Rezensionen

Aslak 1 – Das Auge der Welt

Cover Aslak 1 Der Titel der neuen History-/Fantasy-Reihe aus dem Hause Splitter bezieht sich auf den Namen des Schiffes, auf dem die Protagonisten reisen. Und allein dadurch, dass der Titel nicht auf eine Person, sondern auf ein Mittel zum Zweck verweist, gewinnt die Serie schon an reflektorischer Tiefe. So vermeidet das Autorengespann nicht nur eine Konzentration auf einen bestimmten Helden, sondern macht gleichzeitig auch deutlich, dass im Fanatsy-Genre das Ziel einer Reise immer nur der Anlass für den Aufbruch ist. Die Queste an sich ist das zentrale Element und die Reise der eigentliche erzählerische Zweck, da hier der Held anhand seiner Abenteuer reift und im Laufe der Geschehnisse diverse Archetypen trifft. Das ist nicht nur bei klassischen Sagen so, sondern auch in moderneren wie etwa in Star Wars oder, das Beispiel schlechthin, Der Herr der Ringe und Der Hobbit. Somit ist auch Aslak ganz klassisch aufgebaut, besitzt aber doch das gewisse Etwas, das es zu etwas Besonderem macht. Denn es geht in der Geschichte um das Geschichtenerzählen an sich.

Der Anlass der Reise besteht darin, einen Geschichtenerzähler aufzusuchen, um neue Geschichten zu erlernen. Im Norden Europas sind die Winter lang und der Bedarf an guten Erzählungen groß, denn die langen Winterabende wollen gefüllt werden. Leider kennt der aktuelle Barde nur eine einzige Saga und der König ist diese so leid, dass er den Minnesänger für immer zum Verstummen bringt. Dessen Söhnen stellt er ein Ultimatum: Entweder sie bringen neuen Stoff oder ihre restliche Familie muss büßen. Schon bald nach Aufbruch tritt aber entspinnt sich zwischen den Brüdern ein tödlicher Konflikt und sie liefern sich mit jeweils zusammengewürfelten Mannschaften einen Wettlauf, wer als erster etwas Neues erfährt. Mit allen Mitteln.

Seite aus Aslak 1 Der Grund für den Wettlauf ist schon etwas fadenscheinig und kann natürlich mit anderen klassischen Motiven wie dem Erretten einer Prinzessin, einer persönlichen Rache oder der Zerstörung eines machtvollen Ringes nicht mithalten. Aber es liefert schon im Vorhinein einen guten Schuss Ironie: Der König wünscht sich neue Heldensagen und die Protagonisten und arbeiten und kämpfen auf dieses Ziel hin. Und erkennen dabei nicht, dass die eigentliche Geschichte das ist, was sie gerade auf ihrer Reise erleben. So ist, wie klassisch, die Jagd besser als der Fang.

Das alles zusammen, mit dieser kleinen Verkehrung der Ausgangslage, macht den ersten Teil der Serie spannend, amüsant und kann einige (Arche-)Typen gegen den Strich bürsten. Wie etwa den Krieger, der beim Anblick von Blut immer in Ohnmacht fällt. Leider werden tiefere Charakterisierungen vermieden und jede Figur bekommt nur eine Type zugewiesen. Der schlaue junge Bruder, der tapfere Krieger, der ältere Weggefährte, die schöne Abenteurerin, etc. Immerhin gibt es bei jeder Figur auch einige unerwartete Aspekte zu entdecken: Der Weise ist alles andere als klug, das Ziel der Reise entpuppt sich als Flop, der Held hat von nichts einen blassen Schimmer, der „Bibliothekar“ schläft beim Lesen immer ein und der Weiseste der Mannschaft ist gleichzeitig der Jüngste. Die auf dem Cover zentral in Szene gesetzte Frau ist da noch die konservativste, indem sie als frühe Feministin gestaltet wird. Der sehr dynamische Strich von Emmanuel Michalak kann einen gut in das Geschehen versetzen, er benutzt aber manchmal unerklärlicherweise einige Füllpanels, die vollkommen unnütz sind und nichts zur Geschichte oder dem Setting beitragen.

 

Wertung: 7 von 10 Punkten

Auf den ersten Blick eine klassische Fantasy-Erzählung, gewinnt Aslak einige schöne Aspekte über das Geschichten-Erzählen an sich.

 

Aslak 1 – Das Auge der Welt
Splitter Verlag, Mai 2013
Text: Hub, Fred Weytens

Zeichnungen: Emmanuel Michalak
Übersetzung: Tanja Krämling
48 Seiten, farbig, Hardcover
Preis: 13,80 Euro

ISBN: 978-3-86869-496-3
Leseprobe

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Abbildungen: © der dt. Ausgabe: Spltter Verlag