Autor: Christopher Bünte

Black Orchid

Black Orchid wird wahrscheinlich so ein Comic sein, der im Laufe der Zeit immer wieder vergessen wird. Denn spricht man über Neil Gaiman, den Autoren des Comics, wird wohl meistens sein Hauptwerk The Sandman genannt. Spricht man über den Zeichner Dave McKean, redet man plötzlich über dessen Hauptwerk, Cages, meinetwegen auch über Arkham Asylum oder seine Mitarbeit an The Sandman. Aber selten über Black Orchid. Black Orchid wird vergessen, vielleicht nicht ohne Grund, schließlich ist die Hauptfigur, eine Superheldin, halb Mensch, halb Pflanze, nicht besonders zugkräftig. Und dennoch: Für Gaiman und McKean war Black Orchid ein wichtiger Comic. Denn als der Dreiteiler 1989 erstmals bei DC Comics erschien, waren Gaiman und McKean noch nicht die Comic-Größen, die sie in den Neunzigern werden sollten. An Black Orchid kann man heute noch sehen, was für ein großes kreatives Potential da noch unentdeckt schlummerte. Und wohin sich der Superhelden-Comic hätte bewegen können. Der Kampf zwischen Lex Luthor und Black Orchid ist da kaum mehr als ein Gerüst, das eine Geschichte über Einsamkeit, Erinnerung, Liebe und Verzweiflung trägt. Manchmal …

Exterminators 2: Aufstand der Schaben

Die Kakerlaken sind los! Und sie haben einen Plan! Einzige Hoffnung der Menschheit: Die sympathisch-verrückten Jungs von Bug-Bee-Gone, einer kleinen Firma für Schädlingsbekämpfung in Los Angeles. Nach dem ersten Trade der Reihe wusste man noch nicht so genau, wohin die Reise geht. Mit dem zweiten Band lichtet sich jetzt der Nebel. Dreh- und Angelpunkt der Story ist Henry, kein überspannter Supermann, sondern ein Ex-Knacki und Team-Worker mit Stärken und Schwächen. Die Hauptfigur bewegt sich im Wesentlichen in einem Spannungsfeld aus vier Komplexen. Da ist einmal Henrys Job bei Bug-Bee-Gone und das Verhältnis zu seinen Kollegen. Hinzu kommt das Beziehungsgeflecht zwischen Henry, seiner Freundin und einer auf Literatur ausgerichteten Hure. Dann noch Hinweise auf einen ägyptischen Dämonenkult, eine antike Gottheit und das Ziel, die Erde von Ungeziefer beherrschen zu lassen. Zuletzt: Die Machenschaften eines skrupellosen Konzerns, der Schaben mit biologischen Waffen intelligenter macht. Uff, ganz schön viel los in Kakerlakenhausen. Exterminators war ursprünglich als Drehbuch für eine TV-Serie geplant. Jetzt erscheint die Story in fünf Bänden bei Vertigo, hauptverantwortlich umgesetzt von dem fabelhaften Zeichner Tony Moore. …

Fables 9: Wölfe

Im Juni ist der neunte Band von Fables auf deutsch erschienen. Die Serie wird derzeit als das Flaggschiff von DC Vertigo gehandelt, inoffizieller, weil märchenlastiger Nachfolger der Sandman-Reihe und im Laufe der letzten Jahre überschüttet mit Eisner Awards. Zu Recht? Vielleicht. Der erste Gedanke nach dem Lesen: Diese Serie wird und wird nicht schlechter. Sicherlich ist Fables Mainstream und muss dementsprechend gefällig bleiben. Doch Autor Bill Willingham erzählt so ruhig und sicher, so frisch und fantasievoll, dass es eine Freude ist, wieder und wieder das verzauberte New Yorker Exil der Märchenfiguren zu betreten. Hinzu kommt das freundliche und wunderbare Artwork von Mark Buckingham, der seit den ersten Seiten federführend mit dabei ist. Die Handlung konzentriert sich dieses Mal auf Bigby Wolf und Snow White. Der große Plot der Serie wird vorangetrieben und endet in einem runden Abschluss der ersten Storyline. Das Verhältnis zwischen Bigby und Snow klärt sich, Prince Charming erntet Anerkennung als Bürgermeister und den Fables gelingt es, dem Feind gegenüber Land wieder gutzumachen. Eine Koalition mit dem Reich in den Wolken wird angestrebt. Regelmäßige …

Interview mit Adrian vom Baur (Jazam!)

Jazam-LogoZum Comicfestival in München erschien zum vierten Mal in Folge die Comic-Anthologie Jazam! Versammelt sind hier in erster Linie deutsche Jungzeichner, die ihr Talent zeigen wollen. Aber auch mehrere alte Hasen sind dabei. Das übergeordnete Thema des neuen Bandes lautet „Monster“. Christopher Bünte sprach für Comicgate mit Adrian vom Baur, einem der Erfinder und Macher der Anthologie.

Hellblazer 6: Stationen des Kreuzwegs

Die Anzahl der US-Horror-Serien, die regelmäßig auf Deutsch erscheinen, ist überschaubar. The Walking Dead und Hellboy (bzw. B.U.A.P.) mischen im Augenblick sicherlich an der Spitze mit, wenn es hierzulande um die Schergen der Finsternis und das namenlose Grauen geht. Neben der Zombie-Soap auf der einen und einer Mischung aus Indiana Jones und Cthulhu auf der anderen Seite tummelt sich noch eine dritte US-Serie, sozusagen der Horror-Klassiker schlechthin: Hellblazer. Während Rossi Schreiber und ihrem Verlag die Ehre zukommt, den kettenrauchenden Straßenmagier John Constantine nach Deutschland geholt und erstmals verlegt zu haben, gebührt nach der Vertigo-Komplettlizenzübergabe 2006 Panini der Dank, die Serie seit 2007 kontinuierlich fortzusetzen. Der neueste Band „Stationen des Kreuzwegs“ zeigt einmal mehr, welche Qualitäten in dem dunklen Vertigo-Kind schlummern. John ist mal wieder in London, auf der Straße, im Regen, im Dreck, ganz unten also. Trenchcoat und Kippen sind da, aber seine Erinnerung hat er verloren. Eine Dämonenkönigin und ein verfluchter Prophet zerren an ihm, wollen Constantine für ihre Zwecke einspannen. Dahinter schlummert ein gut gearbeiteter Meta-Plot, wie es sich für eine laufende Serie …

Jack of Fables 1

Ein Spinoff zu Fables! Irgendwie ist die Idee naheliegend. Die Fantasy-Serie aus dem Hause Vertigo war in den letzten Jahren verdammt erfolgreich. Warum diese Kuh also nicht weiter melken? Kreist das Original um die Enklave der Märchenfiguren, so steht im Spinoff eine Einzelfigur im Mittelpunkt, nämlich Jack, der einst Riesen tötete und die Bohnenranke hinaufkrabbelte (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge). Der Tausendsassa mit dem Hang zu Abenteuern und zur Überheblichkeit bietet sich als Serienheld geradezu an. Wirf Jack in irgendein Szenario und warte ab, was passiert! Nachdem er Hollywood verlassen musste und aus Fabletown verbannt wurde, steht er am Straßenrand und streckt den Daumen aus. Von jetzt an kann alles passieren. Unglücklicherweise landet er in einem Knast für Märchenfiguren. Chefbibliothekar Revise verwaltet das Gefängnis. Die Märchenfiguren sollen so lange hier bleiben, bis sie von den Menschen vergessen wurden und alle magischen Fähigkeiten verloren haben. Aber Jack hinter Gittern? Das passt ihm gar nicht! Weiße Tiger, Dopplerkrähen und Packmänner machen ihm den Weg zurück in die Freiheit nicht einfach.Abgesehen von der inhaltlichen Verschiebung fühlt sich Jack …

Ojo (US)

 Annies Leben sieht ganz schön beschissen aus. Ihre Mutter ist tot, ihr Vater irgendwo auf Reisen und ihre große Schwester ein fieses Biest der Extraklasse. Gelebt wird in einem Trailer, was die Sache nicht eben besser macht. Auf so engem Raum ist Rückzug beinahe unmöglich. Hausherr Großpapa versucht mit Ruhe und Geduld die zerrissenen Geschwister daran zu hindern, sich gegenseitig zu zerfleischen. So sollte die Welt eines kleinen Mädchens nicht aussehen.

Conan 9: Auf dem Schlachtfeld geboren

 Der erste Band der Conan-Serie war ein Kracher. In Die Tochter des Frostriesen betrat ein neuer Conan die Bildfläche, der sich mit früheren Arbeiten – insbesondere mit den erfolgreichen von John Buscema, Barry Windsor-Smith und Frank Frazetta – messen lassen musste. Autor Kurt Busiek und Zeichner Cary Nord ist es zu verdanken, dass sich die neue Serie inzwischen in die Reihe der erfolgreichen Conan-Publikationen der vergangenen Jahrzehnte einfügt. Conan ist und bleibt aktuell. Im Februar erschien der neunte Band auf deutsch bei Panini. Titel: Auf dem Schlachtfeld geboren.

The Boys 3: Streicheleinheiten

 Garth Ennis galt noch nie als intellektueller Schöngeist. Seine Comics sind gewöhnlich derb und bissig. So auch The Boys, die Serie, die DC nicht wollte, vermutlich, weil sie den hauseigenen Superhelden zu sehr zugesetzt hätte. Streicheleinheiten ist nun Ennis' dritter Streich gegen die fliegenden Strumpfhosenträger.