Rezensionen

Universal War One 1 und 2

uwone1Es ging Schlag auf Schlag mit der neuen Science-Fiction-Serie Universal War One von Splitter. Im Dezember kam der erste Band, im Januar nun schneit uns schon der zweite Band ins Haus. Und zu verdanken haben wir das einer Reihe von Problemen beim Verlag. Der für November angekündigte Band 1 wurde nämlich wegen eines Fehldrucks um einen Monat verschoben. Und der Band 2 wurde um einen Monat vorgezogen, weil der neue Band der Serie Marlysa noch nicht ausgeliefert werden konnte.
Unser einem soll’s recht sein, denn Universal War One entpuppt sich als mitreißende SF-Unterhaltung auf hohem Niveau, die Vergleiche mit der neuen Battlestar Galactica TV-Serie zulässt. Effektvolle Cliffhanger am Ende der Bände entfachen jeweils die Gier nach der Fortsetzung.

Wir schreiben die Zukunft: zwei Mächte beherrschen unser Sonnensystem, zum einen die Vereinigte Erde und zum anderen die ICC, die Industrial Colonies of Colonisation auf den Monden der äußeren Planeten. Da erscheint plötzlich „die Mauer“ zwischen Saturn und Jupiter, eine lichtlose Barriere, die der Erde Sorgen bereitet. Sonden, die die Mauer durchdringen, kommen nicht zurück. Die Mauer bleibt ein Rätsel und – so vermutet man – eine Bedrohung.

Mitglieder der Schwadron „Purgatory“ der United Earth Forces schießen eine Sonde durch die Mauer, die mit einem Kabel zurückgeholt werden soll. Zwar scheitert auch dieser Versuch, doch anhand der Computeraufzeichnungen über den Verlauf der Aktion kann der geniale Physiker Kalish einige Eigenschaften des Phänomens erhellen und eine Methode entwickeln, wie man sie unbeschadet durchdringen kann. Es stellt sich heraus, dass die Mauer gekrümmt ist und ihren Ursprung auf einem Uranusmond, dem Oberon, hat, also im Gebiet der ICC. Da Kalish zur Schwadron „Purgatory“ gehört, schenkt man seinen Entdeckungen allerdings zunächst nicht die nötige Beachtung. Denn diese „Fegefeuer“-Schwadron ist ein Haufen unzuverlässiger, undisziplinierter Männer und Frauen. „Purgatory“ wurde ins Leben gerufen, um den schwarzen Schafen der Flotte, die andernfalls vor dem Kriegsgericht stehen würden, eine Möglichkeit zur Bewährung zu geben.

Die Mitglieder dieser Schwadron sind die Hauptpersonen dieses Comics und sein großer Trumpf: einer ist ein hoffnungsloser Feigling, der andere ein verantwortungsloser Heißsporn, der durch seinen Wagemut ganze Missionen (und Menschenleben) gefährdet. Wieder ein anderer ist als Vergewaltiger bekannt, während der vierte (der Physiker!) zu exzessiven Schlägereien neigt. Amina ist in der Schwadron, weil sie einen Typen, der ihr zu nahe gekommen war, entmannt hat. Ein schönes Grüppchen liebreizender Individualisten also. Angeführt und im Zaum gehalten wird die Schwadron von Captain June Williamson, die ihrerseits diese Ehre durch Befehlsverweigerung aufgrund einer Gewissensentscheidung verdient hat. Nur Williamsons Assistentin hat scheinbar keinen Dreck am Stecken. Dafür ist sie die Tochter des Admirals, was Probleme genug mit sich bringt.

Wie schon gesagt, die allmähliche Charakterisierung dieser Figuren und ihre Interaktion machen den Hauptreiz der Serie aus. Doch ist deshalb die Story noch lange nicht uninteressant, im Gegenteil. Diverse Amokläufe verschiedener Mitglieder der besagten Schwadron führen schnell zu einer Zuspitzung der Situation, und Williamson entscheidet, die einzelnen Verbrechen der Mitglieder in der Gruppe bekannt zu machen. Nun weiß jeder vom anderen, weshalb er in der Fegefeuer-Schwadron ist.

Doch beendet das die Disziplinlosigkeiten leider nicht, im Gegenteil. Nachdem Kalishs Theorien letztlich doch Gehör fanden und alle Vorbereitungen zu einer geordneten Exkursion ins Jenseits der Mauer getroffen sind, brennen dem Heißsporn die Sicherungen durch und es kommt zu einer spontanen Chaosfahrt durch die Öffnung in der Mauer: die Schwadron ist voll im Einsatz.

 

uwone2 Hier endet der erste Band, und der angefixte Leser hat keine Ahnung, was sich hinter der Mauer zuträgt. Um das herauszufinden, muss er den zweiten Band lesen, in dem das Innere der Mauer erforscht wird und wo es zu ersten Kriegshandlungen gegen einen geheimnisvollen und übermächtigen Feind kommt. Die Schwadron wird dabei in ihrer Disziplinlosigkeit immer selbstbewusster und für die Admiralität unentbehrlicher, hat aber leider auch erste Opfer in diesem mysteriösen Krieg zu beklagen.

Es hat keinen Sinn, viel über den Inhalt des zweiten Bandes zu sagen, da man dabei unweigerlich spoilern müsste. Es muss reichen, zu sagen, dass die Stärken des ersten Bandes, der spannende, allmähliche Handlungsaufbau, der interessante Konflikt und vor allem die Interaktion der Figuren, im zweiten Band noch gesteigert und verdichtet zu Tage treten.

Es gibt meines Wissens derzeit kaum etwas Vergleichbares auf dem Schnittmengengebiet frankobelgischer Comic und Science Fiction. Universal War One ist klassische Space Opera mit einer deutlichen, aber gut verträglichen Military-Note und kommt ohne fantastische Zutaten aus (wenn auch nicht ohne pseudowissenschaftliche Theorien, die zum Funktionieren der Mauer und dergleichen freilich notwendig sind). Vergleiche mit der neuen TV-Version von Battlestar Galactica sind von daher (und auch, was die Figurenzeichnung angeht) gar nicht sonderlich abwegig.

Die Atmosphäre ist militärisch düster und rau, die Personen sind markant, manchmal etwas grob gezeichnet und allesamt keine Strahlemänner und -frauen. Das Layout ist klug und interessant, wie im allgemeinen die Zeichnungen auch keine Wünsche offen lassen. Und ganz großartig sind die „Außenaufnahmen“; ein Augenschmaus, wenn sich Raumschiffe vor dem Saturn tummeln und Monde kreuzen. Optischer Höhepunkt – einer von vielen – ist, wenn eine gigantische Explosion ein Loch in den Saturnring reißt. Da kann man sich ordentlich satt sehen!

 

Also: Wer keine Berührungsängste mit Science-Fiction hat, der bekommt hier einwandfreie Unterhaltung geboten, bei der alles stimmt: Story, Grafik und Figuren, alles mindestens tipptopp. Wohin sich die Dosis Military-SF entwickeln wird, ist noch nicht abzusehen (es sollen noch vier Bände folgen). Ob es ein so eindringliches, wichtiges und kritisches Werk wird wie die Adaption von Joe Haldemanns Roman „Der ewige Krieg“ von Marvano (drei Bände, 1991-1992 bei Carlsen erschienen) oder ob es bei Heldentum, Unterhaltung und Weltraumschlachten bleibt, das wird letztendlich über die Qualität des „Gehalts“ dieser Serie entscheiden müssen. Über den „Inhalt“ aber kann man alles andere als meckern.

Und Band 3 soll erst im Juni erscheinen? Na hoffentlich wird da wieder etwas umgestellt, damit das Warten nicht so lang wird! Wie wär’s mit Februar?

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Universal War One 1: Genesis
Splitter Verlag, Dezember 2006
Text, Zeichnungen und Farben: Bajram

48 Seiten, farbig, Hardcover; 12,80 Euro
ISBN: 978-3-939823-12-4

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Universal War One 2: Die Frucht der Erkenntnis
Splitter Verlag, Januar 2007
Text, Zeichnungen und Farben: Bajram

48 Seiten, farbig, Hardcover; 12,80 Euro
ISBN: 978-3-939823-13-1

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Bildquelle: comiccombo.de