Thomas Henseler und Susanne Buddenberg dürften aufmerksamen Comicfans durch ihre beiden dokumentarischen Comics zur deutsch-deutschen Vergangenheit ein Begriff sein. Bis vor kurzem war eine ihrer Kurzgeschichten zum Thema Berliner Mauer in der Berliner U-Bahn zu besichtigen, nicht weit vom ehemaligen „Tunnel 57“. Diese exklusive Ausstellung ist inzwischen abgehängt, aber bereits diesen Monat wird es in einer Vernissage des Berliner avant-Verlags gleich mehrfach Gelegenheit geben, die beiden Künstler und ihr Werk näher kennenzulernen (siehe Ankündigung des avant Verlags).
Im Januar 2013 hatte unser Redakteur Christian Muschweck die Gelegenheit, mit den beiden Künstlern ein Interview per E-Mail zu führen.
Comicgate: Ihr habt euch schon in eurem Comic Grenzfall mit der deutsch-deutschen Geschichte auseinandergesetzt. Woher kommt dieses Interesse an genau diesem Thema?
Thomas Henseler und Susanne Buddenberg: Als Storyboarder waren wir an einigen Filmproduktionen zum Thema DDR beteiligt. In der Auseinandersetzung mit der Thematik stellten wir fest, wie wenig wir eigentlich über das Leben in der DDR wussten. Wir wollten mehr über den Alltag in einer Diktatur erfahren und fanden natürlich besonders spannend, wie es ist, dagegen aufzubegehren. Wir dachten uns, so eine Geschichte könnten wir auch in Comicform erzählen. Wir sind dann im Internet auf der Seite jugendopposition.de auf die Kurzbiografie Peter Grimms, der Hauptfigur aus Grenzfall, gestoßen. Seine Geschichte las sich wie aus einem Lehrbuch für Dramaturgie, wie eine Blaupause für einen Thriller: Es gab Protagonisten und Antagonisten, unerwartete Wendepunkte und zum Schluss noch eine überraschende Auflösung. Das hätte man sich als Drehbuchautor gar nicht besser ausdenken können. So entstand unser Ansatz für einen dokumentarischen Comic.
BERLIN hat auf mich einen recht didaktischen Eindruck gemacht [unsere Rezension], was bei einer Zusammenarbeit mit der „Bundesstiftung Aufarbeitung“ ja sicherlich gewollt ist. Von wem ging der Impuls für diese Zusammenarbeit aus?
Die Ideen zu den Comicprojekten Grenzfall und BERLIN – Geteilte Stadt sind von uns. Bei der „Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ hatten wir Anträge zu den jeweiligen Comicprojekten eingereicht und diese sind auch bewilligt worden. Inhaltlich hatten wir keine Auflagen und konnten die Comics nach unseren Vorstellungen umsetzen. Dabei sind wir von der Stiftung immer konstruktiv und motivierend unterstützt worden. Die historischen Hintergrundinformationen, die einen didaktischen Eindruck machen können, sind immer Teil der Konzeption gewesen. Die einzelnen Storys sollten in einen größeren Zusammenhang eingebettet werden, um die Gesamtsituation deutlich zu machen und Entwicklungen aufzuzeigen. Dadurch, dass die einzelnen Geschichten weiter mit Fakten unterfüttert wurden, konnten wir deutlich machen, dass es keine singulären Erscheinungen, sondern gesamtgesellschaftliche Entwicklungen waren. Diesen Infoteil wollten wir aber so kurz, prägnant und anschaulich wie möglich halten, schließlich liest man einen Comic.
Ich würde gerne mehr über die Entstehung des Buchs erfahren. Wie war die Arbeit mit den Zeitzeugen, ab wann wurden die historischen Beiträge geschrieben etc.?
Die Arbeit mit den Zeitzeugen war ganz wunderbar: Man hatte uns zu sich nach Hause eingeladen, ganz viel persönliches Material zur Verfügung gestellt, für uns die Fotoalben geöffnet und uns in stundenlangen Interviews Fragen beantwortet. Außerdem hatten wir historische Berater, die uns über den ganzen Entstehungszeitraum des Buches begleitet haben. Die Zeitzeugen und die Berater haben wir in jede Phase der Entstehung mit einbezogen und ihre Anregungen aufgenommen. Wir konnten jederzeit nachfragen, wenn etwas unklar war und durch ihre Hilfe größere Fehler vermeiden.
Wir mussten uns in die Figuren und ihre Geschichten hineindenken, haben auf dieser Grundlage ein Drehbuch geschrieben. Wenn sich dies dann für alle Beteiligten gut anfühlte, waren wir schon mal auf dem richtigen Weg. Die historischen Beiträge entstanden parallel zur Comicentwicklung.
Wie kann man sich eure Arbeitsteilung vorstellen?
Die Chronologie der Arbeitsschritte ist folgende: Ideenfindung und Konzeption, Recherche, Interviews, Drehbuchentwicklung, Auflösung der Bilder in Einstellungen, Skizzen, Seitenaufteilung, Zeichnung und Kolorierung. Die meisten Entwicklungsschritte entstehen in Teamarbeit und wir diskutieren sehr viel. Sehr intensiv wird die Auseinandersetzung, wenn wir in der Auflösung der Geschichten um jedes einzelne Panel feilschen und versuchen, den bestmöglichen Blickwinkel zu finden. Hier entstehen schon die ersten Thumbnails, die als Grundlage für die weitere Seitenaufteilung dienen. Dann fertigt Thomas die Zeichnungen und Susanne die Grauwerte der Seiten an.
Die Geschichten stellen in gewisser Weise auch eine Chronologie der Mauer dar, von der ursprünglichen Abriegelung bis zum 9. November 1989, als die Mauer fiel. Es gäbe sicherlich noch Hunderte interessanter Geschichten zu erzählen. Gibt es Zeitzeugenberichte, die zur Auswahl standen, die aber dann aus Platzgründen nicht genommen wurden? Gibt es die eine oder andere Anekdote?
Na ja, so groß war die Auswahl auch wieder nicht, weil die Geschichten bestimmte Kriterien erfüllen sollten: 1. Die Zeitzeugen mussten damit einverstanden sein, dass ihre Lebensgeschichte in Comicform verarbeitet wird und sie mussten für Interviews zur Verfügung stehen. 2. Die Protagonisten der Geschichten mussten zum Zeitpunkt der Handlung Schüler oder junge Erwachsene sein. 3. Die Geschichte musste in die historische Chronologie passen, wir wollten einen Bogen vom Mauerbau bis Mauerfall spannen. 4. Der authentische Ort musste noch soweit intakt sein, dass man die damaligen Ereignisse heute noch vor Ort gut nachvollziehen kann. 5. Die verschiedenen Orte sollten in relativer Nähe zueinander liegen und gut erreichbar sein, da der Comic auch als historischer Stadtführer genutzt werden kann. Die Haupthandlungsorte im Comic sind Bahnhof Friedrichstraße, das Lazarus-Krankenhaus an der Bernauer Straße, das heutige Finanzministerium, das Brandenburger Tor und der ehemalige Grenzübergang an der Bornholmer Straße.
Es hätte schon noch ein paar Zeitzeugenberichte gegeben, die wir gerne mit in das Buch genommen hätten. Zum Beispiel die Geschichte vom „Tunnel 57“. Hier geht es um eine Tunnelflucht unter der Bernauer Straße hindurch, wobei 57 Menschen unter dramatischen Umständen die Flucht von Ost- nach West-Berlin gelang. Diese Geschichte bietet alles, was eine spannende Geschichte ausmacht: Liebe, Lüge, Verrat und Tod. Nur den authentischen Ort, den Tunnel, den gibt es natürlich nicht mehr, was dann auch das Ausschlusskriterium war, die Geschichte nicht mit ins Buch zu nehmen. Später hatten wir dann aber doch noch die Möglichkeit bekommen, die Geschichte zu erzählen und zwar in einer Ausstellung im U-Bahnhof Bernauer Straße, ganz nah am authentischen Ort. Die Geschichte war dort für alle Besucher auf
3,50m x 2,50m großen Tafeln zu lesen und hing dort vom 3. Oktober (dem Jahrestag der Flucht) bis Mitte Dezember 2012.
[Aktuelle Information: Auch Tunnel 57 erscheint demnächst als Comic. Näheres dazu hier.]
Wie geht es den interviewten Personen eigentlich heute? Konnten sie sich ohne weiteres an ihre neuen Lebensumstände anpassen? Gab es Gewissensbisse? Vielleicht auch Unsicherheiten, Ängste? Wurde die DDR-Vergangenheit verdrängt oder war man vielleicht sogar ein bisschen stolz darauf?
Im Mittelpunkt der Interviews mit unseren Zeitzeugen stand in erster Linie ein kurzer Zeitraum im Leben der Protagonisten, der existenzielle Folgen hatte und einen Wendepunkt in deren Leben beschreibt. Wir fragten auch nach der Motivation, also welche Ereignisse oder Entwicklungen zu dieser bestimmten Entscheidung geführt haben. Allen Zeitzeugen gemeinsam ist, dass sie sehr integre Persönlichkeiten sind, die ihren eigenen Weg gegangen sind. Wir sind herzlichen, offenen, neugierigen und jung gebliebenen Menschen begegnet. Die Zeit nach den Ereignissen war nicht Gegenstand unserer Untersuchung und danach haben wir die Zeitzeugen nicht direkt befragt.
Was wir wissen, ist, dass Regina Zywietz nach ihrer Flucht zuerst bei ihrer Lehrerin wohnte, die sie mit Unterkunft, Essen und Kleidung versorgte; sie hatte bei ihrer Flucht nur die Kleider, die sie buchstäblich am Leibe trug, sie konnte ja nichts mitnehmen. Wie sich jeder vorstellen kann, ist es nicht besonders angenehm, so von anderen abhängig zu sein. Ihre Eltern hatte sie erst einige Jahre später wiedersehen können, als es das Passierscheinabkommen gab.
Familie Holzapfel, die spektakulär mit einer Seilbahn geflüchtet ist und für sich keine Alternative mehr in der DDR gesehen hatte, bereute ihre Flucht in den Westen keinen einzigen Tag.
Jan Hildebrandt, der den Mauerfall an seinem 18. Geburtstag miterlebt hatte, freut sich auch heute noch jedes Mal, wenn er dort, wo früher die Mauer stand, einfach ungehindert weiterfahren kann.
Wäre eine Fortsetzung des Projekts denkbar?
Eine Fortsetzung des Projektes wäre schon denkbar, vorausgesetzt wir finden neue Perspektiven, Aspekte und Erzählformen. Und ob die Fortsetzung für sich alleine stehen kann. In BERLIN haben wir kurze spektakuläre Geschichten mit existenziellen Entscheidungen in einem historischen Kontext erzählt. Für längere epischere Ausführungen, wie zum Beispiel das Leben der Zeitzeugen nach der Flucht bis heute, haben wir im Moment nicht die personellen Kapazitäten – es sei denn, wir ziehen nach Japan und haben ganz viele Assistenten : )
Uns freut jedenfalls, dass es Leser gibt, die sich für dokumentarische, authentische Geschichten in Comicform interessieren. Denn was der Dokumentarfilm kann, kann der Comic auch auf ähnliche Weise, mit seinen eigenen Mitteln.
Wie schwierig und aufwändig war denn die Suche nach geeignetem Bildmaterial?
Wir haben wochenlang ganz unterschiedliche Materialien und Quellen gesichtet: sehr viele Bücher zum Thema, im Internet und in Facharchiven. Einiges war schon durch die Arbeit am Grenzfall-Comic vorhanden. Aber trotz dieser Vorkenntnisse war die Suche nach dem Bildmaterial sehr aufwendig. Ganz besonders hilfreich war die Möglichkeit, in der Gedenkstätte Berliner Mauer zu recherchieren. Die Dokumentation zum Mauerbau in den verschiedenen Jahrzehnten, insbesondere zur Bernauer Straße, ist hier sehr umfangreich.
Aber auch unsere Zeitzeugen waren eine große Hilfe, was Fotos anbelangt: so stellte man uns Familienfotos zur Verfügung, die wir verwenden durften. Familie Holzapfel hat uns außerdem mit Zeitungsausschnitten aus den 1960er Jahren versorgt, die über ihre Flucht berichteten. Im heutigen Ministerium der Finanzen (dem damaligen Haus der Ministerien), von dem die Holzapfels geflüchtet sind, haben wir an einer Führung durch das Gebäude teilgenommen, sodass wir uns ein Bild vor Ort machen konnten. So konnten wir historische Aufnahmen mit Fotos von heute abgleichen. Durch diese verschiedenen Quellen konnten wir uns die damalige Situation sehr plastisch vorstellen.
Wie findet ihr den Umgang mit der DDR-Vergangenheit in der deutschen Medienlandschaft? Seht ihr das Problem einer ostalgischen Verklärung angesichts von Filmen wie „Goodbye Lenin“ oder „Sonnenallee“? Und wie groß ist die Gefahr, das alles zu historisieren, mit einem Gefühl des Abschlusses und dass dieses Thema keine Relevanz mehr für die Gegenwart hat?
Dass das Thema keine Relevanz mehr hat, können wir nicht feststellen. Eher im Gegenteil: das Medieninteresse zum Erscheinen unseres Buches war groß (selbst die Tagesschau berichtete) und die Reaktionen der Leser sind sehr positiv. Ganz unmittelbar bekommen wir dies bei Lesungen mit, die wir auch in Schulen geben. Auch gab es schon einzelne rührende Leserbriefe. Wir treffen dabei immer wieder auf Menschen aus Ost und West, die über ihre persönlichen Erfahrungen mit der Mauer erzählen: egal ob sie Taxifahrer, Fliesenleger oder Radiomoderatoren sind. Das BERLIN-Buch bietet hier die
Möglichkeit, sich mit der Vergangenheit und vielleicht mit der eigenen Familiengeschichte zu beschäftigen, die dann in die Gegenwart hineinwirkt.
Was unterscheidet eine erzählte Anekdote von einer gezeichneten Anekdote? Welchen Sinn macht es überhaupt, Zeichnungen beziehungsweise Bildergeschichten von den Erinnerungen der Menschen anzufertigen?
Bei einer erzählten Anekdote macht sich der Leser sein eigenes Bild, es wird aber sehr von dem erinnerten realen Bild, das der Zeitzeuge im Kopf hat, abweichen. Bei einer gezeichneten Anekdote, so wie wir es gemacht haben, ist das Bild, das der Leser sieht, sehr genau mit dem Erinnerungsbild des Zeitzeugen abgestimmt. Auch kann sich eine einzelne Person nicht immer an alles erinnern, was schon viele Jahre zurückliegt. Aber je mehr wir recherchiert haben, je mehr Personen wir zu einem bestimmten Ereignis befragen konnten, umso genauer wird dieses Bild. Viele von Ihnen sind heute 70, einige sogar 80 Jahre alt. Wenn sie sterben, ohne dass dieser Bilder- und Erfahrungsschatz dokumentiert ist, ist er für immer verloren.
Bei der Darstellung von Geschichte im Comic muss man immer ein wenig die Informationsdichte der historischen Literatur reduzieren. Natürlich ist didaktische Reduktion eines der Grundprinzipien im Schulunterricht, trotzdem erscheint mir die Ausdrucksmöglichkeit im Comic begrenzt. Sicher hat der historische Comic aber auch seine Berechtigung und seine Vorzüge. Was meint ihr?
In der Geschichte „Das Krankenhaus an der Mauer“ im BERLIN– Buch haben wir versucht, die genauen Todesumstände von Ernst Mundt zu rekonstruieren: Auf einer Friedhofsmauer balancierend versuchte er, von Ost- nach West-Berlin zu gelangen und wurde, kurz bevor er die rettende andere Seite erreichte, von einem DDR-Transportpolizisten erschossen. Mitarbeiter des Lazarus-Krankenhauses konnten nicht helfen, weil er sich auf DDR-Gebiet befand. Für unsere Recherche konnten wir die Archive der Stiftung Berliner Mauer nutzen: Wir sichteten Text-Dokumente, Ortspläne und Fotos aus der polizeihistorischen Sammlung über den Vorfall, konnten die Interviews von Herrn und Frau Malchow (unseren beiden Hauptfiguren in der Geschichte, die im Krankenhaus arbeiteten) einsehen, hatten einen Filmbericht der Berliner Abendschau, die über den Vorfall berichtete zur Ansicht, einen RIAS-Mitschnitt einer Augen- und Ohrenzeugin zur Verfügung und Fotos von Ernst Mundt, wie er aussah und welche Kleidung er an dem Tag trug. Aus diesen unterschiedlichen Quellen ergab sich allmählich ein recht klares Bild, wie bei einer Tatort-Rekonstruktion konnten wir die einzelnen Puzzleteile zusammenfügen.
Bei Tatort-Fotos liegt es in der Natur der Sache, dass die Orte nach der Tat gezeigt werden. Bei unserer zeichnerischen Interpretation, die so genau wie möglich den eigentlichen Tathergang beschreiben sollte, lassen wir den Leser mit Ernst Mundt über die Mauer flüchten, der Leser ist ganz dicht dran und sehr viel emotionaler beteiligt als bei einer nüchternen Tatortbeschreibung. Der Geschichtscomic hat hier Möglichkeiten, wie es sonst nur Reenactment-Einspielungen im Dokumentarfilm haben.
Kann man sagen, dass eure künstlerischen Einflüsse im filmischen Storyboard liegen? Welche Comiczeichner beziehungsweise welche Comicerzähler haben euch dann beeinflusst?
Wir denken sehr filmisch, das heißt, Texte und Bilder werden vor unserem inneren Auge sehr schnell in Sequenzen umgesetzt. In Bildern zu denken und visuell zu erzählen haben wir während des Studiums an der Filmhochschule gelernt. Dort haben wir für eigene Filmprojekte die Drehbücher immer schon in Storyboards vorvisualisiert. Später haben wir dann professionell als Storyboarder für TV-Serien, Event-Movies und Kinofilme gearbeitet. Zum 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls hatten wir dann an mehreren Filmen mitgearbeitet, die sich mit der DDR und dem Mauerfall beschäftigt hatten, und das fanden wir dann so spannend, dass wir dem Thema treu geblieben sind. Unsere Comicprojekte planen wir ähnlich wie ein Filmprojekt: angefangen von Stoffentwicklung und Dramaturgie über Casting und Locationssuche, Szenenbild, Requisite, Kostüm- und Maskenbild bis Kameraeinstellungen und Schnitt. Mit diesen filmischen Mitteln möchten wir den Leser in die Geschichte hineinziehen. Über eine extravagante Seitengestaltung würde der Leser eher reflektieren, dies würde ihn von der Geschichte ablenken. Diese Erzählweise finden wir auch bei unseren Vorbildern Jiro Taniguchi und Naoki Urasawa so gut. Bei Taniguchi ist die unaufgeregte, sachliche, sensible, sich Zeit lassende Erzählung sehr inspirierend, bei Urasawa das emotionale, ausdrucksstarke, mitreißende Storytelling. Interessant bei Taniguchi und Urasawa ist auch, wie die fotorealistischen Hintergründe sehr gut mit den Figuren korrespondieren. Bei beiden ist auch die Hell-Dunkel-Gestaltung sehr gelungen. Beide haben natürlich einen viel größeren Mitarbeiterstab, müssen sehr viel mehr Seiten produzieren, aber können dadurch auch viel epischer und umfangreicher erzählen, als wir mit zwei Leuten es könnten. Und wir möchten nicht vergessen, Joe Sacco, den Begründer des Comicjournalismus, zu erwähnen, dessen Reportagen bezüglich Zeitzeugen, Interviews, akribischer Recherche, detailtreue und realistische Darstellung uns sehr beeinflusst haben.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Interview!
Grenzfall und Berlin – geteilte Stadt sind im avant Verlag erschienen.
© Fotos: Anna Schmelz; Abbildungen: Thomas Henseler und Susanne Buddenberg
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