Rezensionen

The Warlord 1 – Skartaris


 Während eines Erkundungsfluges kommt US-Airforce-Pilot Travis Morgan vom Kurs ab und entdeckt eine abgeschottete Welt im Erdinneren. Skartaris heißt das archaische Negativ zu der uns bekannten Außenwelt. Mit Schwert und Pistole kämpft er sich fortan durch ein Reich voller Dinosaurier, Ungeheuer, Sklaventreiber und Despoten. Zeit scheint irrelevant, denn die verläuft in Skartaris mal rasend schnell, mal scheint sie still zu stehen. Kein Wunder also, dass dem Krieger aus der vermeintlich fortschrittlicheren Zivilisation über Nacht auf dem Kopf und im Gesicht eine weiße Haarpracht wächst.

Nachdem Morgan als Sklave gefangen genommen wird und als Todeskämpfer in einer Arena antreten soll, sprengt er die Ketten und verhilft allen Mitgefangenen zur Freiheit. Beflügelt von diesem Erfolg beschließt er, so viele Männer wie möglich hinter sich zu sammeln, um einen Großangriff auf den sinistren Magier Deimos zu wagen. Dies ist letztlich die Geburtstunde des Warlord, eines US-Amerikaners, der als Fremder zur Legende wurde.

Mit The Warlord hält einer der großen Helden der 70er und 80er Jahre in deutschen Landen erneut Einzug, nachdem Ehapa dem Comic über längere Zeit einen Platz in der Sammelreihe „Die Großen Phantastic-Comics“ bot. Cross Cult präsentiert die Serie von Mike Grell nun als vorläufig auf sechs Bände angelegte Werkausgabe. Das erste Sammelwerk enthält neben den Nummern 1-10 der US-Serie The Warlord auch die achte Ausgabe des „1st Issue Special“, welches den frühesten Auftritt von Travis Morgan enthält, noch bevor dieser seine eigene Reihe erhielt.

 Mutig hat der Verlag sich entschlossen, The Warlord komplett in Schwarz-Weiß zu veröffentlichen. Das Ergebnis dürfte allerdings auch den letzten Skeptiker überzeugen: Grells ausdrucksstarker und von anatomischer Präzision beherrschter Strich gewinnt durch die fehlende Kolorierung unheimlich an Kontrast und Detailschärfe. Gerade die pompösen Doppelseiten zu Beginn jedes Kapitels sind ambitionierte Kunstwerke, bei deren Betrachtung man sich schon beim ersten Durchblättern überhaupt gar keinen Farbtropfen vorstellen mag.

Als jemand, der zum ersten mal The Warlord chronologisch und am Stück liest, war ich überrascht, dass mich die Stories, die ja bereits drei Jahrzehnte auf dem Buckel haben, immer wieder zum neugierigen, raschen Weiterblättern animieren konnten. Mike Grell baut mit Cliffhangern fortdauernd neue Spannung auf; und das obwohl die Abenteuer des Travis Morgan mit wenigen häufig wiederkehrenden Plotelementen auskommen. Als Amalgam aus Conan und Tarzan gerät der Warlord von einem unmöglichen Kampf in den nächsten und führt parallel die beinahe genauso komplizierte Schlacht, seinen Platz in Skartaris zu finden.

Aber auch wenn das kriegerische Gebahren der Hauptfigur, die begleitende Beschwörung der Warlord-Legende aus dem Off und die unvermittelten, nach stets ähnlichem Schema ablaufenden Kämpfe zuweilen ermüdend wirken, ist Grells Serie insgesamt fantastisch. Zeichnerisch sowieso, aber auch inhaltlich. Grell lässt seinen Charakter zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wissenschaft und Wildheit wandern. Nicht nur emotional, sondern eben auch tatsächlich physikalisch. Das ist tolle Unterhaltung, jedoch mit nachdenklichen Zwischentönen.

Die angehängte Covergalerie ist im Gegensatz zu den Comicseiten in diesem Band in Farbe gehalten, ebensowie der bebilderte  Redaktionsbeitrag von Jochen Ecke, der hier sehr klug über Leben und Schaffen Mike Grells referiert.

The Warlord 1 – Skartaris
Cross Cult, Juni 2010

Text und Zeichnungen: Mike Grell
224 Seiten, Hardcover, s/w (16 Farbseiten), 22 Euro
ISBN 978-3-941248-87-8

Brillante Werkausgabe mit barbarischem Flair

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Abbildungen: © Cross Cult