Rezensionen

Avengers 1

Cover Avengers 1Im Juli beginnen bei Panini fünf neue Marvel-Heftserien mit Comics, die in den USA unter dem Motto „Marvel NOW!“ mit neuen Kreativteams neu gestartet wurden. Das Ziel: attraktive Einstiegspunkte für neue oder zurückkehrende Leser zu bieten und ein wenig frischen Wind ins Marvel-Universum zu bringen. Ob das gelungen ist, wollen wir uns in kurzen Rezensionen zu den fünf neuen Reihen ansehen. Heute: ein auf zwei Dutzend Mitglieder aufgeblähtes Rächer-Team gegen die ultimative Bedrohung aus dem All.

 

Worum geht’s?
Auf dem Mars haben sich drei eigenartige Wesen angesiedelt, sogenannte „Gärtner“, die aus den Tiefen des Weltalls kommen und überall perfektes Leben erschaffen und nicht-perfektes auslöschen wollen. Als nächstes haben sie die Erde im Visier, wo sie einen Evolutionsschub auslösen und den Planeten besser machen möchten. Dabei würden sie wohl die komplette Menschheit vernichten, und um das zu verhindern, brechen die Avengers zum Mars auf. Ein paar Monate vorher haben Captain America und Iron Man beschlossen, dass das Team der Rächer expandieren und wachsen muss. Sie stellten eine Grupe von zwei Dutzend Helden zusammen, die auf Abruf einsatzbereit sein sollten. Und jetzt ist es soweit, dass sie alle gebraucht werden. 

Wer schreibt?
Jonathan Hickman ist noch vergleichsweise neu im Comicgeschäft. Der gelernte Werbegrafiker veröffentlichte 2006 mit The Nightly News bei Image seine erste Comicserie, die er auch selbst gezeichnet hatte, seit 2009 (Secret Warriors) schreibt er regelmäßig für Marvel, wo er schon bald zu den sogenannten „Architects“ gehörte, einer kleinen Gruppe von Autoren, die die wichtigsten Serien schreiben und damit die zentralen Lenker des Marvel-Universums sind. Mit „Marvel NOW!“ hat er neben den Avengers auch die New Avengers übernommen, in der die Gruppe der „Illuminati“ im Mittelpunkt steht. Er ist auch der Autor des großen Marvel-Sommerevents 2013, der Miniserie Infinity, in der der galaktische Über-Bösewicht Thanos besiegt werden muss. Tatsächlich deutet einiges darauf hin, dass diese drei Serien sich erzählerisch recht stark ineinander verschränken werden.    

Wer zeichnet?
Die ersten drei Ausgaben kommen von Jerome Opeña, einem philippinischen Künstler, der oft und gerne mit Autor Rick Remender zusammenarbeitet (u.a. an Uncanny X-Force), danach folgen andere Künstler wie Adam Kubert, Dustin Weaver und Mike Deodato. Der hohe Erscheinungsrhythmus (zwei Hefte pro Monat) macht diesen ständigen Wechsel notwendig. Was schade ist, denn Opeñas Zeichnungen stehen diesem Comic prächtig zu Gesicht. Er bringt die von Hickman beabsichtigte Wuchtigkeit, das große, laute Blockbuster-Feeling der Serie sehr gut aufs Papier. Das Epische und Übermenschliche der Superhelden kommt bei ihm sehr gut zum Ausdruck, ohne ins Lächerliche abzudriften. Und seine Actionszenen sind dynamisch, ohne verwirrend zu sein. Sehr oft gehen seine Panels über die ganze Breite einer Seite, ein Stilmittel, das seit den ersten Authority-Ausgaben in Mode kam und inzwischen ein wenig abgenutzt ist, weil es oft von Zeichnern verwendet wurde, die damit wenig anzufangen wussten. Doch Opeña versteht es, die „Widescreen“-Ästhetik sehr wirkungsvoll einzusetzen.   

Seite aus Avengers 1 Was taugt’s?
Diese Version der Avengers ist eine Art Richard-Wagner-Oper in Comicform: Die Welt ist nicht genug – kleine Begebenheiten reichen hier nicht mehr aus, Hickman will die ganz große, mächtige, kosmische Bedrohung und eine entsprechend massive Anzahl an Helden, die ihr entgegentreten. Wenn man sich mit diesem Größenwahn und dem ziemlich pompösen Erzählton, der damit einhergeht, anfreunden kann, macht Avengers ziemlich viel Spaß. Die neuen Antagonisten, die „Gärtner“ auf dem Mars, sind interessante Figuren, die mehr sind als pure Bösewichte. Und auch mit den vielen neuen Mitgliedern im Team der Avengers lässt sich einiges anfangen. Hickman erzählt seine Geschichte nicht-linear, mit mehreren Zeitsprüngen und Rückblenden, was anfangs ein wenig anstregend wirkt, aber bewirkt, dass man als Leser nicht einfach berieseln lässt. Der Beginn dieses Storybogens ist jedenfalls sehr vielversprechend – wenn da nicht die leise Ahnung wäre, dass sich diese Geschichte unweigerlich in Crossovers mit anderen Serien verschränken wird und es wahrscheinlich nicht reichen wird, einfach nur diese Serie zu lesen. 

Einsteiger-Faktor:
Ziemlich gut! Hickman startet mit dem Kernteam der Avengers, das jeder aus dem letztjährigen Filmerfolg kennt und lässt uns dann dabei zusehen, wie Captain America und Iron Man ein neues, vielköpfiges Heldenteam aufbauen. Dabei fallen viele, viele Namen, mit denen man als Neuleser wenig anfangen kann, doch wenn es Hickman schafft, sich nicht in der großen Mannschaft dieser Avengers zu verzetteln, wird man sie nach und nach kennenlernen. 

Bester Moment:
Die ersten Seiten, auf denen es unter dem Titel „Was bisher geschah“ keine Zusammenfassung vergangener Geschichten gibt, sondern gleich zu Beginn das ganz große Fass aufgemacht wird: „Zuerst war nichts. Gefolgt von allem.“ Damit ist von Anfang an klar, dass hier keine kleinen Brötchen gebacken werden. 

 

Wertung: 8 von 10 Punkten

Starker Auftakt zu einer richtig großen, pompösen Superhelden-Oper

 

Avengers 1 
Panini Comics, Juli 2013 
Text: Jonatahan Hickman
Zeichnungen: Jerome Opeña
Übersetzung: Michael Strittmatter 
52 Seiten, farbig, Heft 
Preis: 4,99 Euro
Leseprobe (PDF)

Abbildungen © Marvel, der dt. Ausgabe: Panini Comics