Welt am Draht

Links der Woche: Mit Verlagspleiten und peinlichen Jugendsünden

Unsere Links der Woche, Ausgabe 16/2011:

 

Collective Memory: Tokyopop, RIP
The Comics Reporter, Tom Spurgeon
Die Nachricht der Woche war sicherlich die Ankündigung von Tokyopop, Ende Mai den Betrieb als Verlag einzustellen. Schon in den letzten Monaten waren etliche Mitarbeiter entlassen und die Belegschaft immer mehr zusammengeschrumpft worden, vor allem weil der ehemals größte Tokyopop-Kunde, die insolvente Buchhandelskette Borders, seine Rechnungen nicht mehr bezahlte und die Tokyopop-Manga komplett aus dem Programm genommen hatte.

Die Schließung gilt allerdings ausdrücklich nur für das US-Geschäft, die in Hamburg ansässige Tokyopop GmbH ist nicht betroffen und arbeitet wie gewohnt weiter. Mehr dazu in diesem Statement von Geschäftsführer Jo Kaps im Tokyopop-Forum. Der oben verlinkte Beitrag von Tom Spurgeon ist eine umfangreiche Linksammlung zum Thema, die vor allem die zahlreichen Reaktionen der Blogosphäre sammelt. Unter anderem wird eifrig spekuliert, was mit den Rechten an Tokyopops amerikanischen Eigenproduktionen passieren wird. Die vielleicht schärfste Kritik an Tokyopop-Gründer Stu Levy kommt vom bloggenden Buchhändler Matt Blind.

„Ich steh auf ausgewachsen“
taz, Astrid Geisler und Martin Reichert
Die taz hat im Archiv einen alten Comic von Ralf König gefunden, den dieser 1980 als 19-Jähriger gemacht hatte und der von der Zeitung gedruckt wurde. Darin wird die Strafverfolgung eines Mannes angeprangert, der einen Jungen zum Oralsex animiert hat. Im Interview spricht sie mit ihm über die stark veränderte gesellschaftliche Haltung zum Thema Pädosexualität, über Frühwerke, die ihm heute peinlich sind und warum er damals anfing, schwule Comics zu zeichnen.

Wie das Internet den Comic beeinflusst
Slideshare, Johannes Kretzschmar
Auf der Berliner Konferenz re:publica hielt Webcomic-Darling Beetlebum diesen Vortrag, in dem er zuerst ein wenig Comichistorie vermittelt und dann darauf eingeht, was im Internet in Sachen Comics passiert. Ein Video des Vortrags ist bisher nicht aufgetaucht, aber immerhin stellt Johannes seine hübsch gestaltete Präsentation online zur Verfügung.

E-Books von Cross Cult
Cross-Cult-Forum, Andreas Mergenthaler
Seit einiger Zeit veröffentlicht Cross Cult neben Comics (u. a. The Walking Dead, Chew, Hellboy, Sin City) auch Bücher, vornehmlich aus dem Star-Trek-Universum. Nun wurde angekündigt, dass man sich auch an E-Books versucht. Einer der Testballons, Star Trek – Destiny 1, landete – wohl auch dank Schnupperpreis – sehr schnell auf dem 2. Platz der meistverkauften Bücher im iBookstore. Wie Verlagsleiter Andreas Mergenthaler erklärt, wird dabei die digitale Variante um einiges später als ihr gedrucktes Pendant erscheinen, um keine finanziellen Verluste zu erleiden und den Fachhandel nicht zu schädigen. Vorerst geht es dabei nur um Bücher; ob Comics irgendwann folgen werden, ist noch ungewiss. Die verlinkte Diskussion ist interessant, weil sich dort von Verlag über Händler bis zu Lesern alle zu Wort melden. Eine Umfrage zu der Thematik und dem Käuferverhalten hat Cross Cult ebenfalls eröffnet.

Afrodisiac
AdHouse Books, Jim Rugg und Brian Maruca
Das vielfach gelobte Afrodisiac, eine kunstvolle Parodie auf Blaxploitation-Comics und -FiIme der Siebziger Jahre, ist für den Eisner Award als „Best Humor Publication“ nominiert. Allerdings ist die letzte Auflage gerade vergriffen und die nächste ist noch nicht in Druck. Damit trotzdem keiner der Abstimmenden sagen kann, er habe das Buch nicht gelesen, stellt der Verlag AdHouse Books das komplette Ding kurzerhand online. Kostenlos und frei zugänglich.

20 Amazingly Integrated Comic Book Logo Illustrations
Comics Alliance, Andy Khoury
Will Eisners Spirit wurde unter anderem dadurch berühmt, dass der Schriftzug der Serie auf den Titelseiten auf originelle Weise in die Bilder integriert war – eine Technik, die später auch andere Comiczeichner gelegentlich aufgriffen und es bis heute tun. Comics Alliance hat 20 schöne Beispiele gesammelt.

A Little Dusty
gregrucka.com, Greg Rucka
Greg Rucka gilt als einer der besten Comicautoren. So ist die realistisch anmutende Geheimagentenserie Queen & Country ein hochgelobtes Cross-Over-Projekt, das sowohl Comics als auch Romane beinhaltet. Auf seiner Website hat er nun für Interessierte ein Skript zu der letzten Herbst bei Marvel erschienenen Geschichte „Post Mortem“ (aus I Am An Avenger #2) veröffentlicht, das man sich als PDF herunterladen kann.