Zombies im Weltall“ lauten könnte, auch am treffendsten umschreiben.
Mit der Veröffentlichung in Finix‘ Edition Solitaire, die auf ausgewählte, abgeschlossene Geschichten abonniert ist, begeht der Verlag gleich zwei Premieren: Zum einen fasst der vorliegende Gesamtband erstmals eine aus zwei Alben bestehende Serie zusammen (bisher fanden sich in der Edition Solitaire ausschließlich Einzelalben), zum anderen beinhaltet er zum Teil bereits veröffentlichtes Material. Carlsen hatte gegen Ende der 90er Jahre das erste Album veröffentlicht, die Serie aber nie fortgesetzt. Finix schließt diese Lücke und schlägt damit die Brücke zu seinem regulären Programm.
Cryozone handelt vom Schicksal einer Raumschiffcrew, die sich plötzlich gegen eine Horde Zombies erwehren muss. Die U.N.S.S. Neil Alden Armstrong begibt sich in einer nicht allzu entfernten Zukunft auf einen 30 Jahre dauernden Weg, um einen entlegenen Planeten zu kolonisieren. Neben der Steuerbesatzung befinden sich insgesamt 9600 weitere Männer und Frauen im kryogenen Schlaf.
Ausgelöst durch einen Notfall müssen die Kryokammern vorzeitig abgeschaltet und die Reservemannschaft unplanmäßig aufgeweckt werden. Leider verursacht genau das eine Zombifizierung, auf dem Schiff bricht schließlich der Krieg gegen die Untoten aus.
Die Story ist solide, aber nicht bahnbrechend neu. Sie liegt thematisch irgendwo zwischen Aliens und Dead Space. Auch die Figuren sind nicht wirklich überzeugend dargestellt oder sonderlich innovativ: Dem Bösen, personifiziert durch Zdic, einem Vertreter der skrupellosen Kryogen-Firma, stellt sich ein Duo, bestehend aus Schiffsärztin Caron und dem zwielichtigen Kopp, entgegen. Zwischen Überlebenskampf und Aufdecken der geheimen Machenschaften der Firma schleichen sich aber auch immer mal wieder unvorhersehbare und amüsante Szenen ein.
Und das muss man vor dem Lesen wissen: Cryozone ist kein knallharter Horrorthriller. Es geht zwar mitunter sehr blutig zu, aber vor allen Dingen geht es um möglichst viel Spaß beim Zombiegemetzel. Überhaupt weicht der Comic von Cailleteau und Bajram von einem klassischen Sci-Fi-Setting ab. An Bord der Neil Alden Armstrong befinden sich unter anderem Kameraleute, die für das eigene „Bord-Fernsehen“ aufzeichnen, Stiere, ein lächerlich aussehendes Feuerwehrteam und einige Indianer, die als Techniker arbeiten, weil sie keine Höhenangst kennen und deshalb unter künstlicher Schwerkraft keine Probleme haben.
Das sind schrullige Einfälle, die mir gerade am Anfang überhaupt nicht gefallen haben, die aber im Endeffekt genau für diesen halbgaren Mix aus Horror und Comedy sorgen. Vielleicht bleibt einem Cryozone im Vergleich zu vielen anderen Serien aus dem Genre auch wegen dieser Schrulligkeit in Erinnerung. Für einige unterhaltsame Minuten ist er in jedem Fall gut.
14 Seiten Making-Of schmücken den Anhang des mit Spotlackeffekt veredelten Albums. Darin wird die Entstehungsgeschichte von Cryozone aus Künstlersicht und anhand vieler Skizzen anschaulich aufbereitet.
Schade nur, dass im Comicteil vier Seiten des Bandes auffallend unscharf abgedruckt sind. Der Grund dafür sind fehlerhafte Daten, die der Lizenzgeber zur Verfügung gestellt hat – ein Problem, das leider erst nach dem Druck sichtbar geworden ist. Das Lettering ist von dieser Unschärfe im Übrigen nicht betroffen, weil dieses von Finix nachträglich eingefügt wurde.
Wertung:
Unterhaltsame Horroraction, mit soliden Zeichnungen und einem Hauch Absurdität im Setting
Cryozone
Finix Comics (Edition Solitaire), Juni 2011
Text: Thierry Cailleteau
Zeichnungen: Denis Bajram
112 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 22,80 Euro
ISBN: 9783941236448
Leseprobe
Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Finix Comics